vonCaro 23.09.2023

Fotoblog Streetart

Geklebtes, Geschriebenes, Gesprühtes – es gibt Vieles, was die Straßen der Stadt erobert. Hier gibt es Fotos davon zu sehen.

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Wandbild "Face Time" von Various&Gould an der Heinrich-Heine-Str.
Foto: Various & Gould

An der Grenze von Kreuzberg und Mitte auf der Heinrich-Heine-Str. ist ein riesiges an die Hauswand gemaltes Gesicht weithin sichtbar. 2015 hat das Berliner Künstlerduo Various&Gould das 350qm große Bild gemalt. Nun steht es aktuell in Gefahr übermalt zu werden. Im Zuge des Berlin Marathons an diesem Wochenende soll dort ein kommerziell-künstlerisches neues Wandbild im Auftrag einer Berliner Werbemural-Agentur drübergemalt werden. Dagegen wehrt sich das Duo. Auf instagram und per Pressemitteilung sind sie am 20.09.2023 an die Öffentlichkeit gegangen und erfahren rege Unterstützung von vielen Menschen und speziell aus der Streetart- und Kunstwelt.

Künstlerduo Various&Gould aus Berlin
Foto: Tore Rinkveld (Various&Gould)

„(E)s geht uns nicht nur um unser Werk, sondern ganz allgemein um die Gefährdung von Kunst im öffentlichen Raum durch Werbung. Ob wir unser Wandbild noch retten können, wissen wir nicht. Aber indem wir es versuchen, können wir zumindest in der Öffentlichkeit ein breites Bewusstsein dafür schaffen und somit womöglich andere Kunstwerke in der Stadt vor einem ähnlichen Schicksal bewahren. (…)

Soweit wir wissen, darf an diesem Ort kein Werbewandbild entstehen. Ob die geplante Übermalung unseres Wandbildes einen künstlerischen oder werblichen Charakter haben wird, werden wir erst sehen können, wenn es bereits zu spät ist.“ (aus der Pressemitteilung vom 20.09.2023)

Various&Gould arbeiten seit 2005 zusammen und werfen in all ihrem Schaffen wichtige gesellschaftliche und individuelle Fragen auf (mehr zB auf wikipedia). In einem Interview 2015 im Spiegel erklärt Various, worum es bei der Reihe „Face Time“ mit den zusammengesetzten Gesichtern geht: „Um Identitäten, Schönheitsideale und die Frage nach Geschlechtern. Wir versuchen Vorurteile aufzulösen, aber hinterfragen auch das Selbstverständnis von Geschlechtern. Wir kreieren neue Charaktere, die interessant aussehen. Das irritiert meist erstmal – aber daran erkennt jeder für sich, wo er Zuschreibungen macht.“

Various malt 2015 an der Heinrich-Heine-Str.
Foto: Various&Gould

Ich bin eine Fan von ihren Arbeiten! Für mich ist dieses Wandbild eine echte Wegmarke, für die ich manchmal einen Umweg auf meinem Fahrrad fahre. Immer wieder fallen mir neue Aspekte in diesem Gesicht auf. Und seit einigen Jahren darunter die Feuerlöscher-Signatur von 1UP. Dass genau dieses ikonische Wandbild im Auftrag einer Muralagentur auf einer riesigen Fläche Werbung oder kommerzieller Kunst weichen soll finde ich schrecklich. Diese Art von Wandmalerei ist schon so präsent in den Straßen Berlins, also ist es umso wichtiger dieser Überrepräsentierung etwas entgegenzusetzen. Auch wenn bis heute Abend das Wandbild nicht übermalt wurde und vielleicht aufgrund des Protests erstmal nicht zum Marathon übermalt wird. Gesichert ist es deswegen noch nicht!

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https://blogs.taz.de/streetart/2023/09/23/wandbild-in-gefahr/

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kommentare

  • Nein! Das Vorhaben wurde nicht Realität. Welch ein Glück. Bzw wahrscheinlich dank des öffentlichen Protests.

  • Moin wertes taz-Team,

    bedingt durch eine Recherche bin ich auf Eure Seite gelandet – ein sehr gut geschrieben Artikel. Es ist immer schade, wenn Menschen Kunst nicht zu schätzen wissen und lieber gestrichene „Eintönigkeit“ und Gradlinigkeit vorziehen. Wie ist eigentlich der derzeitige Stand in der Heinrich-Heine-Straße – ist es nun tatsächlich übermalt worden? Über eine Antwort würde ich mich freuen.

    Ich komme leider nicht aus Berlin.

    Liebe Grüße

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