von 29.04.2024

Seele gegen Wand

Let's call it praktische qualitative Anthopologie

Mehr über diesen Blog

Ich mag die TAZ: nicht nur, weil ich hier schreiben darf. Und ich mag das TAZ-Gelände, weil es schön ist, zu sehen, wie etwas aus Auseinandersetzung, Chaos und Protestbewegungen entstanden ist, und nun da ist. Diese Zeitung in ihrer Hausschale aus moderner Architektur und die Gemeinschaft, die sie trägt und von ihr getragen wird.

Es ist taz lab. Die Atmosphäre ist angenehm, freundliche Menschen und fast perfekt organisierte Logistik. Eine Veranstaltung, bei der ich war, ist zu Ende: der berührende und informative Vortrag der kasachischen Politikwissenschaftlerin und Historikerin Togzhan Kassenova. Ich gehe raus und lande im Park, mitten in einer Übertragung aus der Roten Bühne. Es läuft „Was heißt denn nun ‚Nie wieder‘?“ mit dem ägyptischen Soziologen Amro Ali und dem deutschen Politikwissenschaftler Peter Lintl.

Es geht um ein Waffenembargo, das die westlichen Staaten gegen Israel verhängen müssten. Amro Ali bekommt die Frage gestellt, welche Konsequenzen aus seiner Sicht gegen Hamas, Hezbollah und Iran verhängt werden müssten, damit sich der jetzige Krieg nicht wiederholt. Das ist – und das ist ja ganz offensichtlich – eine wesentliche Frage, die der Soziologe Amro Ali nicht beantwortet, – nein, es nicht einmal versucht,- sondern das Thema wechselt. Er hält das Scheinwerferlicht auf Israel.

Israels moralische Schuldigkeit zu beleuchten ist ja nun nicht sehr innovativ und hat wenig gebracht. Der Frieden ist keine Einbahnstraße – wir wissen das doch alle, wir wissen’s seit dem Kindergarten. Ich – hätte ich in diesem Kontext die Rolle einer akademischen Expertin inne – würde mich darum bemühen, alle möglichen wirksamen Instrumente aufzuzählen:  Reparationsverhandlungen aller Parteien in der Region, Etablierung einer internationalen Friedensmission, die Israel das ordnungspolitische Monopol abnimmt, Stärkung der Frauenbewegungen, Finanzierung jüdisch-arabischer Schulen in Israel und den palästinensischen Gebieten, Aussteigerprogramme für Terrorist*innen, Rentensystem für Friedensaktivismus anstelle der Renten für Terror und selbstverständlich auch wirksame Sanktionen gegen Terrororganisationen und das iranische Regime, die mit ihren permanenten Drohungen und Angriffen Ressourcen stehlen, welche die Zivilgesellschaft auf beiden Seiten dringend bräuchte, um aufzuarbeiten und sich zu versöhnen. Und ja, ich würde vielleicht auch die ebenfalls dringend notwendige Aufhebung der Zwei-Klassen-Gesetzgebung in Westjordanland anführen wollen, für härteres legales Vorgehen gegen gewalttätige Siedler plädieren, De-eskalationstrainings für israelische Wehrpflichtige vorschlagen und für Museen werben, die über Gewalt und Rassismus aufklären und historische Narrative aufarbeiten.

Ich – wenn ich die Expertise hätte – würde mich im Detail damit beschäftigen, welche dieser Maßnahmen möglich seien, und welche scheitern, und – noch viel wichtiger – woran genau sie scheitern. Doch diesen Ehrgeiz – oder die Motivation, oder die kognitiven Kapazitäten – hat der Soziologe Amro Ali zumindest in diesem Augenblick nicht aufbringen können. Wie kann das sein, dass es mir mehr an Aufarbeitung, an Kommunikation und Aussöhnung liegt, als ihm? Wo doch der ganze Ausgangspunkt der Frage nach Sanktionen die Tatsache ist, dass der Krieg die Palästinenser*innen in Gaza auf lange Sicht noch härter trifft, als die Israelis?

