vonErnst Volland 17.05.2024

Vollands Blog

Normalerweise zeichnet, schneidet, klebt Ernst Volland, oder macht Bücher. Hier erzählt er Geschichten.

Mehr über diesen Blog

 

Kleine neue Welten

 

Neulich waren wir in Togo
und tanzten dort den Pogo.
Bei diesem wilden Tanze
gingen wir aufs Ganze
und erholten uns danach bei Coffee-to-go.

 

Heute sah ich den Stiegelitz.
Er übte stramm den Liegestütz.

Ich sagte: „Mein lieber Schwan,

ich bin sehr angetan!“
Früher hätte ich den nie gegrüßt.

 

Gestern waren wir in Krakenheuz,
der Heimat von dem Hakenkreuz.
Dort stehen sie den ganzen Tag lang stramm.
Zwischendurch betätigen sie den Kamm.
Wenn es zu heiß wird, tauchen ihre Führer unter bei Scharbeutz.

 

Neulich war ich im Purzelwald.
Vom Wipfel bis zur Wurzel war dort alles alt,

und jeder Purzelbaum
maß einen Meter kaum.
So viel zum Turnklub Sturzelhalt!

 

Die Leute rufen „Inhalte! Inhalte! Inhalte!“
Die Mächtigen flüstern: „Hinhalte! Hinhalte! Hinhalte!“

Die Armen wollen erträgliche Zeiten,
die Reichen favorisieren einträgliche Zeiten
und für ihre Feinde: Hinterhalte.

 

Neulich besuchte Sieglinde

ihre Schwester Verlierlinde.

„Ach, du alter Zechvogel!

Ach, du alter Pechvogel!“

„Ach, hau ab, Krieglinde!“

 

Versunken ist das Kütterlin,

versunken ist das Mütterlin.

Sie schrieb so schöne Briefe,

so voller Tiefe,

doch stets schrieb sie in Sütterlin.

 

Er hielt eine muntre Rede,
lobte jeden, herzte jede,
und nach dem zehnten Glas Pinot

verschwand er auf dem Damenklo.

Dort hielt er eine weitre Rede.

 

„Oje!“ rief Frau Knatten,
„ich habe einen Platten!
Doch leider keine Pumpe,
ich bin vielleicht’ne Nulpe!
Da muss ich wohl nach Hause waten.“

 

Das allseits gefürchtete Abstiegsgespenst

traf seine Freundin, das Umstiegsgespenst.

5000 vollzogene Abstiege!
10000 gescheiterte Umstiege!

Ein gutes Jahr! Das flenst!

 

Wir denken ja, dass unsere unheile Welt

noch eine ganze Weile hält.
Das, was auf uns zukommt,
ist das, was uns zukommt.

Wer nichts erhält, der nichts erhält.

 

Heute marschiert die Schützengilde

hinter ihrem Götzenschilde.
Mit demselben Trara
marschierte sie einst durch Afrika

und schoss dort wild auf „Wilde“.

 

Rainer Maria Rilke
hatte eine Freundin namens Silke.
Beim Fußball war er der Chancentod,
doch er rettete sich stets mit einem Bonmot,

und alle juchzten, am lustvollsten Silke.

 

Es war einmal ein Gascogner,
der suchte verzweifelt nach seinem Gaskocher.

„Wo kann denn nur das Gasdings sein?
Ach was, ich lass das Kochen sein
und gönn’ mir ein Gaspacho!“

 

Hilfreich ist die Eselsbrücke,

lehrreich ist die Eselsecke.
Die Eselsbrücke hilft zu verstehen,

die Eselsecke, in sich zu gehen.

Trostreich ist die Käsetheke.

 

Anke
jobbte bei einer Tanke.
Anker
arbeitete auf einem Tanker.
Jetzt zieh’n die beiden Punker an die Panke.

 

Heute traf ich meinen alten Mathepauker,
den betagten Patte Mauker.
„Gibt es immer noch den Nenner und den Zähler?

Bist du immer noch ein Kinderquäler?“ „

Selbstverständlich, Ratte Kauka!“

 

Ich hätte gern drei tolle Karavellen,
dann segelte ich durch die Dardanellen
und führte lustige Kriege
mit der türkischen Marine.
Doch leider habe ich nur drei olle Karamellen!

 

Als noch lebte Charles de Gaulle,
besuchte mein Sohn Karl de Schol.
Er war zwar stets der letzte in den Klassen,

bekam aber stets als erster die Tür zu fassen.

Heute ist er Chefkoch bei McDoof.

 

Und ich blicke so auf Gisela,
die ich gerade auf der Wiese gar’.
„Du hast vier hübsche Beinchen
und bist auch sonst ein leck’res Schweinchen…“

Und schon ist so was wie Liebe da.

 

Diesmal flogen wir in die Mandschurei,
hatten aber leider keine Handschuhe dabei.
In Mukden war es lausekalt!
Wir wurden in drei Tagen alt.
Das nächste Mal bleiben wir lieber hier in Handschuhsheim!

 

Zunächst besuche ich den Palatin, danach den Quirinal,

dann den Aventin und zuletzt den Viminal.
Das sind von den sieben Hügeln Roms dann vier,
den Rest, den schenk ich mir.

Halt! Zuerst besuche ich das Urinal!

 

Nun ist es wieder so weit,
es beginnt die Erdbeerzeit!
Vorbei ist’s mit dem Nüsseknacken.

Du solltest deine Süße packen,
und los geht’s in die rote Zeit!

 

Der Mensch ist wie ein Schwamm:

Morgens ist er klamm.
Ab Mittag trinkt er fleißig,

besonders über dreißig,

Am Abend ist er stramm.

 

Sie hauten sich die Wampe voll

und fuhren dann zum Cap Ferrol.

Dort stiegen sie hinab zum Strand

und wälzten sich im Sand

und hauten sich mit Mampe voll.

 

Es malte der Maler Nolde
mit Rot und Grün und tiefem Golde.

Alles ist sehr schön im Bilde,
doch ist man wirklich gut im Bilde?

Bei wem stand er im Solde?

 

Der Leichenspürhund Woissinur
ging wieder mal auf Tour.
Doch wie fleißig er auch schnüffelte –

nirgendwo es müffelte.

„Wenn das so weitergeht, muss ich in Kur!“

 

Ach, wie herrlich ist die Abendruh’,

denn auch die Ute gibt nun Ruh’.

Doch jetzt kommt es mir so vor:

Dies war besser als zuvor!

Tute weiter, Ute, tute immerzu!

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/vollandsblog/2024/05/17/mai-limericks-von-klaus-volland/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert