vonSchröder & Kalender 14.01.2007

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Der Bär flattert in östlicher Richtung.
Zu unserem Blog über Katharina Hammerschmidt schrieb uns Christiane Ensslin eine Mail. Klaus Jünschke, der ihr unsere Blogs ausdruckt, ist Christianes Lebensgefährte. Die Sache mit dem pietistischen Elternhaus der Ensslin-Kinder wußten wir 1994, als die Folge ›Unterm Dach‹ erschien, nicht besser. Aber neulich hätten wir den Text korrigieren müssen und haben es leider übersehen. Denn bereits 1998 hatte uns Ulrich Ott (der ehemalige Direktor des Schiller-Nationalmuseums und des Deutschen Literaturarchivs in Marbach) erzählt, nachdem er die ›Schröder erzählt‹-Folge gelesen hatte, daß der Pfarrer Helmut Ensslin im Gegenteil ein kritischer Protestant auf der Bultmann-Linie war. Außerdem seien das Ehepaar Ensslin keine Spießer, an allen Künsten interessiert und Pfarrer Enslin ein linker Protestant im Sinne von Martin Niemöller gewesen. Das wußte Ulrich Ott, weil er ebenfalls aus einem schwäbischen Pfarrhaus stammt und seine Eltern mit den Ensslins befreundet waren.

Hier also die Mail von Christiane Ensslin:

Liebe Barbara, lieber Jörg,

Klaus liest jeden Morgen Eure Texte und druckt mir die aus, von denen er meint, dass ich sie auch gerne lese, das sind fast alle. Also heute Katharina Hammerschmidt mit dem schönen Fotoleporello. Dieses Jahr wird ja 30 Jahre Stammheim abgefeiert und deswegen hab’ ich mich besonders gefreut, dass Ihr schon so früh zum Jahresbeginn klargestellt habt, dass es eine Denunziation ist, die erste RAF-Generation als Hitlers Children zu charakterisieren. Es ist notwendig, das immer wieder deutlich zu sagen, weil das Interesse, die RAF als antisemitisch, mordlustig usw. darzustellen, zugenommen hat und mit der zunehmenden Verelendung weiter wachsen wird. In Eurer Richtigstellung ist Euch aber auch ein Fehler unterlaufen. Unser Vater war kein pietistisch ausgerichteter Theologe, sondern der dialektischen Theologie von Karl Barth verpflichtet. Deshalb war auch unser Elternhaus keineswegs streng oder prüde. Diese Vorstellung von Gudrun als pietistisch erzogene Pfarrerstochter ist offenbar so unausrottbar wie Hitlers Children und hat natürlich für die Spießer sowieso einen ganz besonderen Reiz.
Viele Grüße
Christiane
PS 1: Als Ihr neulich in Köln ward, lagen wir beide mit Grippe im Bett, schade, denn wir wären gerne zur Lesung gekommen.

PS 2: Ulrich Gembardt hat mir sein Pressearchiv (ab 1962, etwa 250 Leitzordner) vermacht, das jetzt im Hamburger Institut ist – leider.

(CE / BK / JS)

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