Nun ist es leider wieder so weit, die Sommer- bzw. Herbstsaison endet im Prinzenbad. Zuletzt betrug die Wassertemperatur im unbeheizten Sportbecken ca. 12 Grad. Zum Glück hatte die geöffnete Kreuzberger Schwimmhalle konstant 26 Grad. Die EisbadlerInnen müssen sich nun ein anderes kaltes Gewässer suchen, vermutlich werden sie bei den Berliner Seen fündig. Die übrigen, nicht so hartgesottenen FreibadlerInnen werden sich für die kommende Wintersaison ein Hallenbad für ihr tägliches Schwimmtraining suchen müssen.
Ende April startete in diesem Jahr die Sommersaison im Prinzenbad mit nur einem Becken, dem Sportbecken. Das Terrassen- und das Nichtschwimmerbecken waren, wie auch am Ende der Sommersaison, sanierungsbedingt geschlossen. Das Nichtschwimmerbecken war darüber hinaus sogar zwischenzeitlich mal gesperrt, da Jugendliche 40 Meter Dichtungsringe inmitten des laufenden Badebetriebs herausgerissen hatten. So peu à peu wurde das Becken repariert und Schritt für Schritt wieder geöffnet.
Ende Juni drängelte sich das Thema „Randale in den Freibädern“ in den Vordergrund. Zuerst bestimmten die Schlägereien im Columbiabad die Schlagzeilen in den Medien, dann die im Sommerbad Pankow. Aber nicht nur in den Berliner Freibädern, sondern auch im gesamten Bundesgebiet nahm die Gewalt und die Gewaltbereitschaft zu. Irgendwann gab es auch einige wenige Zwischenfälle im Prinzenbad. Obwohl es hier relativ friedlich zuging, mußten jedoch immer wieder Fotos vom Prinzenbad in den Medien für die Randale in anderen Bädern herhalten.
Vielleicht aufgrund fehlender anderer Freibad-Fotos oder mangelnder Orts- und/oder Fachkenntnisse. Na ja, das kennen die PrinzenbadlerInnen schon zu Genüge, und dies hat in der Vergangenheit immer wieder für Verärgerung unter den Badegästen gesorgt.
Der zunehmenden Gewalt von Jugendlichen in den Sommerbädern folgten Forderungen aus Politik und Gesellschaft nach vermehrter Polizeipräsenz und Sicherheitsdiensten. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner, CDU-Parteivorsitzender Friedrich Merz und sogar Bundeskanzler Olaf Scholz äußerten sich öffentlich zum Thema „Randale in den Freibädern“.
Mobile Polizeiwachen wurden vor den Bädern postiert und noch mehr Security als in den letzten Jahren in den Sommerbädern eingesetzt. Es folgten Videoüberwachungen an den Ein- und Ausgängen, Taschenkontrollen und eine Ausweispflicht beim Einlass.
Allein im Monat Juli wurden im Prinzenbad für den Wachdienst 91 000 Euro ausgegeben. Das sind pro Tag im Schnitt 3000 Euro nur für das Sicherheitspersonal. Über Sinn und Unsinn der ganzen Maßnahmen wurde heftig im Prinzenbad diskutiert.
Im Laufe des Herbstes startete dann im Prinzenbad das Präventionsprojekt „SpOrtBad“. Unter dem Motto „Mit Sport gegen Gewalt“ konnte auf einem Teil der Liegewiese Basketball, Volleyball, Tischtennis und Fußball gespielt werden. Das Projekt sollte dafür sorgen, dass Jugendliche sich im Sport auspowern, statt ihre Energie in Gewalt umzusetzen.
Aber es gab auch positive Freibad-Nachrichten. Auch in dieser Saison fand wieder der Queer Summer Splash statt. Meine persönlichen Highlights – ausserhalb des Prinzenbades – war das Fremdschwimmen in Kiel. Die Seebäder Düsternbrook und Holtenau sind sehr empfehlenswert. Aber auch das Schwimmen im Zürichsee und das Flussbaden in der Limmat im September diesen Jahres stellte für mich ein besonderes Erlebnis dar. Zuletzt habe ich mir vor vier Jahren Zürich „erschwommen“. Insbesondere das Seebad Utoquai begeistert mich immer wieder auf Neue.
Zum Schluss leider noch eine traurige Nachricht: Am 7. Oktober starb unsere Zeitungsverkäuferin Emma Hartmann mit 83 Jahren.
Wer kannte sie nicht! Jahrelang saß sie täglich während der Sommersaison auf einem Klappstuhl vor dem Prinzenbad und verkaufte ihre Zeitungen, im Winter dann auf der Admiralsbrücke. Ab und an paßte sie vor dem Freibad auf die Hunde einiger Badegäste auf, die während dessen ihre Schwimmrunden absolvierten. Unermüdlich strickte sie Socken, Pulswärmer und Bettschuhe und verschenkte diese oft an die PrinzenbadlerInnen. Auch ich besitze noch einige Pulswärmer.
Mit erhobener Faust rief sie den weggehenden Badegästen zu: „Die Welt ist kaputt“. Wir wollen hoffen, dass dies keine Vorhersage für die Zukunft darstellt. Obwohl, wenn ich mich so umschaue…
Emma Hartmann im Tagesspiegel und in der Berliner Zeitung
Liebe PrinzenbadlerInnen,
die Sommer- und Herbstsaison ist beendet. Laßt es Euch gut gehen und bleibt gesund!
Rutscht gut ins Neue Jahr! Wir sehen uns hoffentlich in der Sommersaison 2024 wieder. Einige von Euch werde ich vermutlich auch während der Wintersaison in der weiterhin geöffneten Kreuzberger Schwimmhalle sehen. Am 31. Oktober und am 1. November wird die Halle gereinigt. Ab dem 2. November ist sie dann montags bis freitags von 7 bis 16 Uhr geöffnet, am Wochenende von 10 bis 17 Uhr. Der Eingang erfolgt über die Gitschinerstraße 18. Der Umkleidebereich und die sanitären Anlagen können dort auch wieder benutzt werden.
Danke an die Cafeteria-Crew Matze und Daggi für ihre Geduld, ihr offenes Ohr und ihre leckeren Speisen! Und ein besonderer Dank an Fanny, die mir auch in dieser Saison wieder sehr großzügig viele ihrer tollen Fotos für die Bebilderung meines Blogs zur Verfügung gestellt hat. Aber auch vielen anderen gebührt mein Dank: z.B. KommentarschreiberInnen oder auch PrinzenbadlerInnen, die mich mit Infos und Gesprächen zu dem einen oder anderen Beitrag inspiriert haben. Euch allen ein herzliches Dankeschön!
Teaser-Foto©Fanny Cathrin Melle
Danke für die finalen Worte!
Gesundheit und Frieden für Alle!