vonDetlef Berentzen 08.06.2015

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

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Ich liebe Podcasts. Seit jener Nacht im Herbst 2011, als ich aus Neugier einfach mal den play-Button eines iPods drückte, den man mir kurz zuvor geschenkt hatte. Und dann waren da plötzlich diese Stimmen in meinem Kopf – verbal wild gestikulierend, völlig ungescripted, chaotisch, hitzig, sich verlierend in scheinbar nichtigen Details, laut lachend und nachdenklich schweigend. Das war meine Podfloration. (Nele Heise)

Hitzige Liebe, wild inszeniert mit anschließender „Podfloration“ – ich wußte nicht, daß Nele Heise soweit gehen würde, aber die Hamburger Kommunikationswissenschaftlerin ist jung, und da treibt die Begeisterung schon mal stilistische Blüten, soll sie auch, außerdem sind mir podcasts ebenfalls wichtig, nicht, daß ich sie „lieben“ würde, auch nicht meine eigenen, das ginge zu weit, aber die akustischen Werke sind, auch wenn manche Chefetagen das nicht wahrhaben wollen, sie sind Radio 2.0, sind Netz, Community und sie sind jetzt und hier im Werden und immer wieder soziale Interaktion.

All das hat Frau Heise gebloggt, beim SWR2, ja doch, der agile Featurehost Wolfram Wessels kriegt sie eben alle, präsentiert das Denken der assoziierten RadioGuerilla im anstaltseigenen Web und vertont es dann in jener Sendung, die sich nunmehr seit Jahren „Mehrspur“ nennt und im Untertitel das „Radio reflektiert“: Eine Kur für die verstopften Ohren der Immergleichen! Also sollte man den Ratschlag von Nele Heise ruhig ernstnehmen: „Liebe Radiomenschen: Schaut euch an, was die Podcast-Szene so anstellt, da kann man einiges lernen. Zum Beispiel auf der Plattform „Sendegate“, wo die Community ein breites Spektrum podcastbezogener Themen diskutiert!“ Yes.

Nun ist die Illuminierung der Podcastszene aber nicht abendfüllend, die Spuren im Medienmagazin sind mehrere, Wessels legt diese Spuren, man folgt ihnen und sie führen natürlich auch vorbei an Preiswürdigem, an allem, was da spielt, hört und produziert:

Das 6. Berliner Hörspielfestival war im April, der Hörspielpreis der Kriegsblinden wurde gerade Liquid Penguin verliehen, der Günter Eich-Preis wird Ror Wolf feierlich am 7. Juli überreicht werden. Die Chemnitzer Hörspielinsel hat gerade für ihr Festival einen Wettbewerb ausgeschrieben, bis 12. Juni können noch Hörspiele eingereicht werden, der Einsendeschluß des Jenaer Hörspielwettbewerbs ist am 1. Juli, der Leipziger Hörspielsommer startet am 17. Juli und Anfang August werden dann die Einreichungen in Jena bei den Hörspieltagen vorgestellt.

Ein Sommer also, der sich hören lassen kann. Trotz des sogen. „Radiosommers“ der ARD, aber da muss man Verständnis haben, auch so ein Rundfunketat will schließlich mal entspannen, die Füße hochlegen und ein wenig durchatmen. Nicht so der Wessels: der hat die Nachrichtenredakteurin Christiane Renye engagiert und die Frau besorgt ihm jene Newz, die nicht gesendet wurden, die im Papierkorb landeten – allerdings zu Unrecht. Ist doch bspw. wichtig genug, wenn ausgerechnet ein Uniformierter die aktuelle Aufforderung des alten Neil Young bitter und ernst nimmt: „Rock Starbucks!“

Washington. Weil er sich bei Starbucks mit einem heißen Kaffee verbrüht hat, verklagt ein Polizist das Unternehmen auf 50.000 Dollar Schadenersatz. Laut AP hat der Unfall seine Psyche so schwer belastet, dass eine chronische Krankheit wieder ausgebrochen sei, was eine Operation nach sich gezogen habe. Die Anwälte des Polizisten machen außerdem geltend, dass seine Ehe an emotionalem Stress zerbrochen sei.

Mehr von solch akustischen Attacken gibt es, wie gesagt, in Wessels mehrspuriger Hörbar, auch eine verwegene Spur hoch hinauf zu einem Gipfeltreffen der anderen Art: im Jungfraujoch (3.454 m),…diesem Redaktör graut vor nichts und gut so, also ran an den Podcast und wieder mal reinhören! Es lohnt sich.

 

mehrspur podcast

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