„Also Radio. Das war immer meins. Als Kind schon. Ein Kontakt zur weiten Welt. Das Beste: Eine leichte Grippe haben. Nicht zur Schule gehen. Im Bett bleiben. Und Schulfunk hören.Man wurde sogar klüger dabei. Aber das war nicht das Wichtigste.“ (Tom Schimmeck)
Jetzt werden beim Medienmagazin „Mehrspur“ (SWR2) also keine „medialen Säue“ mehr durch die Dörfer gejagt, sondern Erfahrungen abgefragt. Solche, die man mit dem Radiogerät macht oder auch gemacht hat – mit irgendeinem Grundig-, Blaupunkt-, Telefunken- oder Philipsgerät, aber gern auch actualiter mit dem iPhone oder dem webradio. Kurzum: Redakteur Wolfram Wessels lässt illustre Zeitgenossen über ihre RadioDays berichten und schafft so eine neue Rubrik für sein Magazin. Diesmal Tom Schimmeck:
„Nein. Ich muss nicht immer nur Besinnliches haben. Ich höre auch gerne mal albernes Zeug. Irgendwelche Hits. Und den Verkehrsfunk. Das unterhält mich. Dieser hechelnde Frohsinnsfunk aber ist einfach nur eine Endlosschleife, die Unterdruck im Kopf erzeugt. Einen ganz blöd macht.“
Recht hat er. Hat er immer mal wieder gehabt. Schon damals, als wir uns in der jungen „taz“ begegneten und später, ich glaube es war in Bonn, über seine zeitgeistigen „Tempo“-Ambitionen diskutierten – immer den blonden Horx zur Seite. Das ist vorbei. Auch seine Tage beim „Spiegel“. Aber das Radio bleibt. Schimmeck funkt weiter. Und tut das auch auf seiner Homepage kund: „Seine besondere Liebe gilt mehr denn je dem Radio, was sich in der Produktion zahlreicher Radiofeatures für den Deutschlandfunk und andere Funkhäuser niederschlägt“. Schimmeck also. Doch wie immer sind da noch mehr Spuren, die gelegt werden, auch durchaus verrückte Spuren:
„Medien und das frühe Radio voran haben Sendungsbewusstsein. Sie verkünden frohe oder auch prophetisch warnende Botschaften. Sie senden Töne, welche höher sind denn alle Vernunft. Es funkt, wenn der Rundfunk sendet. Die Töne kommen aus dem Äther und aus höheren Sphären. Der Sendemast gleicht dem Kirchturm. Und es kann bei diesen Tönen um Leben und Tod gehen.“
„Religionsaffin“. Der Rundfunk. Der Medienwissenschaftler Jochen Hörisch verfolgt die Spur der körperlosen Stimmen seit der Antike und weiß darob nur eines: „Zwischen den halluzinierten göttlichen Stimmen und den satanischen Tinnitus-Pfeifen ist das Radio seit 100 Jahren das Weltkind in der Mitten. Deshalb wird es nicht so bald verklingen.“
Meinetwegen. Und unbedingt. So soll es sein. Nur bräuchte es da noch einiges an kreativer, nicht panischer Bewegung bei den Hohen Priestern in den Tempeln der körperlosen Stimmen, die verzweifelt Geld wie Weihrauch verbrennen und ihre HörerInnen dabei, wie Schimmeck sagen würde, „ganz blöd machen“ (s. Foto). Doch was soll’s: Hope springs eternal…. Dazu noch „Hörspielparks“ und audiovisuelle Projekte, alles präsent auf der jederzeit im web nachhörbaren „Mehrspur“.