Es wurde gewarnt.
Lange schon.
Was ich spüre, ist ein Bedürfnis nach Orientierung. Ein Bedürfnis nach Orientierung, dem die großen gesellschaftlichen Mächte, die es ja immer noch gibt, bisher viel zu wenig Rechnung tragen. Was es auch gibt, spürbar, bei relevanten Minderheiten, ist ein Bedürfnis nach mehr Ernsthaftigkeit – also dieser ganze mediale Klangteppich, der uns so gegenüber tritt, der besteht ja nur noch aus einer sich totlaufenden Unernsthaftigkeit. Man hat irgendwie das Gefühl, niemand nimmt irgendetwas wirklich ernst. Und das ist irgendwie so ein Mittel, mit dem man sich über die harten Realitäten des Lebens hinwegtröstet oder verunterhaltend seine eigenen Zukunftsängste betört.
Das moderne Medienzeitalter hat in der Politik vor allem zur Folge gehabt, dass Politiker oder Nachwuchspolitiker nicht mehr so sehr Überzeugungstreue und die Suche nach der richtigen oder nach der besseren Lösung für das Entscheidende halten, sondern immer stärker sozusagen die mediale Widerspiegelung ihres eigenen Images für das Entscheidende halten – also gewissermaßen eine Art Politkommunikator, der gefallen will und der seine Berater danach fragt, wie er beim Publikum angekommen ist und sich dafür interessiert, ob sein Image ihm hilft, eine bestimmte Position zu erlangen oder zu verteidigen oder wiedergewählt zu werden.
Ich glaube schon, dass sich hier diese Anpassungstendenzen an die Talkshow-Demokratie bemerkbar machen und die Politiker zu wenig reflektieren, welche Gefahr für Seriösität letztlich darin besteht, wenn man versucht, öffentlich allzu glatt und allzu geschmeidig aufzutreten. ( ….im Gespräch mit dem Politikwissenschaftler Hubert Kleinert für SWR2, 2010)
Illustration: Joern Schlund, Münster