vonSchröder & Kalender 19.12.2007

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Der Bär flattert in östlicher Richtung.

Eines Morgens spazierten also meine Frau und ich zum Petersplatz, überreichten das Kuvert an der Portiersloge des Vatikanpalastes. Wir wollten gleich wieder gehen, hatten vor, einen Ausflug in die Umgebung zu machen. ›Bitte warten Sie‹, sagte der Pförtner hinter der Glasscheibe, und nachdem er das Schreiben gelesen hatte, telefonierte er. Dann erschien ein Schweizergardist, der uns über Treppen und prächtig ausgemalte Gänge in den dritten Stock führte. Uns wurde ganz anders, und ich flüsterte meiner Frau zu: ›Ich hab’ doch nur ein Polohemd an!‹ Am Ende eines dieser Gänge stand ein freundlicher Mann und stellte sich als ›Kammerdiener von Papa‹ vor – auf italienisch –, der Schweizergardist war zum Übersetzen bestellt, obwohl meine Frau ja gut italienisch spricht. Der Kammerdiener bedankte sich, daß wir ihm diesen Brief überbracht hätten, der ihn sehr erfreue, denn darin frage die Züchterin an, ob sie dem Papst einen Dackel schenken dürfe, da sie vom Tod des ersten gehört habe. Und sie schreibe ebenfalls, daß wir einen solchen Dackel hätten. Er als Kammerdiener sei sozusagen der offizielle Besitzer des Hundes gewesen, weil Papa selbst ja keine Geschenke annehmen dürfe. Und er wäre sehr dankbar, wenn sie wieder so ein liebes Tier bekommen könnten. Schließlich sagte der Kammerdiener: ›Ich zeige Ihnen jetzt die abitazione papale.‹ Und während wir die Wohnräume besichtigten, erzählte er, daß das Amt des Kammerdieners erblich sei, das werde seit Urgroßvaters Zeiten vom Vater auf den ältesten Sohn vererbt. Und dann fragte er plötzlich: ›Möchten Sie Papa kennenlernen?‹ ›Das geht doch nicht‹, antwortete ich, ›er hat doch sicher sehr viel zu tun.‹ Darauf sagte der Diener: ›Ach, Papa nimmt sich manchmal gerne die Zeit, wenn ich ihn darum bitte. Ich schaue, ob es möglich ist.‹

Und tatsächlich, es dauerte keine fünf Minuten, da standen wir auch schon vor ihm. Also, ich muß Ihnen sagen, der Papst hat einen starken Eindruck auf mich gemacht. Auch wenn ich mit manchem nicht einverstanden bin, was da so aus Rom kommt, aber der Papst ist ein sehr eindrucksvoller Mann. Wir haben uns sogar auf deutsch unterhalten über Dackel und Augsburg, zum Abschluß gab er uns seinen Segen. Dann kam ein Fotograf, der Bilder vom Papa und uns machte. Meine Frau sagt heute noch, wenn sie jemand die Fotos zeigt: ›Und mein Mann hatte nur ein Polohemd an!‹ Ja, wir konnten doch nicht ahnen, daß wir so etwas erleben würden. Vor lauter Aufregung sind wir mit dem Taxi zum Hotel zurückgefahren. Als wir dort ankamen, empfing uns der Portier mit tiefen Bücklingen, weil inzwischen der Vatikan angerufen hatte. Der Kammerdiener hinterließ eine Nachricht, daß er vergessen habe, uns ein Schreiben an die Züchterin in Augsburg mitzugeben. Das kam dann am nächsten Tag mit einem Boten. Und vierzehn Tage lang hieß es in diesem Hotel: ›Signora Weigel hinten und Signor Weigel vorn!‹«

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Ein paar Tage nach dem Küchenaufbau rauschte Herr Weigel noch mal mit dem Alfa an, um eine letzte Chromstütze anzuschrauben. Barbara und ich ließen es uns nicht nehmen, endlich ein Exemplar des marianischen Einhorns in Gestalt eines Dackels zu betrachten. Wir gingen mit runter auf die Straße, da saß ein Häufchen von Hund auf dem Beifahrersitz des Cabrios und kläffte uns mit heller Belle an. Das Wundertier hatte große runde, hervorstehende Augen unter lebhaften Brauen, dazu eine feine, spitze Dackelschnauze, eben alles winzig. »Der ist gefährlich«, kommentierte Herr Weigel das helle Bellen seines Lieblings, »es soll bloß keiner wagen, ins Auto reinzulangen, dann schnappt er zu. Aber daheim ist er der friedlichste Kerl, bellt nie und sitzt am liebsten auf meinem Schoß.« Wer’s glaubt, wird selig! Man kann sich schon vorstellen, wie sein vatikanischer Vetter als Papas Schoßhund den päpstlichen Haushalt terrorisiert.

(BK / JS)

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