Nun, ich glaube, – nein, ich bin mir sicher – weil Frieden in seinem Mindset gar keine Priorität hat. Die Moderatorin Lisa Schneider fragt abschließend, ob Frieden möglich sei und ob die beiden Gäste an eine Ein- oder Zweistaaten-Lösung glauben. Eine Zwei-Staaten-Lösung, sagt Amro Ali, sei ausgeschlossen; er glaube an einen „säkularen multireligiösen Staat“. Für viele Zuhörer*innen klingt ein „säkularer Staat Palästina“ mit religiösen Freiheiten erstmal gut, fast wie eine Utopie – das aber täuscht, und das fällt Peter Lintl auch auf. Er antwortet, dass Amro Ali mit dem „säkularen Staat Palästina“ Juden zwar religiöse Minderheitenrechte zugesteht, das Recht auf politische Selbstbestimmung jedoch ganz klar abspricht. Das ist treffend.

Auf jeder erwähnenswerten linken Bühne wäre es ein Skandal, einer ethnisch-kulturellen Minderheit das Recht auf politische Selbstbestimmung abzuerkennen, – wenn’s eben eine andere Minderheit wäre, und nicht die Juden.

Was ich hier raushöre, hinter den vermeintlich sachlichen Prognosen, ist die Grundidee, dass säkulare arabische Staaten nur ‚leben‘ können, wenn der Zionismus – der im Kern nichts weiter ist, als Anspruch auf politische Selbstbestimmung – stirbt – nein, sry – vernichtet wird.

Wieso ich das denke?

Arabische Staaten, ob nun säkular oder nicht, gibt es genug. Sie scheitern immer wieder ganz bombastisch darin, die Freiheiten religiöser, sexueller oder ethnischer Minderheiten zu schützen. Das ist nicht in Stein gemeißelt, und ich wünsche allen jetzt lebenden wie künftigen Generationen von Araber*innen und Muslim*innen nichts als Frieden und die kulturelle und individuelle Entfaltung, Seite an Seite mit allen anderen Menschen mit ihren anderen Identitäten. Ich wünsche es für alle* inklusive auch für meinen Sohn oder meine hypothetischen Enkel*innen.

Doch die Zukunft ist noch nicht geworden und die Idee, dass Palästina als ein weiterer arabischer Staat das jetzige Israel ablösen soll, ergibt doch nur unter bestimmten Prämissen überhaupt Sinn: entweder glaubt man, dass arabische Staaten besser gedeihen werden, wenn Israel verschwindet. Oder aber man hält die arabischen Staaten in ihrer jetzigen Form im Kern für ‚good enough‘: das ist aus der Perspektive der kulturellen, religiösen und sexuellen Pluralität und Gleichstellung faktisch nicht der Fall.

So oder so: Israel existiert. Ein multi-ethnischer, von Krieg und Terror – und ja, auch von internen Konflikten und Hierarchien – geplagtes Land, in dem reale Menschen leben, deren Identität sich zwar nicht darin erschöpft, dass sie Israelis sind, deren Identitätskern aber mehrheitlich genau das mit-ausmacht: ein*e Israeli* zu sein. Es ist doch klar, dass diese Identität immer wieder umso mehr an Bedeutung gewinnt, je häufiger versucht wird, sie zu denunzieren und ihre politisch-kulturelle Grundlage zu zerstören: den gleichnamigen Staat. Und genau das schlägt Amro Ali vor.

…Und so erklärt man mir wieder einmal den Krieg, dieses Mal auf der Roten Bühne der TAZ.

