vonCaro 22.06.2014

Fotoblog Streetart

Geklebtes, Geschriebenes, Gesprühtes – es gibt Vieles, was die Straßen der Stadt erobert. Hier gibt es Fotos davon zu sehen.

Mehr über diesen Blog

Seit Mitte März prangt ein neues klares Statement von „Reclaim Your City in luftigen Höhen mitten an der großen Kreuzung Flughafenstr./Hermannstr. (U-Boddinstr.) gegen Gentrifizierung allgemein und wahrscheinlich nicht ohne Grund so schön gut sichtbar und direkt am Tor zum Schillerkiez platziert:DSC_0630 (Mittel)

 

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/streetart/2014/06/22/kiez-statt-kies/

aktuell auf taz.de

kommentare

  • Danke, Jochen!
    Für die (Wort-)Erklärungen und die Einschätzungen zum sog. „Schiller-Kiez“. Und vor allem für die dezidierte Betrachtung des Problems (es ist so einfach in schwarz-weiße Raster zu verfallen, bei dieser Diskussion)!

    Ja, meines Wissens ist es das Quartiersmanagement, das das obere Ende der Emser Str. zum Schillerkiez erkoren hat und da bin ich einverstanden, dass dieser Teil nicht so sehr an den Dorfanger angewachsen ist, wie „die“ das gerne hätten.

    Im sog. „Reuterkiez“ – auch der wurde erst im Zuge der Aufwertung vom Quartiersmanagement so benannt! – habe ich wiederholt „Neukölln scheißt zurück“- Schriftzüge gesehen. Keine Ahnung, was da genau der Hintergrund ist, passt aber schön zum Kommentar von Sebastian Heiser :-).

    Auf bald…herzliche Grüße von Caro.

  • Mein Problem damit ist, dass „Kiez“ und „Schillerkiez“ auf Straßen ausgeweitet wird, die in der Lebensrealität mit der Schillerpromenade kaum etwas zu tun haben. Die auch aufgewertet werden sollen. Die künftig miteinander zu tun haben sollen. Die taz sagt auch zur Emser Straße Schillerkiez. Das steht immer auf den gedruckten Grafiken. Fragen Sie doch zum Beispiel in der Emser Straße zwischen Sportstadion und Hermannstraße, im „Schillerkiez“, mal die, die hier in den Häusern leben. Wenn die Ihnen hier, außer im Büro des QM und bei unbedarften Zugezogenen, „Schillerkiez“ sagen, wäre ich sehr überrascht. Hier heißt es Neukölln, Emser Straße, Kiez häh was?

    Die langjährigen AnwohnerInnen sind es, die das schaffen, was den schönen Inhalt von Kiez ausmacht. Man trifft sich vor der Haustür, beim Einkaufen, verliebt sich, streitet sich, feiert zusammen, schafft Abhilfe gegen störende Probleme. Kurz man lebt zusammen.

    Sollten nicht die AnwohnerInnen und nicht irgendein Quartiersmanagement, die MaklerInnen dieser Welt oder sonst wer Drittes entscheiden, wie sie ihr nächstes Umfeld nennen? Alles andere zerstört nachhaltig Gewachsenes auf Berlins Pflastern.

    Herzliche Berliner Grüße
    Jochen

  • Die AnwohnerInnen um die prägende Straße namens Schillerpromenade benennen ihre nähere Umgebung doch aus gutem Grund nach ihrem quasi Dorfanger (mit Spielplatz, Kirche und Märkten). Hilft doch für eine positive Entwicklung der Straßenzüge! Ja, nur, für wen? Das ist hier die Frage.

    Mir ist der Kommentar von Sebastian Heiser vor einer Weile zu Gentrifizierung in Berlin in Erinnerung geblieben. Die Botschaft in Kurzform war, dass Kreuzberg seine Hundescheiße auf den Gehwegen braucht, wenn langjährige AnwohnerInnen durch Wertsteigerung der Wohnobjekte, durch Gentrifizierung nicht verdrängt werden sollen.

    Meiner Meinung läuft die Sache schief, wenn irgendwelche Einrichtungen wie die Berliner „Quartiersmanagements“ wie hier bei dem bald nicht mehr „Problem-„Stadtteils zwischen Boddinstraße, Hermannstraße und Tempelhofer Feld, Straßenzüge auf dem Reißbrett zusammenwürfeln und mit dem Namen Schillerkiez taufen. Den dann Medien wie die taz, die „Schillerkiez“-Serie in der Zeitung müsste inzwischen bei Teil 100 angekommen sein oder so, fleißig aufgreifen und verbreiten.

