vonSigrid Deitelhoff 04.09.2017

Prinzenbad-Blog

Freibad-Wetter, gefühlte Wassertemperatur, Gespräche und Gedanken unter der Dusche – der Blog über Deutschlands berühmteste Badeanstalt.

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Nun gehen die Sanierungsarbeiten tatsächlich los. Ab heute ist das Sportbecken gesperrt. Jetzt heißt es Abschied nehmen vom „Kachelzählen“ im hinteren Becken!

Alle, die behaupten, sie würden zukünftig genauso gerne im Edelstahlbecken trainieren, schwimmen wahrscheinlich wenig im hinteren Becken und kennen kaum das Glitzern der Kacheln im Sonnenschein. Seid ehrlich! In der Regel schwimmt ihr seit Jahren in den vorderen Becken oder sogar fremd in anderen Schwimmbädern!

Die Berliner Bäderbetriebe haben sich trotz der Meckereien, Klagen und der Unterschriftenliste zur Erhaltung des Kachelbeckens nicht umstimmen lassen. Jetzt wird es ernst… In der nächsten Saison schwimmen wir dann also im stahlgrauen Becken. Gibt es nicht eine Folie mit dem Motiv blauer Kacheln, die über das Stahlgrau geklebt werden könnte, um das magische Blau des Wassers, dass an Ozeane, Himmel und Weite erinnert, vorzutäuschen? So eine Folie ist wahrscheinlich auch nicht ganz billig. Als ich heute mit einigen Stammgästen beim Frühstück auf der Terrasse saß, brachte mich Fanny auf eine Idee, wie das eventuell finanziert werden könnte. Sie erzählte, sie hätte gern eine Schwimmbad-Kachel zur Erinnerung an das Sportbecken. Es gibt bestimmt noch weitere Prinzenbadler*innen, die auch gern so ein Andenken erwerben würden. Wie wäre es, wenn die Bäderbetriebe Sportbecken-Kacheln als Devotionalien verkaufen würden? Je nach Preis und Nachfrage könnte vielleicht etwas Geld für eine „blaue Kachelfolie“ zusammenkommen.

Und wie war nun heute das Anbaden im vorderen Becken nach der Sportbecken-Schließung? Es war erstaunlicherweise recht leer. Ich hatte mit mehr Badegästen gerechnet. Das Wasser war schön klar, aber sehr frisch. Die Temperatur sollte laut Eingangstafel 21 Grad betragen. Meine gefühlte Temperatur lag weit darunter…
Und natürlich fehlen noch ein paar Wettkampfleinen, damit das Mehrzweckbecken ein ordentliches Sportbecken wird. Der LGBTI-Badetag Anfang August hat ja gezeigt, wie das geht mit den Leinen. Entgegen anders lautenden Gerüchten lassen sie sich problemlos im vorderen Becken installieren.

Einige Prinzenbadler*innen sind inzwischen im Teich (Nichtschwimmerbecken) abgetaucht. Auf dem Weg zum Umkleidebereich traf ich Stammgast J., der mir erklärte, er hätte sich einen Schwimm-Parcours für das Nichtschwimmerbecken ausgedacht: Zuerst schwimmt er an der Treppe vorbei, unter der Rutsche unten durch, dann um den Wasserpilz herum und anschließend in einem 45 Grad Winkel in Richtung Beckenrand, um dort dann in einem 90 Grad Winkel wieder auf die gedachte Schwimmbahn in Richtung Treppe zu gelangen. Das nenne ich mal „Aus der Not eine Tugend gemacht“! Ich wußte immer schon, diese Prinzenbadler*innen sind erfinderisch…

Alle Fotos: ©Sigrid Deitelhoff

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https://blogs.taz.de/prinzenbad/2017/09/04/sportbecken-ohne-kacheln/

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kommentare

  • Kacheln mit Bildern von den Leckereien aus Daggis und
    Matzes Cafeteria sind sicher ein Verkaufsschlager von
    Großen Fanclub

  • Das mit den Autogrammen ist auch auch eine super Idee. Aber auch Kacheln mit Autogrammen von Daggi und Matze… und Mogli!

  • Das mit dem Kachelverkauf finde ich super! Vielleicht noch mit Autogramm von der jeweiligen Lieblingsschwimmeister***in?!

  • So sehr ich mir gewünscht hätte, dass die Fliesen erhalten worden wären: Die Idee mit der Dekorfolie finde ich aus ästhetischer Sicht absolut gruselig.

    Aber nun gut, ich finde auch Fußbodenlaminat, verchromten Kunststoff und ähnliche Fake-Materialien grundsätzlich indiskutabel …

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