Ich kann wohl nicht bestreiten, dass Zionismus – und ich gebe zu, dass ich mich hier noch nicht systematisch durchgearbeitet habe – u. A. auch problematische Stränge aufweist: das leider immer noch aktuelle Beispiel ist die Gewalt der ultrarechten Siedler, die sich immer wieder auch pogromartig entlädt. Jede nationale Bewegung und jede politische Identität, da sie – wenn sie erfolgreich ist – Machtstrukturen produziert, wird auch Unrecht tun: Die Frage ist, wie dominant diejenigen sind, denen es auf die Vorherrschaft allein, und nicht auf Kooperation ankommt. Let’s be clear. Der Terror der Hamas, die permanenten Bombardements, der antizionistische Hass rechtfertigen nicht die Siedlergewalt: und sie erklären sie auch nicht, sondern fördern sie (höchstens). Ebenso erklären die Gewalt der Siedler, die Verluste palästinensischer Familien und die vielen Tragödien des Krieges die Vernichtungsphantasien arabischer Nationalisten nicht. Das Ausbleiben der repressiven Maßnahmen durch die IDF würde entsprechend nicht ausreichen, damit die Gewalt ausbleibt, – und daraus folgt, dass Sanktionen – zum Beispiel gegenüber den ideologischen Initiatoren und Profiteuren des Terrors – aber auch den enthusiastischen Mittätern – dringend geboten sind, um weitere Kriege zu verhüten. Dennoch widmen sich die engagiertesten Fürsprecher der Palästinenser genau dieser sehr relevanten Frage kaum.

Aus meiner Sicht hat das Gründe in extremen Varianten der toxischen Männlichkeit.

[weiterlesen]

Fußnote: 

Wer aufgrund einer Ungerechtigkeit wütend ist, dem wird in vielen linken Kontexten automatisch unterstellt, dass er ein guter Mensch ist, dass er emphatisch und sozial ist und für alle nur das Beste will. Und zufälligerweise können sich friedfertige westliche Beobachter – Medienleute, Helfer oder einfach wohlmeinende Interessent*innen – mit den Vertreter*innen diverser völkischer, religiös-fundamentalistischer oder anderweitig motivierter antizionistischer Gruppen darauf einigen, dass vielen Palästinenser*innen viel Unrecht widerfahren ist.

Dem liegt ein Denkfehler zugrunde: als ungerecht empfinden wir etwas, wenn wir eine soziale Ordnung als gültig annehmen, die aber aus der subjektiven Sicht gravierend verletzt wurde. Über die Güte der sozialen Ordnung sagt das gekränkte Empfinden allein gar nichts aus. Westliche Sympathisant*innen, die für den arabischen Antizionismus Verständnis aufbringen, wissen aus meiner Sicht gar nicht, welche Ideologie und welches Mindset sie hier verharmlosen.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/seelegegenwand/buehne-frei-fuer-panarabischen-groessenwahn/

aktuell auf taz.de

kommentare

  • Ich war selber auf der Veranstaltung, habe die Inhalte ganz anders wahrgenommen und bin wirklich baff über die grottenschlechte Qualität und den rassistischen Unterton in diesem Artikel. Wie kann ein Artikel durchgehen bei dem nur ein Gast so dermaßen angegriffen wird? Die mangelhafte journalistische Arbeit und die voreingenommene Herangehensweise an die Expertenaussagen müssen offensichtlich zu einer einseitigen Berichterstattung geführt haben und die Urteilsfähigkeit so eingeschränkt, dass sich die Autoren sich auf Krampf nur mit rassistischen Vorurteilen zu helfen gesucht hat.

