„Aber hier war es nun still!“ Frau K. sitzt auf ihrer Schöneberger Parkbank und spürt die Abendsonne auf der faltigen Haut. Brian, der alte Buchnarr, legt seine Hand auf die ihre: „Aus Tucholskys Rheinsberg, oder? Für Verliebte!“ Dann wieder Stille. Nur die Vögel und tatsächlich, man kann sie hören. Die Beiden sind allein im Park. Und das am frühen Abend, mitten in der Stadt. „Wie schrieb es noch Fellini?“, fragt Frau K. den rauchenden Brian, der immerhin als Experte für richtungsweisende Zitate gilt und auch sofort Laut gibt: „Wenn wir alle nur ein wenig leiser wären, würde vielleicht jemand verstehen!“ Steht auf und setzt sich an Bowies alten Flügel, der schwarz und glänzend auf der sumpfigen Wiese wartet, greift in die Tasten und singt es heldenhaft:“Wir müssen nur wollen!“ „Sag ich doch“, grinst Frau K., „Kapitulation!“ Dann wieder Stille. Nur die Vögel eben. Und irgendwo auch Weltmeisterschaft.
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Stille kann trügerisch sein. So entspannend ich sie zum Erholen teilweise finde, so angenehm das Gleiten in literarischen Gedankenwelten, so gut tiefes Reflektieren von Missverständnissen tut,
so unpraktisch finde ich es, mich an die Vorzüge von Stille zu gewöhnen. Ungewohnt kann die Lautstärke des direkten Umgangs mit unbekannten Menschen werden, die Konfrontation mit fremden Gedankenwelten, der Umgang mit sich wiederholenden Missverständnissen.
Wie formulierte Goethe? „Alles Bedeutende ist unbequem.“