Es ist dunkel, ich sehe nicht, wie der Bär flattert.
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›Marzipan für Albrecht‹, so nannten Jörg Schröder und ich die Festschrift, die wir ihm zum 80. Geburtstag schenkten. Mit dieser Sonderausgabe bedankten wir uns für seine jahrelangen großzügigen Beratungen und Vertretungen. Nun ist der Freund von uns gegangen. Am 22. Oktober, kurz vor seinem 87. Geburtstag, starb Albrecht Götz von Olenhusen, die Nachricht erreichte mich erst heute.
Albrecht Götz von Olenhusen und Jörg Schröder am 22. November 2017 am Esstisch in unserer Wohnung. Die beiden planten einen neuen Textbeitrag, der dann natürlich auch erschien. Foto: Barbara Kalender
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Albrecht Götz von Olenhusen wurde 1935 in Göttingen geboren, war Rechtsanwalt, Publizist und Fachautor für Urheber-, Medien- und Arbeitsrecht sowie Rechts- und Zeitgeschichte, außerdem noch Professor an der Heinrich-Heine-Universität. Er besaß das größte Raubdruck-Archiv der BRD und veröffentlichte zahlreiche Texte über Walter Benjamin, Otto Gross, Karl May u.v.a. Albrecht kommt in einigen Folgen von ›Schröder erzählt‹ vor.
Im Laufe seiner langen Anwaltskarriere vertrat er viele Autoren, vom Dramatiker Friedrich Dürrenmatt bis zum Kabarettisten Gerhard Polt. Er stritt vor Gericht für den TV-Journalisten Franz Alt, den das Magazin ›Report‹ mit einem Moderationsverbot belegt hatte, vertrat erfolgreich die Krimiautorin Andrea Maria Schenkel (›Tannöd‹) gegen den Plagiatsvorwurf und sicherte so dem unabhängigen Nautilus Verlag einen Bestsellererfolg. Auch wir profitierten mehrfach von Albrechts forensischen Fähigkeiten zum Beispiel im Prozess gegen die VG Wort, mit dem wir vor dem OLG München erfolgreich waren.
Albrecht verfasste mit Christa Gnirss das Standardwerk über Raubdrucke mit dem Titel ›Handbuch der Raubdrucke 2. Theorie und Klassenkampf‹, das 1973 erschien. Thomas Anz befragte ihn in ›Literaturkritik‹, dazu ein Zitat: »Albrecht Götz von Olenhusen: Die damalige ›Raubdruckbewegung‹, in ihren Anfängen Mitte der 1960er-Jahre bis in den 1970er-Jahre hinein, war eine aus meiner Sicht zum Teil legitime Reaktion auf das unübersehbare Defizit an bestimmten Werken der Sozialphilosophie, der Psychoanalyse, des Sozialismus, des Marxismus und diverser anderer Sparten. Dieses Defizit hatte verschiedene Ursachen: Der Nationalsozialismus und der Kalte Krieg hatten dazu geführt, dass die seit Mitte der 1960er-Jahren geführten Diskussionen bestimmte Werke wie die von Wilhelm Reich, Georg Lukács, von Max Horkheimer, Theodor W. Adorno oder Walter Benjamin zumeist gar nicht oder nur mühsam und allenfalls in vergleichsweise teuren Exemplaren zur Verfügung hatten. So motivierten sich bestimmte klandestine Raubdruckunternehmungen wie die, bei denen etwa die ›Zeitschrift für Sozialforschung‹, das ›Grünberg-Archiv‹ oder viele lange Jahre vergriffene oder kaum einmal in Bibliotheken oder nur langwierig durch Fernleihen erhältliche Bücher in kleinen handwerklichen Auflagen und zu billigen Preisen angeboten wurden. Auf diese Weise entstand eine Art ›verlorene Bibliothek‹ (Walter Mehring), und sie war in diesen frühen Jahren selten einmal rein kommerziell motiviert oder jedenfalls nicht primär kommerziell. Sie war auf einen ganz bestimmten, ideologisch determinierten Bereich konzentriert: Kritische Theorie, Psychoanalyse, Sozialismus, Marxismus, kaum einmal Belletristik. Der Nachdruck des Buchmonsters ›Zettel’s Traum‹ von Arno Schmitt durch zwei Afficionados im Jahre 1970 war also eine absolute Ausnahme – ohnehin eher außerhalb des Zusammenhangs, der dann von den sogenannten Literaturproduzenten und dem Verband des linken Buchhandelns (VLB) gebildet wurde.«
Das ganze Gespräch über Open Access, Google, Raubdrucke und das Urheberrecht findet man auf literaturkritik.
1998, nach der Jahresausstellung im Deutschen Literaturarchiv. Foto: Jörg Schröder
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Jörg lernte ihn während der Buchmesse 1967 kennen, ich Anfang der 80er Jahre. Wir haben viele Abende miteinander verbracht, einiges zusammen erlebt, und manches wurde später in Büchern nacherzählt.
Am 8. November 2022 wird unser Freund Albrecht Götz von Olenhusen im kleinen Kreis auf dem Familienfriedhof beigesetzt. Wir werden ihn vermissen.
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(BK)