Märchen erzählen. Weihnachtsmärchen. Von dem Kind, das gestern seine Eltern im Krieg verloren hat und nun den Weihnachtsmann sucht. Doch der kämpft schon lange an irgendeiner Front, man weiß nicht an welcher. Da wartet das Kind bis die Nacht heilig wird, setzt sich ein rotes Mützlein auf, läuft auf das nahegelegene Trümmerfeld und ruft laut nach den Hirten. Keine Antwort. Kein Schaf, auch kein Ochs, kein Esel, selbst die Könige aus dem Morgenland lassen sich nicht sehen – aus gutem Grund: Die Drei suchen gerade an der Küste nach einem Schlepper, der sie für eine Handvoll Dukaten zum Prinzen Pegida ins sichere Dresden bringt. „Und das soll der Heilige Abend sein!“, seufzt das Kind, holt eine bunte Plastiktüte unter dem zerissenem Hemd hervor und streckt sie hinaus in die dunkle Nacht. Kein Thaler fällt herab, kein Stern leuchtet und das Kind seufzt noch ein wenig mehr.
Nun wird es müde, doch da ist keine Herberge in der Nähe, die Visakarte ist abgelaufen und die Hoffnung eigentlich auch, doch nicht ganz. Denn da steht plötzlich zwischen all den Trümmern eine große hölzerne Krippe mit ein wenig Stroh darin. „Dort will ich wohl schlafen“, frohlockt das Kind, lacht sich voran, steckt den Daumen in den Mund und bald schläft es auf den Strohhalmen friedlich ein. Als es aufwacht, liegen noch viele andere Kinder mit ihm in der Krippe und eines hat sogar ein Stückchen Brot dabei. Das teilen sie und nehmen noch einen Schluck aus dem nächstgelegenen Wasserhahn. Der kräht fröhlich und alle müssen lachen. So wurde es doch noch ein schöner Weihnachtsmorgen.