    Eins muss klargestellt werden: Angesichts der Tatsache, dass Israel wegen seiner menschenverachtenden Kriegsstrategie beim IGH Rechenschaft ablegen muss, brauchen Sie sich nicht wundern, dass das Scheinwerferlicht auf Israel liegt. Israel bombardiert nach wie vor unschuldige Zivilsten und hat Gaza dem Erdboden gleichgemacht. Es überrascht also nicht, dass das Interesse darauf gerichtet ist.
    Sie schreiben eine Etablierung einer internationalen Friedensmission wäre notwendig, ich frage mich, wer Ihnen gesagt hat, dass die Amro Ali nicht das gleiche einfordert? Wenn Sie die gesamte palästinensische Bevölkerung als Terroristen brandmarken und ihnen jegliche Menschlichkeit absprechen, dann ist es nicht verwunderlich, wenn Sie dies auch für alle arabischen Menschen tun und ihnen „kognitive Fähigkeiten“ absprechen wollen. Mit Ihren kulturalistischen Argumenten bei denen Sie Amro vorwerfen Frieden wäre nicht Teil seines „Mindsets“ verbreiten Sie abscheuliche Lügen und betreiben Hetze, die wirklich nicht mit seriöser journalistischer Arbeit vereinbar sind. Offensichtlich passt es in Ihrem Weltbild nicht rein, dass arabische und arabischstämmige Menschen genauso das Recht auf Leben und Selbstbestimmung haben und auch feministisch, demokratisch und friedensstiftend sein können, weil dann hätten Sie auch begriffen, dass Amro genauso arabische Autokratien kritisiert und sich genauso wie Sie für die Rechte von Frauen einsetzt. Sie schreiben über „arabische Staaten“ als wären diese homogene Gefüge – nicht verwunderlich bei Ihrem orientalistischen und rassistischen Mindset. Demokratiebestrebungen sind keine Seltenheit in dieser Region gewesen und es wäre schon, wenn Sie nicht so tun würden als wenn nicht massenhaft arabische Bürger für den Kampf für Freiheit, Gleichheit und Demokratie gestorben sind und noch bis heute kämpfen. Die „engagierten Fürsprecher der Palästinenser“, wie Sie sie nennen widmen sich all der Fragen, die sie aufgelistet haben: Siedlergewalt, ungleich verteilte Macht und ja sogar die Hamas wird von vielen kritisiert. Viel wichtiger ist die Frage, ob Sie einfach zu blind von ihren eigenen Vorurteilen sind, bei denen alle Araber vermeintliche „Vernichtungsphantasien“ ausleben wollen, um die Kooperationsbemühungen sehen zu können, die sie sich ja so wünschen. Man fragt sich, ob nicht sie diejenige sind, die einen Spaß darin haben hetzerische und menschenverachtende Propaganda zu verbreiten und sich dann als das Opfer aufzustellen.

    • Hi Lulu! Danke fürs Lesen!

      Das ist mein Blog. Die TAZ lektoriert nicht, was ich hier schreibe. Ich versuche aber, den subjektiven Kontext klar zu machen und herzuleiten, wieso ich was auf eine bestimmte Art und Weise sehe. Diese Methode ist publizistisch ok.

      Die Tatsache, dass der Sprecher die einseitige Sanktionierung desjenigen Landes fordert, das gerade von drei Parteien angegriffen wird, – während der Krieg mit haarsträubenden Verbrechen und andauernden Bombardements auf Israel eröffnet wurde- ist auffällig. Ja, ich erkläre das mit nationalistischen Denkmustern, doch das bedeutet keinesfalls, dass der Sprecher selbst alle nationalistischen Positionen vertritt, und erst recht nicht, dass er sich im Alltag faktisch als Rassist verhält.

      Ich habe hier über Argumentationsstrukturen und Zusammenhänge geschrieben, die ich beobachte. Selbstverständlich erschöpft sich in ihnen weder die Haltung einzelner Menschen noch charakterisieren sie erschöpfend Kulturen oder Subkulturen, nicht mal Ideologien. Die Welt ist komplex. Es stehen auf nicht auf der einen Seite nur böse Menschen, auf der anderen die feinsinnigen, stets integren Demokraten einander gegenüber. Demokraten können antiliberal sein, während strikt religiöse Familien zugleich für religiöse Pluralität einstehen können, Feminist*innen können rassistisch sein – was Sie ja auch von mir annehmen – und Antirassisten frauenfeindlich oder antisemitisch, it’s all possible. Jedenfalls zweifle ich nicht daran, dass Amro Ali oder ein anderer pro-palästinensischer Akademiker und ich einige Werte miteinander teilen: wobei ich mir nur wenige Menschen vorstellen kann, mit denen ich gar keine Werte teile. Dennoch ist auch Fakt: Gewaltexzesse, wie die gegen Christen, Israelis, Kurden oder Jesiden, inklusive der massiven sexualisierten Gewalt, finden in der Region statt: und das hat neben politischen und ökonomischen Ursachen natürlich auch kulturelle Ursachen, was keinesfalls bedeutet, dass die Mehrheit die Gewaltexzesse berücksichtigt. Was ich mir aber wünsche, ist, dass der Diskurs dazu nicht gar nicht erst von mir kommt: ich habe vielleicht hier und einen guten Blick für Zusammenhänge, bin aber nicht kompetent genug, um die Mechanik im Einzelnen nachzuvollziehen und Lösungen vorzuschlagen. Aber dieser Diskurs ist wichtig: auch wichtig, wenn man Handlungsräume beurteilt, die der israelische Staat und israelische Bürger haben. Und wichtig, damit die „öffentliche“ Energie die Hebel drückt, die am Ende tatsächlich Leben retten und nicht nur antizionistische Empörung produzieren.