  • Hallöle Caro,

    die Website kannte ich nicht, interessant. Sehe ich mir an.

    Seit wann das Wort „Kiez“ marketingtechnisch lanciert wurde? Kann ich nicht genau sagen. Kiez ist meines Wissens ein altes Wort, das aus Hamburg von Fischerdörfern herkommt und seit langer Zeit in Teilen von Berlin verwendet wird. Könnte der etymologischen Forschung zur Herkunft von Russischem Zupfkuchen von Jakob Hein im Reptilienfonds beigefügt werden.

    Als Verkaufe denke ich, wird Kiez verwendet, seit es zum Verkaufen nutzt. Das könnte in Berlin nach der gelinderten riesigen Wohnungsnot in den späten 1940er und 1950er-Jahren dem dienlich sein. Als die BerlinerInnen sich in ihren neuen Wohnungen angekommen fühlten. Mehr schätze ich aber, fand das Wort erst später in sanierten Teilen der Stadt Verwendung. In Stadtteilen Berlins in den Ortsteilen Kreuzberg, Prenzlauer Berg und Teilen von Neukölln, wuchert „Kiez“. Das sind die „Szene“-Stadtteile und ehemaligen „Szeneviertel“, in denen die AnwohnerInnen neue Identitäten herausbilden. Ein „Kiezgefühl“, anders formuliert ein dörfliches Gefühl der Zusammengehörigkeit mitten in der Großstadt Berlin, hilft bei der Indentitätssuche.

  • Hi Jochen,

    also ich für meinen Teil als Berlinerin nutze den Begriff „Kiez“ durchaus als Beschreibung für den ganz lokalen Bezirksteil…und habe nicht das Gefühl, dass mir das von irgendwelchen Marketingstrategen untergeschoben worden wäre. Ich nutze das Wort schon ewig. Seit wann denkst Du, ist es marketingtechnisch lanciert worden?

    Klar – da bin ich einverstanden, dass jede Form der (politischen und künstlerischen) Aktivität in den Gentrifizierungsprozess inkorporiert werden kann und wird („Szenekiez“ und was weiß ich für Makler-Slang), aber deshalb untätig zuschauen und gar nix machen? Auch klar, dass man auf diese Weise vielleicht die Wandlung des Kiezes rund um das Tempelhofer Feld nicht aufhalten kann…aber da sind eigentlich mehr die Leute dran schuld, die sich dort überteuert Wohnungen kaufen und mieten, die Banken, Konsortien und „Immobilienhaie“, die dort das schnelle Geld suchen! Und wenn es ein paar Künstler_innen (und Polit-Aktivisten) gibt, die sich dagegen wehren (es gibt in dem Kiez übrigens einiges an Aktivitäten gegen die aktuellen Entwicklungen: Kiezspaziergänge, Plakataktionen gegen kurzfristige Vermietungen, Soliaufrufe alte Mietverträge zu erhalten), umso besser!

    Gerade „Reclaim Your City“ sind ja ein Beispiel von Streetartisten und Graffitisprühern, die ihr Tun reflektieren und politisch angehen. Das „Recht auf Stadt für alle“, wie es so schön in Hamburg genannt wird, ist eindeutig deren Aktivitätsgrundlage und spiegelt sich eben nicht nur in den Slogans in Riesenlettern wieder, die sie überall in Berlin anbringen, sondern auch darin, wie sie ihre strikt unkommerzielle Ausstellungsphilosophie leben usw. Kannst Dir gerne mal ihre Website genauer anschauen: reclaimyourcity.net

    Herzliche Grüße von Caro.

  • Ich wette einen Kasten beliebiges Bier/Alkoholfreies, dass ein wesentlicher Teil der BerlinerInnen das Wort „Kiez“ für einen Marketingbegriff hält. Maximal ein Drittel der Berliner Bevölkerung hat Wort Kiez überhaupt im aktiven Sprachvokabular. Weniger als ein Fünftel nutzt es, schätze ich.

    Das „Statement“ von der Hauswand und dessen Veröffentlichung in der taz passen wunderbar in den Prozess der Gentrifizierung an dem Wohnflecken Berlins, der neben dem Tempelhofer Feld liegt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert