vonDetlef Berentzen 16.06.2016

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

Mehr über diesen Blog

Als ich im Januar 1971 vom Bitter-Verlag wegging, fing ich direkt an, mein Programm im Beltz-Verlag aufzubauen. Härtling nahm ich natürlich als Autoren mit, wie auch all die anderen: Guggenmos und Janosch hatte ich damals schon, außerdem hatte ich Christine Nöstlingers erstes Manuskript im Gepäck. Härtling signalisierte, daß er an einem Kinderbuch arbeitet – das war dann der „Hirbel“. Den habe ich 1973 gebracht und das war ein Kinderbuch, das ungeheuer stark wirkte, das großes Aufsehen machte, verbunden mit einigem Ärger sogar: die Cover-Illustration zeigte den Hirbel und die anderen Knaben des Heims im Waschraum. Also ein nackter Knabe von hinten gesehen, man sieht eigentlich gar nichts, aber das auf einem Kinderbuch des Jahres 1973, das war ein starkes Stück! Da sagten viele Buchhändler, das können wir nicht ins Fenster legen, das geht nicht, können sie den Einband nicht ändern? (Jochen Gelberg im rbb/dlr/swr-Feature: „Fremd bin ich eingezogen…“, Autor: db)

 

Turn your radio on! Da siehst du jemanden lange nicht, bist neugierig, meine Güte, also fahr doch endlich los und dann doch nicht, willst trotzdem wissen, dann schon die nächste Zeile, der nächste Anfang und wieder nichts. Freunde erzählen: Es geht ihm gut. Und da war doch dieser Gedichtband, in dem er deine BuchStaben platziert hat: „Wo kommen die Worte her?“ Einer seiner dicken wunderbaren, herrlich illustrierten, musikalisch komponierten Gedichtbände – fulminant und handverlesen.

Immer hat mich sein „Bunter Hund“ begleitet. Von ihm und seinen AutorInnen konnte man früh lernen, was jenseits von 60er-Jahre-Kinderbüchern wie „Stummelschwänzchen in der Hasenschule“ zu finden war: Ein ganzes Leben, eine ganze Welt. Und der kurze oder lange Atem dieser Welt. Kurzum: heute morgen habe ich ihn endlich wieder getroffen. Im (Deutschland-)Radio. Ihm zugehört. 1930er-Jahrgang und kein bisschen trübe. Ein emeritierter Verleger (Beltz&Gelberg), wie du ihn dir wünschst. Ein engagierter. Einer, der noch lachen kann. Der nicht aufhört. Gut, dass er noch da ist und erzählt. Und komponiert schon das nächste Buch. Und liest Gedichte: Hans-Joachim Gelberg. Just listen!

 

Im Gespräch

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/spurensuche/2016/06/16/jeder-tag-ist-sehr-sehr-selten/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert