Du trägst die schwarz-rote Fahne. Wie in alten Tagen. Ziemlich verschlissen ist sie, doch flattert noch rüstig im Wind, immer vorwärts, nicht vergessen, der Himmel über Berlin ist blau und diese Fahne dir voran, nur niemand hinter dir, du ganz allein, mit schütterem Haar und hast nicht gemerkt, bist auf Deiner Winterreise einfach weitergezogen, die Anderen haben dir vom Wegesrand zugewinkt, wie zum Abschied, aber du immer weiter, voller Geschichten, die erzählt sein wollen, es sind schließlich deine, ja doch, und über dir die Fahne, die flattert und du erzählst von Rosa, von ihrem wilden Lachen, auch davon, wie ihr die linke Zeitung gegen die Faschos verteidigt habt und sie hören dir zu, denkst du,….
….doch sie hören nicht zu, du bist unsichtbar, bleibst unerhört, ein alter Sack bist du, sagen sie, stehst auf vom Schreibtisch und hockst abends, wie immer, im Narkosestübchen mit Suse und Gerd und Hoch die Tassen!, auch die Solidarität!, rufst: „Nehmt nicht den Fahrstuhl! Nehmt die Macht!“ und spürst den kommenden Sturm in den alten Knochen, die Jungen setzen schon die digitalen Segel, singen Lieder von ihrer Playlist, kapern die künstliche Intelligenz, ihr Techno wummert wie dein altes Herz, du schaust ihnen nach, legst die Fahne zur Seite, stützt dich auf deinen neuen Gehstock und denkst: Bloß nicht heulen! Etwas Besseres als den Tod finden wir alle mal.