      Aus meiner Sicht hängen pro-arabische nationalistische Positionen eng mit patriarchalen Traditionen zusammen. Das bedeutet keinesfalls, dass die Träger dieser Muster im Alltag alle aktiv misogyn seien. Das bedeutet nicht, dass z. B. nicht-arabische Nationalisten nicht patriarchal denken würden – tun sie natürlich meistens, das hat was mit der Geschichte der modernen Staaten zu tun. Als Beispiel: die Machstrukturen und die staatliche und militante Ideologie des russischen Staates sind ebenfalls sehr eng an patriarchale Traditionen geknüpft. Und auch Defizite der deutschen Demokratie haben vielfach mit patriarchalen Strukturen zu tun. Und natürlich lassen sich auch maskulinistische Strukturen in der Ideologie rassistischer Israelis entdecken.

      Sie schreiben:
      „Die „engagierten Fürsprecher der Palästinenser“, wie Sie sie nennen widmen sich all der Fragen, die sie aufgelistet haben: Siedlergewalt, ungleich verteilte Macht und ja sogar die Hamas wird von vielen kritisiert.“ – eine Terrormiliz, die Permanent zum Krieg aufruft und maximal brutale sexualisierte Gewalt als Waffe eingesetzt hat, zuvor aber auch Kinder für ihre Zwecke missbraucht hat, – sollte nicht auch sondern vor allem im Fokus der Gruppen stehen, die sich für Palästinenser*innen einsetzen, wenn sie auf einen dauerhaften Frieden hinarbeitet – und nicht auf die Vertreibung der Menschen mit meiner Staatsangehörigkeit. Und auch die Verantwortung der Parteien, die über die letzten Jahrzehnte immer wieder zum Terror oder zu Intifada aufruft, darf nicht hinter den Fehlern der israelischen Armee oder den Konflikten der Israelischen Gesellschaft verschwinden.

      Ich bin keine Expertin für Geschichte arabischer Staaten. Ich bin keine Historikerin und keine Islamwissenschaftlerin, ich spreche leider auch kein arabisch und habe somit keinen direkten Zugang zu arabischen Quellen.

      Was ich aber leider zu deutlich sehe: einen Schulterschluss von arabischen Nationalisten, Islamisten, vielen linken Strömungen und Antisemiten aller Länder – das stufe ich ganz klar als existenzielle Gefahr für mich selbst ein und muss darauf reagieren.

      Aber ich bin sehr dankbar für alle positiven Beispiele, jeden Hinweis auf Menschen, die tatsächlich Friedensarbeit leisten und ohne „antizionistische“ Hetze auskommen.

      Alles Gute!
      In der Hoffnung auf eine Zukunft jenseits dieses Diskurses und gern ohne Beleidigungen,
      die Autorin

  • I had the privilege of being among the audience present during the engaging discussion between Dr. Amro Ali and Dr. Peter Lintl, as it was indeed very interesting. Though, believe there are several aspects you could benefit from when it comes to this discussion – but only if you are tolerant and open-minded enough to have a broader viewpoint.

    You start your article by claiming that Dr. Amro “doesn’t even try” to answer the question on restrictions that should be imposed on Palestinians and Iran. I am not sure which discussion you have watched, but Dr. Amro certainly said “Crimes are crimes, and people need to be held accountable”. He was, however, keen on quickly highlighting the context of this discussion, that is genocide, which is what you mentioned -and I must say, belittled- as “keeping the spotlight on Israel”. This seemed to have bothered you. I would strongly advise you to not overlook potential strategic reasons for his responses. There could be deeper political reasons why he chose to focus on other issues, which he has explicitly mentioned on stage. Also, interestingly, you seem to focus on Dr. Amro’s approach of “not answering questions” but not on Dr. Peter who dodged the question on whether or not Palestinians have a right to resist (he only said fair enough, but we cannot keep countering questions with questions), and who has also explicitly denied answering the question on Francesca Albanese, with no clear explanation whatsoever.

