vonMagdalena Schwarzwald 12.01.2022

Wiege, Bahre, Sex

Körper sein und Körper haben. Ein Blog über das Geboren werden, Sex und Sterben.

Mehr über diesen Blog

Ich weigere mich zumindest in diesem Moment über Diäten zu schreiben. Auch wenn es die Zeit dafür wäre um dieses doch auch körperliche Thema zu behandeln. Irgendwann bestimmt. Es ist übrigens auch die Zeit der Suizide. Aber auch das ist gerade nicht so “mein Thema”. Heute ist mir mehr nach Sex. Denn dieses Jahr habe ich einen “anderen” Vorsatz: Ich werde guten Sex haben. 

Dieses großartige Projekt habe ich in Phasen eingeteilt. 

Phase 1. Bedingungslose Selbstliebe. Dafür mache ich natürlich gerade eine Diät. Einem schönen Körper bzw. Menschen kann man einfach einfacher verzeihen. Und ein bisschen Diät hier und ein wenig Seilspringen da, fällt mir leichter als daran zu arbeiten, dass ich manchmal eine besserwisserische Ich-bezogene Egoistin bin, die sich impulsiv und ohne Rücksicht auf Verluste ihren Emotionen hingibt und danach heulend und sich selbst hassend unter der Bettdecke verkriecht. 

Sobald Phase 1 abgeschlossen ist, folgt Phase 3. Phase 2 wäre (sollte jemand das Phasenmodell gerne selbst ausprobieren wollen und dementsprechend alle Phasen durchlaufen, und ich ermutige dazu!) Sexratgeber*innen lesen. Das habe ich schon 2021 erledigt. Deswegen überhaupt habe ich verstanden, dass ich schlechten Sex habe. Und Grüße an dieser Stelle an alle Menschen mit denen ich schon Sex hatte – danke, dass ihr mir hier zumindest intellektuell weiterhin die Treue haltet. Und nehmt es nicht persönlich, dass ich vielleicht schlechten Sex hatte mit euch. Viele Menschen haben wohl schlechten Sex. Kaum eine andere Gesellschaft so „oversexed und underfucked“ – und Menschen die schlechten Sex haben, also irgendwie unbefriedigenden Sex, bleiben ja eben trotz Sex underfucked, oder? 

Phase 3 ist dann doch nochmal random mit jemand Sex haben und wieder nicht sagen können was gefällt und was vor allem nicht gefällt. Lieber wieder so tun als ob es einen Orgasmus gibt und dieser Akt auf eine höhere spirituelle Ebene hebt und selten so etwas Großartiges erlebt wird, damit die göttliche Ordnung nicht gestört wird und das Gegenüber ein gutes Gefühl hat. 

Aber eben – da ein gutes Gefühl für den einen doch weit entfernt ist für guten Sex gemeinsam: Phase 4. In meinem Studium als Pädagogin mit Schwerpunkt Musik und Bewegung wurde mir auf sanfte und pädagogisch wertvolle Weise eingeprügelt: Vom ich zum du zum wir.

Also erstmal nur ich. Also Masturbation. Und zwar war mit System. Die Ratgeber*innen habe ich dafür ja schon. Wobei Ratschläge auch nur Schläge sind. Aber ein leichter Schlag auf die Vulva kann geil sein. Das gilt es herauszufinden in Phase 4. 

Phase 5: Ein „Du“ finden, was ich nett finde und was dann auch noch mit meinem „Ich“ klarkommt und die (Bio-)Chemie stimmt, dass man sich eigentlich dringend auch mal nackt sehen will und dann sogar anfassen. Eine schwierige Phase, denke ich.

Phase 6: Sex! 

Und jetzt kommt es darauf an wie es weitergeht. Es kann sein, dass Phase 6  Phase 3 entspricht. Dann ist das so. Nicht schlimm. Dann eben wieder Phase 4 und Phase 5 und Phase 6. Und so weiter.

Wenn Phase 6 aber heißt: Befriedigender Sex. Dann herzlichen Glückwunsch. 2022 und dein Vorsatz – ich habe dich geschafft. 

Ich bin geschafft. Vielleicht nächstes Jahr doch einfach gleich wieder nur eine Diät. Oder Sex als Teil meines Diätplans. Time will Tell.

 

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/wiege/nur-so-eine-phase/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert