von 02.09.2011

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Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur Finanztest und taz-Aufsichtsrat. Foto: Anja Weber
Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur Finanztest und taz-Aufsichtsrat. Foto: Anja Weber
Von Hermann-Josef Tenhagen

Leopard-Panzer für Saudi-Arabien – und zwar welche, mit denen man gut auch friedliche Demonstranten von der Straße schieben kann – das deutsche Rüstungsgeschäft des Jahres machte vor einigen Wochen auch in der taz Schlagzeilen.

Die Nachricht allein ist der taz allerdings nicht gut genug. Die taz hat zu Recht den Anspruch, bohrender, anspruchsvoller und bissiger mit den Skandalen der Republik umzugehen, wenn sie sie nicht selbst aufdeckt. Das tut sie auch hier: Für die gedruckte Ausgabe analysiert der Berliner Rüstungsforscher Otfried Nassauer das Geschäft und sein Umfeld, die Parlamentsredaktion spiegelt die durchaus lebhafte Diskussion in fast allen Fraktionen des deutschen Bundestags. Vor allem aber gab’s für die regelmäßigen Nutzer von taz.de das taz-typische Extra-Bonmot: Auf taz.de kann man nachlesen, welchen Parteien der Profiteur des Geschäfts, die Panzerfabrik Krauss-Maffei Wegmann, in den vergangenen Jahren gespendet hat. Die taz-Parteispenden-Datenbank macht es möglich. Spenden flossen reichlich, für FDP und Union, aber auch für die SPD.

Diese Verzahnung macht das neue, das besondere Angebot der taz aus. Die taz liegt nicht nur mit kritischer Berichterstattung täglich auf dem Frühstückstisch. Sie stimmt ihre Leserinnen und Leser nicht nur mit Aufregern, Ärgernissen und Bonmots ein in den Tag – und macht Lust auf Politik. In ihrer Form als taz.de steht sie minütlich neu zur Verfügung, mit Berichten von der Anti-Nazi-Demo in Dresden und von schmurgelnden Atomreaktoren in Fukushima.

Sie werden vielleicht sagen, das tun die anderen doch auch. Tun sie (leider oder vielleicht auch Gott sei Dank) oft nicht! Erst kürzlich analysierte der angesehene Medienjournalist Stefan Niggemeier, dass nach diversen Sparrunden nur noch ein winziger Prozentsatz der Meldungen auf einer Webseite wie stern.de auf eigener Recherche beruht, der Rest ist (mit Erlaubnis) abgeschrieben.

Anders in der taz. Die Berichte von der Anti-Nazi-Demo in Dresden, die Datensätze der Parteispenden-Datenbank und die Analysen zu den durchgebrannten Reaktoren in Japan sind eigens für Sie erstellt. Unsere Redakteurinnen und Redakteure sind hier Ihre politischen und kulturellen Dienstleister! Das machen unsere Genossinnen und Genossen als zuverlässige Eigentümer der taz möglich.

Die taz wird größer, und sie bleibt doch auch Community, wie das Neudeutsch heißt. Wir reden miteinander. Am Tag nach der großen Flutwelle in Japan prognostizierte Physiker und taz.de-Leiter Matthias Urbach mir am Telefon, dass es in Japan bei Erdbeben und Tsunami mindestens vier Reaktoren erwischt habe – mit Kernschmelzen, meinte er.

Eigentlich sollte ich den Begriff Dienstleister nicht gebrauchen. Viele Kolleginnen und Kollegen hören ihn nicht gern, sehen sich lieber „nur“ als gute Journalistinnen und Journalisten. Ihr Lebenselixier ist, dass sie abends in den Spiegel gucken können und sagen, richtig habe ich es aufgeschrieben. Lebenselixier ist angesichts der ja immer noch vergleichsweise niedrigen Gehälter wörtlich zu nehmen. Ein mir sehr lieber Kollege formulierte es mal so: Hier brauche ich kein Schmerzensgeld für meine Arbeit. Dass die taz-Journalistinnen und -Journalisten uns und der ganzen Gesellschaft damit einen großen Dienst tun – manchmal glaube ich, sie wissen es gar nicht.

Der Dienst an der Gesellschaft ist im vergangenen Jahrzehnt größer geworden. Es sind nicht mehr nur die 50.000 bis 60.000 AbonnentInnen und KioskkäuferInnen. Ein wesentlicher Teil dieses großen Dienstes an der Gesellschaft kam mit dem Erfolg des Internets. taz-Geschäftsführer Kalle Ruch kann das in Zahlen ausdrücken.

Für jeden Einzelnen von uns können die taz und ihre Medien inzwischen eine hochpolitische Datenbank sein. Nehmen Sie die taz-Parteispenden-Datenbank mit ihrem Zugriff auf die möglichen und tatsächlichen Spenden der Panzerschmiede an die Parteien noch einmal als Beispiel. Wem die Analyse des Panzergeschäftes in der Zeitung und die Spendenhinweise im Netz nicht reichen, der kann in der Le Monde diplomatique dann nachlesen, wie der Zusammenhang zwischen dem Facebook-Frühling der arabischen Jugend, den alternden Diktatoren-Clans und den Panzergeschäften in Saudi-Arabien wirklich ist. Und wer in Süddeutschland die Stuttgarter Bahnhofsdebatte verfolgen will, bekommt Kontext, die taz-Beilage renommierter Stuttgarter JournalistInnen gratis dazu.

Hermann-Josef Tenhagen früher - und auch damals schon taz-Fan. Foto: Martin Fejer
Hermann-Josef Tenhagen früher - und auch damals schon taz-Fan. Foto: Martin Fejer
Spüren Sie die Begeisterung? Ja, ich kann mich für die Möglichkeiten unserer taz täglich wieder begeistern, seit 25 Jahren. Mein erstes WG-Abo ist quasi eine direkte Folge der einzig glaubwürdigen Berichterstattung zur Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Sie hat mir ohne Physik-Leistungskurs das Verstehen der Katastrophe ermöglicht und mich sogar dazu verführt, meine Diplomarbeit dem Atomstaat zu widmen.

Wahr gemacht wird diese taz mit ihrem Zusammenspiel der unterschiedlichen Medien von unseren Genossinnen und Genossen. Sie tragen als Anteilseigner das Wachstum der taz-Gemeinde, sie verschaffen der Marke taz das wirtschaftliche Rückgrat, mit dem sie sich jederzeit und ohne hausgemachte Sorgen mit den Mächtigen dieser Welt anlegen kann.

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