Der Bär flattert in östlicher Richtung.
Ostermontag mit unserem sechsjährigen Enkel Paul in der U-Bahn. Seine Mutter Katinka hatte uns das Kind über Ostern geschickt, weil Paul unbedingt Opa und Oma in Berlin besuchen wollte. Er hatte schlechte Laune, weil er den Schlüssel zu seinen Handschellen verloren hatte und moserte herum. Zwei Plätze weiter saß eine junge Afrikanerin, elegant angezogen, sie las zunächst in einem Taschenbuch ›The Good German‹ von Joseph Kanon. Dann musterte sie Barbara und mich angeekelt mit einem Blick, der sagte: »Kinderdiebe wie Madonna.« Pauls Vater stammt tatsächlich aus Malawi und studiert in Bochum BWL.
(JS)
Eben. Und wenn dann der Futterneid und all die anderen bekannten einschlägigen Gefühle der zu kurz gekommenen und lebenslänglich verarschten auf eine erfolgreiche amerikanische Schauspielerin mit fragwürdigem Ruf projiziert werden können, dürfen sich alle einig sein, die junge Schwarzafrikanerin und der DVU-Wähler aus Meckpomm, die erzkatholische Haus-Postille und das linksliberale Massenblatt, die gebildete Fach- und ihre polnische Putzkraft. Das nennt man dann wohl gelebte Solidarität in der multinationalen Hauptstadtkultur.
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