Das Spektakel ist als konkrete Verkehrung des Lebens die autonome Bewegung des Leblosen. (Guy Debord)
Friedrichshain also. Ein Technoclub mit Garten. Und der Mai 68. Ich dachte mir schon, dass Hanna kommt, weil auch von „Situationisten“ die Rede ist und es waren immerhin die beiden subrealistischen VerlegerInnen, Lutz Schulenburg und Hanna Mittelstädt, die in Hamburg-Bergedorf, nach all dem Mai, zusammen mit französischen Freunden (u.a. Pierre Gallissaires!) dafür sorgten, daß Debord, Vaneigem und die ganze Bande der umherschweifenden Rebellen von „Ne travaillez jamais“ zunehmend sichtbar wurden.
Allesamt waren die Situationisten bereits seit den 50ern verrückte Poeten, wilde Architekten, irre Träumer, verwegene Maler und radikale Kritiker. Auch hemmungslose Säufer, Narzißten und gespreizte Autoritäten – die „Situationistische Internationale“ eben. Glühten im Mai 68 gegen das herrschende Spektakel. Wunderbare Brandstifter. Ihre Chiffren sind noch heute lesbar. Und erzeugen inmitten der erkalteten Bewegungen eine heiße Sehnsucht. Auch den Geschmack radikaler Lust. Immer wieder und auch noch 50 Jahre später, trotz all der Totentänze und Beschimpfungen, die so ein 68er-Gedenkjahr aushalten muss.
Mag sein, die coole Jetztzeit kommt inspiriert zu Atem, morgen schon. Denn, wie gesagt: Hanna von der „Edition Nautilus“ kommt, auch ein Herr namens „Negator“. Es geht um das ganz Andere. Vielleicht. Im Garten des „//:about blank“ (20.00 Uhr). Und danach gibt’s echtes revolutionäres Mai-Kino. Vielleicht auch Debatten über außergewöhnliche Maßnahmen. Nichts ist unmöglich.