vonSigrid Deitelhoff 10.09.2020

Prinzenbad-Blog

Freibad-Wetter, gefühlte Wassertemperatur, Gespräche und Gedanken unter der Dusche – der Blog über Deutschlands berühmteste Badeanstalt.

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Was war das für eine merkwürdige Sommersaison! Aufgrund der Corona-Pandemie und den betreffenden Hygienevorschriften mit Abstandsregeln und Maskenpflicht gestaltete sich das Schwimmen im Prinzenbad aussergewöhnlich:

Onlinebuchungen statt spontane Freibadbesuche, Umziehen im Freien statt Benutzung der Umkleidebereiche, kalt statt warm Duschen (zumindest in den ersten Monaten), keine Unterbringung der Kleidung im Spind (die Spindschlösser mit ihren interessanten Schwimm-Motiven blieben zu Hause), Zeitfenster statt stundenlanges Klönen in der Cafeteria.

Im Cafe eine Trennung von Ein- und Ausgang, Daggi und Matze mit Maske (Mensch, wie sahen die beiden noch aus? Ob wir sie im nächsten Jahr nach der langen Maskenpflicht wiedererkennen werden?), Salz- und Pfeffertütchen statt Salz- und Pfefferstreuer auf den Tischen, neu kreierte Pasten wie zum Beispiel Avocadomus, Dattelpaste, Frühlingsquark mit dreierlei Zwiebelsorten und weit auseinanderstehende Tische auf der Terrasse.

Pro Zeitfenster eine Begrenzung der Besucherzahl, Doppel-Bahnen mit viel Platz zum Schwimmen, Begrenzung der Anzahl von SchwimmerInnen pro Bahn, Wettkampfleinen und eine Einteilung der Bahnen in relaxed, sportlich, advanced. Sperrung der Wasserrutsche, Abstandsregeln auch auf der Prinzenbadwiese, eine Unterscheidung zwischen dem Eingang und dem Ausgang zur Wasserfläche, Haare föhnen nicht erlaubt, Parkour laufen durch das Freibad.

Das alljährliche Splash-Event und auch die Saison-Abschiedsparty ersatzlos gestrichen. Ja, na klar – es war traurig, immer schon um 10 Uhr (Ende des 1. Zeitfensters) das Prinzenbad verlassen zu müssen. Ich will es nicht „schönreden“ bzw. „schönschreiben“, aber die Begrenzung der SchwimmerInnen pro Zeitfenster hatte auch Vorteile, auch bei den hohen Temperaturen war ein entspanntes Schwimmen möglich. Es gibt sogar MitschwimmerInnen, die für Zeitfenster und eine Begrenzung der Badegäste für die kommende Sommersaison 2021 plädieren. Soweit würde ich nicht gehen, aber auch ich fand das Schwimmen in diesem Jahr entspannter als in den vergangenen Jahren.

Es gibt Kritikpunkte an der Bäderpolitik, es sei nicht alles von Anfang an „rundgelaufen“. Es wurden mit Sicherheit Fehler gemacht. Aber: An dieser Stelle ein großes Dankeschön an die Berliner Bäderbetriebe, die mit ihrem Hygienekonzept das Schwimmen in Berlin überhaupt ermöglicht haben. Die Sommersaison begann verspätet, aber wir PrinzenbadlerInnen hatten ebenso wie die Badegäste der anderen Berliner Freibäder Glück, dass wir trotz der Corona-Pandemie überhaupt schwimmen konnten. Nicht alle Frei- und Sommerbäder öffneten in Deutschland ihre Türen. Viele blieben verschlossen. Es gab darüber hinaus sogar Landkreise in Deutschland, in denen wegen der anhaltenden Trockenheit und der damit einhergehenden Wasserknappheit Bäder geschlossen wurden, um Wasser zu sparen.

