vonDetlef Berentzen 20.07.2018

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

Mehr über diesen Blog

In den Buchläden stapeln sich/Die Bestseller Literatur für Idioten/Denen das Fernsehen nicht genügt/Oder das langsamer verblödende Kino/Ich Dinosaurier nicht von Spielberg sitze/nachdenkend über die Möglichkeit/ eine Tragödie zu schreiben/ Heilige Einfalt (Heiner Müller: „Ajax zum Beispiel“)

 
Es ist verdammt heiß heute. Mein Nachbar zieht um. Überall zapft es. Im Norden brennen die Savannen. Stündlich Sätze aus völkischen Lautsprechern, die jede Vernunft beleidigen, was einmal Herz war, sucht mürrisch den nächsten Schlag gegen das Fremde. Ohne Ende sendet die große Maschine der Popoisten kalten Hass in die Welt, doch mein Nachbar will auch weiterhin Zeichen des Protests in virtuelle Lindenbäume schnitzen. Die Sonne brennt vor Verlangen. Kein kühler Brunnen vor dem Tore. Hilflose Poeten ziehen schwankend in den flimmernden Horizont, die Weltbühne sucht junge Darsteller für eine neue Winterreise, doch die Souffleure haben Ausgang und Schubert hat wieder mal den Text vergessen. Schweiß tropft. Der Kaffee dampft. Vor dem Fenster schreit ein Kind. Der Nachbar grinst. Es ist noch nicht zu Ende.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/spurensuche/2018/07/20/chronicles-60/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert