vonDetlef Berentzen 07.02.2018

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

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Überall Sonne. Irgendwo auch Schneeglöckchen. Letzten Sonntag im Tiergarten zum Beispiel, ganz in der Nähe des steinernen Albert Lortzing , dem immer noch(!) die rechte Hand fehlt, aber egal, im Tiergarten läuten die Schneeglocken und überall sind dunkel- und hellgrüne Knospen zu sehen, alles wartet, selbst die Rousseau-Insel samt ihrem Émile ist bereit, irgendwer wird irgendwann rufen: Auf geht’s!, aber noch ist es nicht so weit. Doch da ist zumindest eine Ahnung, eine Idee von Frühling, von Licht und Farben. Später dann, heute, drehe ich meine Runden auf dem klitzekleinen Wartburgplatz, die „Weiße Rose“ in der Nähe, und bleibe neben dem Spielplatz und seinen verwitterten Zwergenwächtern stehen.

Einfach keinen Schritt weiter, so tun, als gäbe es nur diesen einen süßen Moment, dabei das Immergleiche abschalten, weiteratmen, die Ohren auf Empfang und nun höre ich sie ganz deutlich: Vögel! Amsel, Drossel, Fink und irgendein Pop-Star, sie spielen längst Frühling – ein prima Soundcheck. Da zwitschert’s, flattert’s und eine gütige Hand legt sich sanft auf meine Schulter: Du darfst hoffen!, sagt Otto Sanders Stimme, und verweht gleich wieder.

Ich bleibe noch ein wenig: Ein Kind ruft den Mittag, ein Hund mit Rollkragenpullover scharwenzelt vorbei, dazu ein Herrchen mit karierter Schiebermütze, der alte Norbert winkt eilig von Ferne, der glatzköpfige Nachbar grinst mich fröhlich an, auf der roten Bank kiffen blasse Pennäler, olle Holger stochert mal wieder in den Abfallkörben und über all dem wölbt sich ein blauer Himmel, den ich gar nicht bestellt habe. Schön das.

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