    You continue by saying how, if you were an expert, you would focus on solutions for this issue, and that obviously, peace does not have any priority whatsoever in the mindset of Dr. Amro, also because of his notion that only a one-state-solution was possible. Interestingly, it was Dr. Amro who first started talking about solutions, like the need for a ceasefire, the need for an arms embargo and the need for a pathway to justice, following (!) by Dr. Peter agreeing on the ceasefire point. Furthermore, you mentioned the topic on the one-state and two-state-solution approaches presented by both speakers. While Dr. Amro has only mentioned that it should be one democratic state with everyone -Arabs, Jews, Agnostics, etc.- living together in peace and harmony (which by the way was the case before the zionist settler colonial project in the Middle East), you argued that it is a utopian thought, since it would must probably be a Palestinian state (like Dr. Peter has mentioned), which is an Arab state, and we have many of those states that are “obviously oppressing their religious, sexual or ethnic minorities”. While your whole argument is discredited as the Jews on the entirety of Israeli and Palestinian lands are definitely not a minority compared to Arabs (due to the settler colonial project), the notion that an Arab state will always have this certain approach/ character, especially when it comes to Jews, implies a sweeping generalization that not only oversimplifies the political and cultural landscapes of Arab states but also unfairly predicts future behaviors based on a biased (!) interpretation of history. Asserting that any newly established or recognized Arab state would inherently be oppressive and authoritarian perpetuates harmful stereotypes and disregards the diverse political dynamics within the Arab world. Such assumptions are not only anti-Arab but fundamentally racist, as they essentialize the actions of a few regimes as representative of all Arab nations. We can discuss the factors behind authoritarianism in several Middle Eastern states, such as historical divide-and-rule strategies and Western interventionism, factors that contributed to the Arab Spring uprisings in hopes of getting rid of authoritarian regimes. However, care should be taken to differentiate among the varied political and social contexts of different Arab countries rather than painting them with a broad brush – and your racist approach is certainly not erased by wishing Arabs or Muslims peace and cultural development.

    You have also mentioned how zionism is at its core nothing more than a claim to political self-determination. It is absolutely striking how the founder of zionism, Theodor Herzl, and other prominent zionist figures, like Ben-Gurion and Jabotinsky, were very honest on zionism being colonial, yet you (and Dr. Peter with whom you share your views) are still keen on denying this fact. Whitewashing zionism can extremely simply be countered by reading early zionist literature like Herzl appealing Cecil Rhodes because his project is colonial, or Max Nordau speaking of Jewish colonies – yet you are still calling it “self-determination”? It’s commendable that you’ve admitted your lack of in-depth understanding regarding Zionism, as this becomes quite apparent from your article. The decision to publish a piece on such a complex and contentious topic without a thorough grasp of its boundaries and content is indeed very courageous. However, it is essential to approach such sensitive subjects with a more robust background to ensure that the discussion is both informed and constructive.

    Moreover, you acknowledged that the terror of Hamas, the constant bombardments, and the anti-Zionist hatred can fuel settlement policies, but it seems you fail to recognize that the reverse can be true as well. It’s astonishing how one can overlook that a settler colonialist, far-right project, which has led to severe conditions like the creation of the largest concentration camp on earth, Gaza, could also give rise to groups like Hamas as a byproduct. Also, within this context, it’s clear you’re emphasizing how the Israeli identity gains significance each time it is challenged or its political and cultural foundations are threatened. However, it’s crucial to ask: Are we talking about Israelis or Palestinians here? The irony is that Dr. Peter noticed an asymmetry that seems to have eluded your analysis. This asymmetry includes the harsh realities of ethnic cleansing, the terrorizing of Palestinians through IDF actions, and a ‚divide and rule‘ policy employed by the Israeli state against Palestinians, coupled with the consistent western financial and political backing of Israel. It’s essential to recognize and address these factors to fully understand the dynamics at play – and the dynamics of action and reaction (!) in this conflict must be acknowledged on both sides to fully understand the situation, and it surely did not start on October the 7th.

    I would like to end my comment by going back to one of the most fundamental points of Dr. Amro on stage, which is, that understanding and acknowledging the dynamic between occupier and occupied (!) is crucial for a meaningful and fruitful conversation on this matter, and it can only be done, as I mentioned in the very beginning, with a tolerant and open-minded approach.

    • Hey Sarah,

      My gradgrandmother had the same name!

      Anyway.

      Thank You for taking time to write such a detailed criticism. I will pick some fragments and answer them!

      “You start your article by claiming that Dr. Amro “doesn’t even try” to answer the question on restrictions that should be imposed on Palestinians and Iran.” Against this you argue, that he said: “Crimes are crimes, and people need to be held accountable”.

      That was very obviously an alibi statement. Frist, what kind of accountability is meant here? There were no loud, powerful voices from all relevant Arab communities promising on the same day already to extradite all criminals and cut off their funding? Second: what exactly is ‚accountability‘ for bombs, knives, suicide bombings, kidnapping, abuse of unarmed civilians including smallest children, gang rape, – all based on the racial hatred? Third: Responsible are not only those directly involved but also the multipliers of the ideology, and this is where I see no reflection. So how was I supposed to believe this? And if he wanted me to trust him here, maybe he should have spent more than a pro forma sentence on it, sry!

      I am fed up with the way crimes committed by Palestinian nationalists are being relativized: they are nothing but hate crimes coupled with a declaration of war. A declaration of war is followed by war. This is the reality, and colonialism theory will not protect from this reality.

      It is not up to me, it is up to you and your allies to fight the ideology that brings this upon Palestinians and Israelis (and everyone in between or on the edge) – because I am powerless here.

      “[…]Asserting that any newly established or recognized Arab state would inherently be oppressive and authoritarian perpetuates harmful stereotypes and disregards the diverse political dynamics within the Arab world.”

      No, that was not the core of my argument. My argument was that Arab states already exist in which such visions could be realized, theoretically – but in fact cannot. The only difference between his scenario and the is-state scenario would be that we Israelis would no longer have the right to political self-determination. Amro Ali does not advocate an inclusive, utopian Israel, but fantasizes about a reality in which Israel does not exist. This is a scandal and a negligent statement that further deepens the rifts. Such arguments can be found in the discourse of Russia versus the Ukrainians, Turkey versus the Kurds, Azerbaijan versus the Armenian minority, etc. This is a fundamentally nationalist scheme. The right to political self-determination is a fundamental principle of international law.

      “You have also mentioned how zionism is at its core nothing more than a claim to political self-determination. It is absolutely striking how the founder of zionism, Theodor Herzl, and other prominent zionist figures, like Ben-Gurion and Jabotinsky, were very honest on zionism being colonial”

      Seems to me that you are using „colonialism“ to morally discredit your opponents. But there was no Jewish military state that would have conquered another country. Certainly some of the architects of the Israeli state had colonialist frames in mind, yet this does not define a colonialist. The vast majority of migrants – like us – had migrated or fled out of necessity.

      We all know how closely the discourse of colonialism is linked to the assumption that white people are privileged and can be excluded from the world. Your nationalist ideology however is directed against people of all skin colors. Most Israelis look less European than I do. Their ancestors are deeply rooted in the region, and it’s their country now.

      At the same time, the Arab world has a centuries-long colonial history that has not been unraveled yet. Instead, it has now flowed smoothly into anti-Zionism. The success of Arab colonialism can be seen in the numbers: countless religions and cultures have disappeared, 300 million now speak Arabic.

      All national movements have their shadows, including Zionism. Many weightings and pragmatic decisions do not stand up to ethical scrutiny. Zionism was also originally an „exodus“ project, i.e. it was about finding a spot for an oppressed and endangered minority. In the process, some Zionist actors endeavored to establish local relationships and negotiate the process peacefully as far as possible. While I welcome a historical confrontation and bilateral reappraisal of historical mistakes, I reject ideological criticism of Zionism due to its bias and general hostility.

