Nach der Ouvertüre. Herr P. sitzt – in der Akademie vielleicht – auf einer Bühne, an einem weißen Resopaltisch, auf einem gepolsterten Stuhl, den schwarzen Federhalter in der gebrauchten Hand und lächelt. Warm ist dieses Lächeln. Und schafft Kontakt. Immer schaut er freundlich, wenn er den alten Kopf hebt, schaut aus seinem Cordanzug hinauf in ein fremdes Gesicht. Das fremde Gesicht erzählt, macht sich bekannt, hat ihn gelesen. Herr P. legt den Kopf ein wenig schief, hört geduldig zu, nickt, baut eigene Sätze, staunt mitunter: „Ach!“, nimmt später das Buch, das ihm der Leser reicht, schlägt es auf und setzt die glänzende Feder des Montblanc in Bewegung. Fährt auf und ab, ganz ruhig, ein letzter Schwung, sein Kopf hebt sich, freundlich wieder und fast zärtlich haucht er ein „Danke“.
Signierstunde. Die LeserInnen stehen Schlange. Flüstern. Haben mitunter Stofftaschen voller Bücher dabei. Und warten geduldig. Herr P. hat schon viele Bücher geschrieben. Und war dabei nie allein. Auch jetzt nicht. Die ganze Zeit sitzt das Kind, das ihn seit Jahrzehnten begleitet, neben ihm, ernst, bitter fast, ein altes Kind mit großen, wachen Augen, eines, das nicht oft lacht, aber mit den Beinen zappelt und nicht vergessen kann. Es trägt eine verschlissene Uniform, dreckige Schnürstiefel, hält einen alten Rucksack mit beiden Händen fest auf dem Schoß. In Reichweite ein zerbeulter Koffer für die nächste Winterreise.
Plötzlich ein Hauch von Kälte. Herr P. hält inne und für einen Moment den Atem an. Spürt seinen Kinderschatten. Dann lächelt er wieder. Antwortet. Fragt. Glücklich genug.