vonDetlef Berentzen 18.01.2012

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

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Die Qualität eines Radioprogramms wird sich in Zukunft, zumindest für ein bestimmtes Segment von Angeboten, zunehmend über die Merkmale Nischeninteressen, soziale Bindung und Selbstwirksamkeitserfahrung definieren. (Golo Föllmer)

Es hat einmal mehr Spuren hinterlassen, dieses Magazin mit Namen „Mehrspur“ (SWR2). Und mal wieder Radio reflektiert. „Mehrspur“ ist zwar livehaftig bereits am letzten Sonntag gelaufen, aber das hat ja im Zeitalter von Podcast und Nachhörkultur (just click the link) gar nichts mehr zu sagen. „Alles ist in Bewegung!“, verkündete Redakteur Wolfram Wessels (im Beisein seiner Kollegin Anja Brockert) im sonntäglichen Äther: „Altes bricht zusammen, vor allem aber  bricht Neues auf“, was wiederum nichts Neues ist: It’s the end of the world as we know it! Und das schon lange.

Nehmen wir also Golo Föllmer. Der firmiert im Netz und an der Uni Halle als „Onlineradiomaster“ und hat für Mehrspur darüber nachgedacht, welche wesentliche Frage die Altvorderen im Radio wohl als nächste zu beantworten haben: „Wie können Radio-Professionals konstruktiv damit umgehen, dass sie in Zukunft nicht mehr allein entscheiden, was die Qualität des Radios ausmacht, sondern zusammen mit ihren Hörern?“…mit denen sie soziale Netzwerke bilden und nächtens in deren Nischen kuscheln. Warum nicht?
Ich erinnere mich an Zeiten, da wurden mir permanent HörerInnen ins Studio gestellt, die mich ob meiner Kommentare zum Irakkrieg in ihre Kasernen und Hinterhöfe einladen und verprügeln wollten. Auch so kommt man sich näher. Egal, es wird tasächlich nicht reichen, wie neulich auf einer nobel mit Intendanten besetzten Podiumsdiskussion zu jammmern: „Wir erreichen die Jungen einfach nicht!? Obwohl wir einmal die Woche aus einem angesagten Club senden!“ Meine Güte! Es wäre doch schon etwas, mit den Kids per Funk in einen dauerhaften Dia-, oder Trialog zu treten, sie Formate entwickeln und in die Zentren der Anstalten zu lassen. Die freie Radioszene bewegt sich ja bereits. Aber die wird im Augenblick wesentlich nur von „Mehrspur“ nachgefragt. Gut so! Aber längst nicht genug. Und nur einmal im Monat.

Wie auch immer: Es gibt da eine Renaissance des Hörens, die man nicht den Dudelfunkern überlassen darf. Nach wie vor gilt die Maxime: Keine Macht den Drögen! In all dem Digitalen ist Platz für vielerelei. Und Neues. Für viele Spuren also, die Mehrspur auch diesmal wieder gelegt hat, eine davon in die taz, deren Medienredaktion von Beginn an mit Wessels Radiomagazin kooperiert.
Das Blatt der mehr als 10.000 GenossInnen hat allerdings ohne Not den alten Steffen Grimberg aus der Medienredaktion gekickt, danach ein wenig durchgeatmet und nun Felix Dachsel samt Jan Scheper vor’s Mikro geschickt. Dort erinnern die Beiden auf’s Allerfeinste  ihre Radioerfahrungen: Den Busfahrer, der auf dem Schulweg immer die grottigen Schlager auf SWR4 hörte oder das Iphone, das heutzutage Feature, Hörspiel, insbesondere aber die samstägliche Schlußkonferenz der Bundesliga hörbar macht. Voilà: Auch tazzler hören Radio. Und reden vor dem Mikrofon miteinander. Dann und wann. Wir sind also mit der HörBar noch nicht am Ende. Sondern mitten in einem neuen Anfang. Heulen gilt nicht! Just listen!

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