vontazpanterstiftung 11.12.2018

taz Panter Stiftung

Die taz Panter Stiftung fördert seit ihrer Gründung 2008 kritische Nachwuchsjournalist*innen, ehrenamtliches Engagement und die Pressefreiheit weltweit.

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Eine weitere geräumige Vorhalle in einem Hightech-Gebäude aus Glas mit endlos hohen Decken. Einige Augenblicke lang befinden wir uns mitten in einem modernen und sehr komfortablen Newsroom. Im Zentrum sitzt der Chefredakteur, der Rest kreist um ihn wie Planeten um die Sonne, erst Redakteure, dann Korrespondenten, Produzenten, Designer, Grafiker…

Roman Sukhan freier TV-Journalist aus Kiew

Ich habe mich in die deutschen Newsrooms verliebt. Beim deren Anblick verspürt man sofort Lust hier zu arbeiten! Das Wichtigste jedoch sind nicht die Wände oder die per Knopfdruck hoch und runter schnellenden Tische. Das Wichtigste ist die Freiheit, die hier quasi in der Luft liegt.

Heute geht das Programm unseres Seminars zu Ende. Zum Abschluss besuchen wir die Redaktion der Zeitung Die Welt. Im Unterschied zur freiheitsliebenden und liberalen taz ist Die Welt konservativer. Beiden Zeitungen liegen unterschiedliche Weltanschauungen zugrunde, uns wurden beide präsentiert und hiermit das Urteil überlassen, welches Konzept denn spannender ist. Auch das ist ein Werkzeug der Freiheit – der Freiheit eine Wahl zu treffen.

Die von Trainingseinheiten und Treffen prall gefüllte Berlin-Woche ist blitzschnell vergangen. Mich hat es tief beeindruckt, dass die Menschen in Deutschland immer noch gern Zeitung lesen. Und wie die Leserschaft ihren Medien hilft, unabhängig und stark zu bleiben. Ein hervorragendes Beispiel dafür liefert die taz, die in Besitz von über 18.000 Genossen ist. Jeder Einzelne von ihnen hat mindestens 500 Euro in die Pressefreiheit investiert.

Das deutsche öffentlich-rechtliche Fernsehen stellt für die Ukraine ein erstrebenswertes Modell dar. Wir sind erst am Anfang des Weges. Der reformierte Kanal UA:Suspilne hat zwar aufgehört ein Propagandasender des Staates zu sein, ist aber in Bezug auf Qualität und Angebot immer noch äußerst bedürftig. Einer der Gründe ist sicherlich mangelnde Finanzierung. So beträgt das Jahresbudget des ZDF 2 Milliarden Euro, während UA:Suspilne nur 250 000 Euro zur Verfügung hat. Aber wie wir in dieser Woche erfahren haben, gibt es für Medien auch Möglichkeiten selbst Geld zu verdienen, z.B. Souvenirs zu verkaufen, Reisen anzubieten, ein Café zu betreiben.

https://www.youtube.com/watch?v=gJ2jlDpBId0&feature=youtu.be

Ebenso beeindruckend war der Besuch bei der Deutschen Welle. In der Ukraine ist erst vor ein paar Jahren der Kanal UATV entstanden, der für das Ausland sendet. Er hat noch viel Luft nach oben.

Ich bin der taz für diesen Insider-Blick sehr dankbar. Die deutschen Medien sind wie wir alle nicht vollkommen, aber es gibt eine Menge Sachen, die man bei ihnen abgucken kann und gerne möchte.

In dieser Woche sind zum einundzwanzigsten Mal Journalisten aus Osteuropa Gäste der taz Panter Stiftung, um sich kennen zu lernen, ihre Erfahrungen auszutauschen, Neues über Journalismus unter demokratischen und nicht mehr so demokratischen Bedingungen zu lernen. Weil es dieses Mal speziell um das Thema „Bedrohte Pressefreiheit“ geht, sind die KollegInnen fünf Tage in Budapest und dann in Berlin. In einem täglichen Blog berichten sie von dem Workshop, der auch aus Mitteln des Auswärtigen Amtes gefördert wird.

 

Dieser Workshop wurde durch das Auswärtige Amt finanziell unterstützt.

 

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https://blogs.taz.de/tazpanterstiftung/2018/12/11/ein-stueck-deutsche-freiheit/

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