vonChristian Ihle 04.04.2011

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„Alle Vorsicht bereitet nicht vor auf die Katastrophe, die dann tatsächlich im Kino wartet. „Sucker Punch“ ist ein Debakel, für das sich etliche negative Superlative finden ließen.
(…) Beim ersten Ausflug ins martialische Wunderland mag man noch hoffen, dass sich dort vielleicht wirklich noch ein doppelter Boden auftut, unter dem sich etwas Herz, Verstand, Humor, Subtilität und wenigstens eine wirklich originelle Idee verbergen. Doch dort ist gar nichts zu finden, und stattdessen quält sich die simple Mär mit lachhaftem Ernst und unappetitlichem Pathos voran. Und dies bevorzugt in Zeitlupe, was das Elend unnötig verlängert.
Das Produktionsdesign lässt sich dabei am ehesten als gestalterische Diarrhöe beschreiben, bei der wahl- und willenlos alles aus dem Fundus auf der Leinwand landet: Japanische Mangas, das prätentiöse cinema du look der achtziger Jahre und altbackene Pin-up-Phantasien sind nur einige der visuellen Versatzstücke, die sich in dem Kuddelmuddel finden. Die angedrohte Lobotomie, vor der sich Babydoll in der Anstalt retten will, wirkt da fast tröstlich: Lieber Hirn ganz aus, als länger diese Hirnverbranntheiten ertragen.

(…) Dieser Film gibt seine Peinlichkeiten als Provokation aus, reduziert in letzter Konsequenz alle weiblichen Figuren auf fremdbestimmte Fetischobjekte, und verkauft diese sexistische Altherren-Weltsicht dann auch noch als postfeministische Ironie. Somit ließe sich die Arbeit Snyders, der pikanterweise erstmals ein eigenes Drehbuch verfilmte, im Fall von „Sucker Punch“ auch eher so zusammenfassen: Dieser Regisseur hat alles gesehen, aber nichts verstanden. Und wer das für einen genialischen Wurf hält, lässt sich auch eine Kloschüssel als Füllhorn andrehen.“

(David Kleingers im SPIEGEL)

Inhaltsverzeichnis:
* Teil 1: Alle Schmähkritiken über Bands, Künstler und Literatur
* Teil 2: Alle Schmähkritiken über Sport, Politik, Film & Fernsehen

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