Sie standen ein Leben lang auf der Bühne, haben Bilder gemalt, haben für Verlage Bücher und für den Funk Hörspiele geschrieben – weil sie es mussten, weil sie es wollten, weil sie es konnten. Und sie hatten ihr Publikum. Dennoch: AutorIn, SchauspielerIn oder KünstlerIn zu sein, heißt oft genug, wenn man nicht gerade zur “upper class” der Kreativen gehört, prekär zu leben, um dann im Alter mit einer “Künstlerrente” konfrontiert zu sein, die unter der Armutsgrenze liegt – die Renteneinkünfte reichen nicht zum Überleben. Viele von uns haben inzwischen diese Erfahrung gemacht.
Es braucht eine Menge individueller Kreativität, Selbstbewusstsein und Durchhaltevermögen, aber auch die Solidarität von FreundInnen und KollegInnen, um solch ein Finale des eigenen KünstlerInnen- oder AutorInnenlebens zu ertragen. Mancher weint. Mancher hadert. Man kann es sich nicht leisten krank zu werden, Urlaub ist ebenfalls nicht drin, Sparpläne sind obligatorisch, Nebenbeschäftigungen ebenfalls – eine prekäre Balance, die oft genug aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit gerät, die einst den AkteurInnen applaudiert hat.
Immer wieder scheint es Kommentatoren selbstverständlich, dass nur Askese künstlerisch Großes gebiert und dass Kreative vornehm über die Tatsachen ihrer prekären Existenz zu schweigen haben – alles andere wäre doch nur mieses Gejammer. Unsinn!, sage ich, es geht um Anerkennung, um Würde und aufrechten Gang! Trotzdem ist der Titel der Wanderausstellung, die vor ein paar Jahren zu sehen war, nach wie Programm für die alten Kreativen: “Brenne und sei dankbar!” (Gesche Piening u.a.)
Ich bin losgezogen und habe für den Funk (Link zum podcast s.u.) mit alternden Kreativen über Kränkungen und Überlebenskunst, über ihre Ängste und Hoffnungen gesprochen. Sie alle waren auf ihre Art wichtig für den kulturellen Aufbruch aus der Kälte der Nachkriegszeit, haben die Öffentlichkeit bewegt, waren mutig, verwegen und taten eines nie oder selten: Über Rente oder Altersversorgung nachdenken. Stattdessen ging es weiter. Immer weiter. Ob es gut endet, weiß keiner. Wir hatten trotzdem auch viel zu lachen bei unseren Gesprächen.