vonChristian Ihle 03.04.2010

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Christian Zaschke in der Süddeutschen Zeitung über den vergeblichen Versuch, ein Interview mit dem Komiker Eckart von Hirschhausen zu führen:

„Schon die Anbahnung des Treffens war dann schwierig verlaufen, weil Hirschhausen zunächst — anders als zum Beispiel Hollywoodstars, Nobelpreisträger oder die Kanzlerin — auf Monate keinen Termin finden konnte. (…) Dann schickte Frau H., seit mehr als zehn Jahren seine Managerin (…) die Bedingungen – und diese Bedingungen sind allerdings im Gegensatz zum deutschen Fernsehen wirklich spektakulär. Sie zeigen die Hybris einer Branche und zugleich einen angstgesteuerten Kontrollwahn, der, lassen wir Diktaturen außen vor, international einmalig erscheint.

(…) Verstehen Sie dies bitte als Voraussetzung für die Zusage zum Interview.

1. Wir gehen davon aus, dass Sie KEINE privaten Fragen stellen und auch keine privaten Informationen über Eckart von Hirschhausen in Ihrem Beitrag verarbeiten. Wir legen auf eine strikte Trennung von Berufs- und Privatleben wert; Eckart von Hirschhausen ist einer der Künstler, der sich ausschließlich über sein berufliches Wirken definiert.

2. Sie legen uns Ihren Beitrag in vollem Umfang vor dem Druck zur Autorisierung vor; bitte nicht nur die Hirschhausen-Zitate, sondern den gesamten Beitrag, damit wir den Zitatezusammenhang auch erkennen können.

3. Eckart von Hirschhausen bzw. das Management haben das Recht, Einwände zu äußern und eine Textänderung zu bewirken, wenn die Person ‚Eckart von Hirschhausen’ nicht korrekt dargestellt wurde.

Eine Frage: Haben Sie einen Fotografen dabei? Wenn ja, dann bringen Sie doch bitte auch eine Maske mit.”

Eine amerikanische Zeitung, der Clint Eastwood einen Bedingungskatalog wie den von Hirschhausen vorlegte, würde den Schauspieler vermutlich verklagen.
(…)
Vielleicht war das eigentlich Interessante an Hirschhausens Bedingungen für ein Gespräch mit der SZ nicht einmal der Wunsch, den Text zensieren zu können. Sondern der Hinweis, es sei, wenn ein Fotograf mitkomme, auch „eine Maske“ zur Verfügung zu stellen. Gemeint ist jemand, der ihn tatsächlich pudert und schminkt, aber in der saloppen Formulierung steckt natürlich eine Doppeldeutigkeit der Art, wie Eckart von Hirschhausen sie selbst gerne mag. Dass der Mann, der sein Bild derart manisch kontrollieren will, den Journalisten tatsächlich auffordert, die Maske selbst mitzubringen, das ist ein Paradoxon der feineren Art.“

(Christian Zaschke in der Süddeutschen Zeitung)

Weitere Schmähkritik:
* Nr. 290: DerSpiegel über Eckart von Hirschhausen

Inhaltsverzeichnis:
* Die ersten 300 Folgen Schmähkritik
* Wer disst wen?

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