Ich habe eine Menge Bücher im Kopf, die ich noch schreiben muss, und das Zeichnen macht mir immer noch eine Menge Spaß. Ansonsten sitze ich halt in den Schubladen, in die man von der Presse gestopft wird: als „alter Kreuzberger“ zum Beispiel, obwohl ich da höchstens zehn Jahre war. Typisch auch kruder Journalismus, wenn die sich öffentlich wundern: „Oh, jetzt schreibt er Bücher!“ und dann fragen „Warum haben Sie mit dem Zeichnen aufgehört?“ Was für eine Idiotie, die können sich sich nicht vorstellen, daß beides verdammt gut funktioniert: Zeichnen und Schreiben! (Gerhard Seyfried)
Seyfried hat renoviert. Alles hell und freundlich jetzt, munter, anarchistisch genug, wie es sein soll. Nix mehr düster! Gerhards komplett neu gestaltete Homepage (ein Hoch auf den insprierten Kollegen Jürgen Müller) ist ein Bringer, Spaßguerilla und Amok-Kiffer inklusive. Da surfst du am Morgen hin, immer schön Richtung Schöneberg, und bist gleich auf Entdeckertour, kannst gar nicht anders, suchst und findest Comics, Bücher, Montagen, vor allen Dingen endlich Antwort auf die Frage: „Was bedeutet GroKo?“ – „Großmäulige Komplizen“ ist nur eine der richtigen Antworten. Seyfried bringt mich nach all den Jahrzehnten immer und noch zu einem extrem nachhaltigen Lachen. Und aktualisiert ständig. Im Augenblick, höre ich, zeichnet er ausschließlich, kommt nicht zum Schreiben, aber seine bisherigen Romane sind ebenfalls auf der Page präsent: Ob „Der schwarze Stern der Tupamoros“, „Herero“ oder „Die verdammten Deutschen“, Seyfried war unterwegs in der Geschichte. In seiner und der von anderen. Und immer so ungewöhnlich wie eigenArtig.
Da stellt einer sein Werk (auch die Coops mit Ziska) im Netz aus und das nicht so vergänglich wie neulich in München: „Kommen sie mal in unsere Galerie, das alte ‚Blatt‘ hat Jubiläum und jetzt dürfen’se nochmal! Und bitte recht freundlich!“, nein, Seyfrieds Network leuchtet und wird bleiben. Auch wenn manches davon (derzeit) nicht mehr auf Papier lieferbar ist, Seyfrieds Poster sind zu haben, dafür hat er einen kleinen virtuellen Shop eingerichtet, in dem sogar „Jesus dealt“ und das für 14 Euro. Der Warenkorb steht also bereit. Und dies übersichtliche Angebot, sage ich mal als Prophezeihung, ist erst ein Anfang. Da kommt noch mehr! Was mich besonders freut. Just click it!