Dieses Jahr ist der 8. Mai von besonderen Widersprüchen gekennzeichnet. Noch immer in der Bundesrepublik Deutschland nicht zum gesetzlichen Feiertag erklärt, endete am 8. Mai 1945 der Zweite Weltkrieg durch den Sieg über den Hitlerfaschismus. Seither steht der 8. Mai für Hoffnung, Aufbruch und Völkerfrieden – Dank den Befreiern von der faschistischen Barbarei, allen voran den Frauen und Männern der multinationalen Roten Armee und der Sowjetunion, der mit 27 Millionen Opfern ein unfassbares Leid zugefügt wurde. Feiern fällt schwer, doch diesen weltgeschichtlichen Moment hochhalten, ist heute notwendiger denn je.
Denn gleichzeitig tobt ein Krieg in der Ukraine, entfesselt vom Angriff durch Moskau, verursacht über knapp ein Jahrzehnt durch imperialistische Auseinandersetzungen und Aggressionen insbesondere auch durch den NATO-geführten Westen und der USA. Gerade heute ist der 8. Mai ein Augenblick der Wahrheit. Wie an keinem anderen Tag wird der Geschichtsrevisionismus von Kriegstreibern sichtbar. Während die Geschichte an das Ende des Zweiten Weltkriegs erinnert, hat die Bundesregierung dieser Tage die Entsendung von Panzerhaubitzen mit Munition und Ausbildungspersonal beschlossen. Faktisch ist die Bundesrepublik Kriegspartei. Tage wie diese zeigen, dass ein Krieg immer auch ein Kampf um die Geschichte ist.
Unterdessen hat in Berlin die Polizei das öffentliche Zeigen der roten Fahne mit Sichel und Hammer in ausgewiesenen Arealen für den 8. und 9. Mai verboten, weil es als „Kriegsverherrlichung“ gelte, so als ob der Sozialismus für diesen Krieg stehe – und nicht für das Gegenteil desselben. Seit einigen Wochen vermehren sich Angriffe auf sowjetische Ehrenmale, ob mit Forderungen nach Abriss und Umbau auch von Konservativen oder mit systematischen Schändungen am Treptower Park mit u.a. Hakenkreuzen, dem Begräbnisort für etwa 7.000 Rotarmisten, unter ihnen auch Ukrainer, Soldaten aus 15 Nationen und den Völkern der UdSSR, die im Kampf gegen die Nazis in Berlin gestorben sind. In der Ukraine ist die Zerstörung sowjetischer Denkmäler schon seit April 2015 von Staats wegen gemäß der sog. „Entkommunisierung“ eingeleitet worden.
Im Schatten der Blau-Gelben-Schwärmerei und der unkritischen Haltung zu Asow-Bataillonen in den Medien verbreitet sich im rasanten Tempo hierzulande Russophobie, Kriegsbegeisterung und Rassismus. Auf der einen Seite träumt die grüne Außenministerin davon, Russland zu „ruinieren“, auf der anderen Seite können zwielichtige Akteure und Bandera-Verehrer wie der ukrainischen Botschafter in Berlin Andrij Melnyk ohne Widerworte diesen Hass mit der Propaganda eines profaschistischen Nationalismus befeuern.
All das sind nur die Vorläufer des noch zu beschließenden 100 Milliardenpakets mit Grundgesetzänderung für die Hochrüstung und Mobilmachung der Bundeswehr, womit suggeriert wird, damit ließe sich der imperialistische Konflikt lösen. Und die Herrschaftsclique im Kreml tritt den heutigen Tag mit Füßen, wenn sie den Angriff auf die Ukraine mit einer „Entnazifizierung“ rechtfertigt. Besonders heute müssen die arbeitenden und unterdrückten Klassen sowie fortschrittliche, friedensliebende Intellektuelle in Wissenschaft, Kunst und Politik all diesen Lügen entgegentreten. Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!
Schließlich ist am 8. Mai auch Muttertag. Meine Gedanken sind bei den ukrainischen und russischen Müttern, die ihre Söhne im Krieg verlieren, aber auch bei jenen Müttern aus den unteren Klassen in Deutschland. Denn der zunehmende Militarismus wird auch ihnen früher oder später die Söhne und Töchter aus den Händen reißen wollen, um sie an der Front für die geopolitischen und ökonomischen Interessen der herrschenden Klasse zu verheizen. Die da den Krieg wollen und von ihm profitieren, sind das Groß- und Finanzkapital, die Konzerne, die Rüstungsindustrie, die Oligarchen, die Bosse, ihre politischen Ausschüsse in den Parlamenten und Regierungen diesseits und jenseits der Dnepr.