Jetzt ist er wieder unterwegs. Man kann ihm nicht entkommen. Da hocke ich mit all den anderen nikotinsüchtigen Späthippies vorm Schöneberger „Felsenkeller“, Günni zapft drinnen jede Menge Píls vom Band, sitze also da, lese die Zeitung, meinetwegen auch die taz, da höre ich es klickern und klackern wie von Radlerschuhen und schon steht er vor mir – blond genug, fröhliche Schweißperlen auf der Stirn, das Rennrad in greifbarer Nähe: Kalle!
Großer Meister in Sachen Elektrik, altgedient, verlegte dereinst kilometerlange Kabel in den Fluren der taz, war Kollektivist, ist Unternehmer, steht immer noch unter Strom und tritt deshalb, so oft er kann, all seine Energie in die Pedale. „Achtzig Kilometer, Alter!“, stöhnt er jetzt. Erzählt vom Wannsee, Potsdam, vom Nirwana, hin und zurück. Und ist glücklich. Morgen werde ich ihn wieder treffen, da kommt er geradewegs von einer dieser kanarischen Inseln, bergauf, bergab, „1.800 Kilometer, Alter!“ und darauf einen Dujardin. Kalle ist schwer mobil. Und schwer in Ordnung. Wenn er so entspannt neben mir sitzt, Reden schwingt und sein Weizen zischt, dann ist er immer noch der alte Kalle. Nur viel schneller eben.
Aber diese Hose! Und diese Brille! Von den Haaren ganz zu schweigen! Nur Äußerlichkeiten zwar, aber doch sehr ins Auge fallende …