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Der Bär flatterte heute in östlicher Richtung.
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Schaukasten im Schöneberger Rathaus
Der Spaziergang durch den Schöneberger Volkspark, den wir fast täglich unternehmen, ist so ziemlich die einzige Lockerung, die uns Schreibtischmenschen bleibt. Am Freitag holten wir auf dem Weg im Bürgeramt Barbaras neuen Perso ab, dabei fiel uns in der Halle des Schöneberger Rathauses ein Schaukasten der Gedenk- und Hinweistafeln auf. Viele davon hatten wir schon in natura gesehen, aber eine eben nicht, weil es sie nicht mehr gibt.
Sie wurde geklaut als einzige im ganzen Bezirk! Nicht die für Marlene Dietrich, nicht die für Billy Wilder oder Kurt Tucholsky, sondern die für Uwe Johnson in der Friedenauer Niedstr. 14. Das hat aber wohl weniger mit Uwe Johnsons Ruhm zu tun, sondern eher mit dem ›Klau mich‹ der Kommune I, das Bernward Vesper 1968 in der Edition Voltaire verlegte
Hier hatte sich nach ihrer Gründung am 31. Dezember 1966 die Kommune I im Dachatelier von Uwe Johnson eingenistet. Johnson war in New York und Dagrun Enzensberger, noch mit Hans Magnus verheiratet und mit Ulrich befreundet, hatte einen Schlüssel zu Johnsons Wohnung. In den ersten Januartagen des Jahres 1967 zogen ein: Fritz Teufel, Volker Gebbert, Dagmar Seehuber, Ulrich Enzensberger, Dagrun Enzensberger, Hans-Joachim Hameister, Dieter Kunzelmann und Dorothea Ridder. Rainer Langhans kam erst später zur Kommune. In Uwe Johnsons Wohnung planten die Kommunarden im April 1967 das »Puddingattentat« auf den amerikanischen Vizepräsidenten, Hubert Horatio Humphrey.
Uwe Johnson erfuhr aus der ›New York Times‹, daß in seiner Berliner Wohnung ein Attentat auf den Vizepräsidenten der USA vorbereitet worden sei. Er rief seinen Freund Günter Grass an, der ebenfalls in der Niedstraße wohnte und dieser vertrieb mit Hilfe der Polizei die Kommune I aus der Wohnung. Die Kommunarden zogen dann ins Rotlichtviertel am Stuttgarter Platz.
Im November 1967 brannte Johnsons Atelier in der Niedstraße aus, dabei kam seine Schwägerin Jutta Schmidt ums Leben. Johnson mietete im nahegelegnen Roxy-Palast, der nur noch teilweise als Kino genutzt wurde, einen Gewerberaum, in dem er seine nach dem Brand geretteten Materialien lagerte. Diesen Raum benutzte er als sein »Schreibzimmer«, wo er nach seiner Rückkehr aus den USA von 1968 bis 1974 die ›Jahrestage‹ schrieb.
Im Roxy-Palast hatte sich auf einer ehemaligen Kaufhausfläche die Diskothek ›La Belle‹ eingerichtet, die hauptsächlich von GIs besucht wurde. Am 5. April 1986 wurde auf die Diskothek ein Sprengstoffattentat verübt, bei dem drei Menschen starben und 28 lebensgefährlich verletzt wurden. So friedlich wie heute war Friedenau nicht immer.
(BK / JS)
Danke, lieber Eberhard, das Erwähnungsgeschäft blüht, auf ›Colt und Köcher‹ von Volker Breidecker in der Süddeutschen Zeitung hatte uns gleichzeitig ein Freund und Subskribent aufmerksam gemacht. Was wir zu Elizabeth Heinemans Essay sagen wollten nebst dem Umfeld des ›Alernativen Milieus‹ baben wir schon im Oktober gebloggt.
http://blogs.taz.de/schroederkalender/2010/10/28/time_was_on_my_side/
Herzliche Grüße
Barbara und Jörg