Zum Schluss noch einige Infos zu den Berliner Hallenbädern und dessen Benutzung während der Corona-Pandemie und ein Interview mit der Prinzenbad-Cafeteria-Crew Daggi und Matze:
„Keine Welle, aber Halle!“, taz-Berlin vom 10.9.2020, S.21
– „Die Party fällt dieses Jahr aus“, taz-Berlin vom 10.9.2020, S.21

Ich wünsche Euch einen friedvollen Herbst, Winter und Frühling. Bleibt alle gesund! Passt auf Euch auf! Ich hoffe, wir sehen uns alle wohlbehalten zur Sommersaison 2021 wieder.

Foto oben: ©Fanny Cathrin Melle

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https://blogs.taz.de/prinzenbad/2020/09/10/13-september-2020/

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kommentare

  • Positiv ist, dass die Sommerbäder geöffnet waren , aber Die Zugangsbeschränkungen waren überzogen .
    Abstand halten war in den Sommerbädern kein Problem, ob im Wasser oder der Liegewiese.
    Corona holt man sich dann eher in den gammeligen öffentlichen Verkehrsmitteln oder beim einkaufen, wo der Abstand schwer einzuhalten ist .
    Für die Cafeteria ist eine zweite Saison unter diesen restriktiven Einschränkungen das sichere aus .
    Und das die Bäder Betriebe mal wieder unflexibel oder unfähig sind , die Saison wetterbedingt zu verlängern spricht für die wenig kundenfreundliche Einstellung dieses städtischen Betriebes.
    Die vorzeitige Schließung des Strandbades Wannsee hat man im negativen Sinne auch flexibel hinbekommen.
    Hoffentlich wird 2021 die Saison wieder im April gestartet und mit mehr Besuchern, die auch die Möglichkeit haben müssen , Eintrittskarten an der Kasse zu erwerben.
    Die Verwaltung kann sich damit im Herbst und Winter beschäftigen, damit es 2021 Verbesserungen gibt.
    Fraglich ob das gewollt ist .

  • Brief an die Berliner Bäderbetriebe:

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    Nächste Woche ist Hochsommer. Warum lassen Sie nicht das Prinzenbad länger offen und das Spreewaldbad geschlossen? Es ist dasselbe Personal und gleiche Gäste.

    So könnten alle den Sommer noch 1-2 Wochen (ohne Corona Risiko, mit frischer Luft für Gast und Mitarbeiter) genießen.
    Wer will schon bei den Temperaturen ins Hallenbad? Das Prinzenbad hatte in den letzten Jahren bei gutem Wetter oft bis Ende September geöffnet.

    Bitte prüfen Sie das Anliegen vieler Gäste wohlwollend!

    Mit freundlichen Grüßen
    Kerstin Jaeschke

  • Leider hat die Autorin dieses Blogs etwas Wichtiges nicht im Blick: Das
    Prinzenbad ist ein Sommerbad und kein Sportbad. Entspanntes Schwimmen
    kann deshalb immer nur in der Nebensaison möglich sein. Das Prinzenbad
    war bisher immer auch ein sozialer Ort. Und das sollte auch so bleiben.
    Deshalb müssen sich die Bäderbetriebe für die kommende Saison Gedanken
    machen, wie ihre Freibäder die Funktion, ein sozialer Ort für die
    gesamte Bevölkerung zu sein, wieder erfüllen können. Inzwischen sind
    sich auch die Virologen weitgehend einig, dass es unter freiem Himmel
    kaum Ansteckungen gibt. Deshalb ist es nicht verständlich, dass die
    Berliner Gesundheitsämter ihre aktuellen Hygieneregelungen auch für die
    Saison 2021 beibehalten wollen. Das heißt, es muss nach Möglichkeiten
    gesucht werden, künftig wieder mehr Besucher zuzulassen. Unter den
    jetzigen Bedingungen rentiert sich im übrigen auch der Betrieb einer
    Cafeteria in den Berliner Freibädern nicht mehr. Etliche sind bereits
    insolvent.

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