      Today, Zionism means nothing more than the right to live in peace in this state. The fact that „Zionist“ is used worldwide as an insult, even by people who are completely ignorant of history, is an expression of an ultra-right-wing and racist attitude.

      “[] you acknowledged that the terror of Hamas, the constant bombardments, and the anti-Zionist hatred can fuel settlement policies, but it seems you fail to recognize that the reverse can be true as well.”

      My focus was exactly not on the fact that it is fueled by Hamas, but rather on the fact that the cause and roots of settler violence lie in the ideology of the settlers and in their moral responsibility. The violent settlers – not all of them – do not react, but rather act proactively and destructively when they attack unarmed people in villages, instead of using their capacities to strengthen cohesion and build bridges. Personally, I know of no one who doubts this: the leftists in Israel condemn them, and those on the ‚Israel-critical side‘ also condemn them, centrist politicians condemn them, while politicians and NGOs from all over the world agree.

      At the same time I constantly encounter people who frame the violence by Palestinian nationalists or the positions of Arab nationalists as purely passive reactions, thus clearing those who carried out the violence of blame. Arab pro-Israeli voices, on the other hand, are not replicated. All of this, in combination, I believe, is harmful to peace. Historically, this is also incorrect: there was anti-Jewish terror in the 1930s already, the PLO was supported by the Soviet Union with the goal of destabilization, Hamas is internationally connected, and in recent months has been steered by Qatar.

      “ It’s essential to recognize and address these factors to fully understand the dynamics at play – and the dynamics of action and reaction (!) in this conflict must be acknowledged on both sides to fully understand the situation, and it surely did not start on October the 7th.” […] “which is, that understanding and acknowledging the dynamic between occupier and occupied (!) is crucial for a meaningful and fruitful conversation on this matter”

      Certainly, there is a context: the glorification of the murder of Jews, the subsidization of terrorism by the PLO, the permanent ignition of Iran, the ideological propaganda of martyrdom and the idea of a complete conquest of Palestine are not new phenomena. It would be nice if all advocates of the Palestinian cause were in favor of abolishing these things, as you are many! – sadly, the opposite is the case.
      Let me clarify: constant threats, gang rapes, bombs in school buses, rocket after rocket, kidnappings of elderlies, women, pregnant, minors, gang rape, sadistic video recordings of executions… all this things certainly are NOT the result of an inferior position. The very violent men remain in control of the situation: even if it means that they themselves or their entire neighborhood goes to their deaths with them. Talk of oppression in this context is criminal. Oppressed people turn to newspapers, they suffer, they are afraid, they are frustrated, they geet ill, some of them find healthy coping mechanisms, some do speak out and achieve a better future for the communities. Nowhere else in the world do people react to emergencies, tensions or poverty with such a range of hatred and violence.

      Let me make it clear: I do not, of course, believe that Palestinians are bad people, nor do I believe that all Palestinians are all right with Palestinian nationalism in the current form nor its consequences for themselves and the Israelis. But too many seem to be in this or another way. Culture is changeable and we all redesign it by our actions. However, cultures that produce such an enormous enthusiasm for extreme violence and consistently harm their own bearers are not worth preserving and must be reformed. You may call it „resistance“, but the main beneficiaries of these patterns are nationalist narratives and corrupt, violent men whom it keeps alive, while a byproduct is, that young people in the West can feel like brave heroes. Vast majority of them live in Katar and Iran, many a dead, though one’s name is Netanyahu.
      As long as the reforms desperately needed do not come from the Arab world itself, Israel will repeatedly resort to using weapons. Substantial sanctions and a consistent public addressing of terrorism and exposure of nationalist patterns could help in reforming.

      Sure. You can continue – like so many – to point the finger at Israel. It’s an ongoing war, „Frieden ist keine Einbahnstraße“, and you will always find something to condemn. But. You could also work towards creating a culture where terror has no chance, which will certainly help to prevent future wars and save thousands of lives.

      Let’s multiply narratives that help our children get along with each other.

      All the best,
      Daria

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert