vonAndreas Herteux 29.08.2021

Objektive Subjektivität

Ein Blog von Andreas Herteux, der sich mit Zeitfragen beschäftigt. Und das immer objektiv-subjektiv. Headerfoto: Berny Steiner / Unsplash

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Die Bundestagswahl 2021 nähert sich mit schnellen Schritten und trägt zahlreiche Wahlkampfthemen auf ihren Schwingen. Das impliziert zwar, dass sie entweder den Luftweg präferiert oder aber der Autor dieser Zeilen seine Metaphern überdenken sollte, aber mit derartigen Details wollen wir uns nicht aufhalten, sondern den Scheinwerfer lieber auf etwas werfen, das wirklich von Bedeutung ist: Ein ökologischer Umbau der Wirtschaft, Investitionen in die Infrastruktur, der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit, die Sicherung der sozialen Systeme oder schlichter ausgedrückt: Freiheit, Gerechtigkeit und Wohlstand für alle – vor der Wahl für einen jeden; in jedem Falle. Die Details, an dem schon die sprachliche Qualität dieses kleinen Beitrages hätte scheitern können, lassen sich sicher vertragen. Bleiben wir daher lieber im verwässerten Ungefähren.

Nein, es ist wahrlich nicht so, dass es an Versprechen mangeln würde, allerdings verenden diese nicht selten aufgrund von profanen Sachzwängen, denn abgesehen davon, ob überhaupt die Kompetenz sowie der Mehrheitswille vorhanden ist, um die jeweiligen Pläne, ob sie nun einen Sinn ergeben oder nicht, mag uns nicht interessieren, umzusetzen, stellt sich selbstverständlich immer auch die Frage nach der Finanzierung der jeweilige Vision eines prächtigen Morgens. Auch das sind Details, die während eines Wahlkampfes gerne in den Schatten rücken, aber dort nicht dauerhaft verweilen sollten.

Und so wird, wenn denn die Zeit gekommen ist, die glorreiche Zukunft erneut auf die noch viel weiter entfernte Zukunft verschoben und es bleibt nur die gewöhnliche Zukunft, in die man, wir versuchen uns wieder an einer Metapher, weitaus mehr wie ein steuerloses Boot schlicht dahintreibt, statt selbst die Richtung zu bestimmen. Die schöne neue Welt muss warten, aber da sie das bereits seit Jahrtausenden gewöhnt ist, sollte es sie auch nicht sonderlich stören. Könnte man meinen.

Doch warum eigentlich und wer wartet schon gerne ewiglich? Warum schaffen wir die bessere Welt nicht einfach? Wie? Die Antwort ist einfach:

Wertekapitalismus oder, wenn man es lieber in einer Fremdsprache möchte: Value Capitalism.

Und damit wären wir natürlich bereits bei einem kleinen Problem, denn schon das Wort Kapitalismus könnte bei manchem Zeitgenossen eine innerliche Abwehrreaktion auslösen, die letztendlich dazu führt, dass die Idee selbst gar keine nähere Betrachtung mehr erfährt. Das wäre selbstverständlich fatal und kontraproduktiv, denn nun kommt es leider auf die Details an.

Tatsächlich wäre der Wertekapitalismus kein Steigbügelhalter, sondern der Bändiger der Kapitalismus, denn er wandelt ihn so um, dass letzterer der Allgemeinheit maximal dient. Wenn der Kapitalismus, und zweifellos wurde diese Metapher schon des Öfteren benutzt, den reißende Strom darstellt, der alles mit sich nimmt, dann ist der Wertekapitalismus die Kraft, die den Fluss befriedet und in ruhigerer Bahnen lenkt. Aus der stürmischen Überschwemmung, wird nutzbares sowie segensreiches Wasser.

Im Grunde genommen, ist der Wertekapitalismus all das, was sowohl die Kapitalisten als auch Antikapitalisten immer wollten. Nur wissen sie es leider noch nicht.

Warum sich daher nicht mit einer Evolution des Wirtschaftssystems näher beschäftigen, in dem Werte zu einem Produktionsfaktor werden und der das Potential hat, eine bessere Welt zu schaffen?

Dann müssten wir die glorreiche Zukunft auch nicht mehr in die Zukunft verschieben.

 

 

Eine kurze Zusammenfassung der Theorie des Wertkapitalismus findet sich in der Publikation

„Value Capitalism – Wertekapitalismus: English – Deutsch – Français – Español – Português – Italiano

Erich von Werner Verlag. 2. Auflage, 2021 

ISBN-13: 978-3948621285

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