Das Vorwort einer jungen Literaturzeitschrift, die ihre Arbeit einen „aktivistischen Realismus“ nennt – In literarischer Sache, die zugleich in eigener Sache ist.
Dieser Beitrag ist anders als die vorangehenden und die noch folgenden. Wie aus dem bio dieses Blogs ersichtlich, bin ich nebenbei Hauptredakteur einer Literaturzeitschrift, die seit 2013 existiert. Sie trägt den Namen Nous. Das hat zweifache Bedeutung, eine französische und eine philosophiegeschichtliche. Nun möge man rätseln.
Die Zeitschrift selbst ist kostenlos. Uns geht es nicht um Gewinnerzielung, sondern um die Sache selbst, denn „Literatur ist unser Hafen in der Welt“, wie es im Vorwort heißt, das auf diese Zeilen folgt. Dennoch sind wir für Unterstützung und Spenden herzlich dankbar. Sollten LeserInnen dieses Blogs an einer Ausgabe interessiert sein, kann man mir eine Mail an: mesut.bayraktar90@web.de schicken. Zuletzt danke ich der taz.blog-Redaktion, dass sie mir die Möglichkeit gewährt, über diese Plattform auf die Zeitschrift aufmerksam machen zu können. Jetzt möchte ich nichts mehr hinzufügen und das Vorwort der 8.Ausgabe für sich sprechen lassen, das – wie es üblich ist – von mir als Hauptredakteur verfasst wurde:
Liebe LeserInnen,
vor vier Jahren wurde das Projekt Nous. von nur zwei Personen gegründet und seither hat sich unheimlich viel getan. Jene, die in den dunklen Abzweigungen ihres Gedächtnisses noch die ersten Schritte unserer Arbeit abgelagert finden, werden bestätigen, dass das Projekt zwischenzeitlich eine Richtung eingeschlagen hat, die sich in den folgenden Worten zusammenfassen lässt: Literatur ist unser Hafen in der Welt. Die Redaktion ist auf fünf Personen gewachsen, die jeweils in Köln, Hamburg, Trier und Stuttgart leben und wirken. In dieser nun 8. Printausgabe möchten wir euch jeden Redakteur kurz vorstellen. Gerne könnt ihr jeden Einzelnen auch persönlich anschreiben und sei es auch nur für ein kurzes Wort der Anerkennung oder Kritik. Auch die Gruppe von Illustratoren ist gewachsen. Ihre Werke haben in dieser Ausgabe in noch größerer Vielfalt als in den vorherigen Niederschlag gefunden. Auf sie möchten wir mit besonderem Nachdruck hinweisen. Denn die Illustratoren haben, wie wir nden, glänzende Assoziationshilfen für die literarischen Erzeugnisse geliefert.
Die vorliegende Ausgabe ist vielseitig und hält zugleich am aktivistischen Realismus – wie in dem Vorwort der 7. Ausgabe definiert – fest. Ihr werdet von toten Tauben, von zwei müden Soldaten, von einem einsamen Wanderer, von verachteten Gottlosen und sogar von einem griechischen Gott in einer Kneipe lesen. Diesmal gibt es zahlreiche Gedichte, längere, über die feine Moral unserer Herrschaften und kürzere, über die Würde der Menschen und über das Leben in Großstädten. Infolge unserer Ausschreibung vom Juni 2017 haben wir unerwartet viele, lesenswerte Schriften erhalten. Eine dieser Schriften ist in der Ausgabe gedruckt, die uns mit ihrer originellen Subjektivität in der Auseinandersetzung mit existentieller Angst überzeugt hat. Wir danken allen für die Teilnahme und freuen uns auch in Zukunft über Zuschriften. Daneben gibt es noch weitere kurze Gastbeiträge, die lesenswert sind.
Nun sind wir eine Literaturzeitschrift, aber keine gewöhnliche. Wir schreiben nicht nur, wir betrachten uns als ein engagiertes Schriftstellerkollektiv, das Diskurse eröffnen, Teilnahme ermöglichen, Bewusstseinsräume erschließen und erweitern und schließlich gesellschaftliche Lebensverhältnisse im totalen Sinn humanisieren will. Wir sind keine Schriftsteller der Kunst um der Kunst willen. Ebenso wie das Leben die Kunst mit dem Kunstmachen ausstattet, sehen wir die Legitimation von Kunst darin, diese mit der konsequenten Haltung und bedingungslosen Aussprache für das Leben zu schaffen. In einer lebensverneinenden und – verachtenden Epoche des politischen und kulturellen wie gesellschaftlichen Nihilismus, der Lokal- und Weltkonflikte vertieft, liegt die Aufgabe der Kunst darin, die Wirklichkeit künstlerisch durchdringend zu dokumentieren. Wenn das unsere Literatur nihilistisch oder bedrohlich erscheinen lässt, so liegt es nicht an uns, sondern an der Wirklichkeit, die nihilistisch und bedrohlich ist. Ansonsten müssten wir die Wirklichkeit leugnen, d.h. wissentlich lügen. Wer aber genau liest, wird einen unerschütterlichen Willen zum Leben erkennen. Unser Positivismus ist nicht plumpes Ja-Sagen oder metaphysisches Glauben an das sogenannte Gute. Unser Positivismus ist dialektisch. Jene bescheidene Aufgabenstellung, Tagebuch über die Wirklichkeit zu führen, hat im Übrigen eine große Wirkung: sie räumt den Schutt der Lügen beiseite und legt den Weg zur Wahrheit und Klarsicht frei.
Und mit diesem Schlusswort wünschen wir gute Lektüre!
Gez. Nous. – Redaktion
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