vonMagdalena Schwarzwald 09.04.2023

Wiege, Bahre, Sex

Körper sein und Körper haben. Ein Blog über das Geboren werden, Sex und Sterben.

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Jesus ist ja vor einigen vielen Jahren auferstanden. Also er war wohl so richtig tot. Körperlich. Aber dann wieder lebendig genug, um einen sehr schweren Stein weg zu rollen. Da fragen sich die Laien, was die Wissenschaft der Untoten betrifft: War er Geist? In seinem Fall schon heilig. War er mehr sowas wie ein Zombie? 

“Als Zombie wird ein Mensch bezeichnet, der scheinbar verstorben und wieder zum Leben erweckt worden ist und ähnlich einem Untoten oder Wiedergänger als ein seiner Seele beraubtes, willenloses Wesen umherwandert”.

Also laut Wikipedia. 

Man könnte argumentieren, dass Gott sein Vater, ihm irgendwie schon die Seele geraubt hat. Sagt man auch bei anderen Sektenführer:innen, die den eigenen Kindern ihre religiösen Vorstellungen indoktrinieren. Und wenn man sich das “Vater unser” einmal genauer ansieht: “Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden” und Jesus irgendwie sein treuester Diener war – dann kann bei Jesus von freiem Willen keine Rede sein und auch das willenlose Wesen wäre zutreffend. 

Also war Jesus ab dem Zeitpunkt seines Todes bis zu dem Moment, als er den Stein weg rollte und von dannen zog, ein Zombie. 

Aber vielleicht war er eben auch ein Geist?

“Ein Geistwesen oder einfach Geist ist nach einer weltweit verbreiteten Vorstellung ein immaterielles oder (zumeist) „feinstoffliches“ Wesen, dem übermenschliche, aber begrenzte Fähigkeiten zugeschrieben werden. Geister werden in manchen Fällen an materielle Objekte oder Lebewesen gebunden vorgestellt, in anderen Fällen als ungebunden aufgefasst.”

Laut Wikipedia.

Okay – also generell ist es als immaterielles Wesen schwierig einen sehr materiellen Stein bei Seite zu schaffen. Außer! Es war genau die zwar sehr begrenzte, aber eben übermenschliche Fähigkeit von Jesu Geist, Steine zu verschieben. Das könnte natürlich sein. 

Aber naja. So ganz geklärt bekomme ich das gerade nicht. Aber ich bin nicht die einzige Person die wohl mit der Vorstellung Schwierigkeiten hat, dass diese Sache mit der Auferstehung eine körperliche Angelegenheit sein soll. So hat sich wohl auch Kirchenvater Augustinus bereits im 5. Jahrhundert den Kopf darüber zerbrochen und überlegt ob es nicht einfach eine neue Form von Materie geben könnte.

Aber nun ein tieferer Einblick in die Vorstellung wie das mit dem Körper oder Leib mit der Auferstehung im Christentum funktioniert.

Im ersten Korintherbrief 15 so ab 42 bis 52 (Bibel) steht Folgendes:

Also auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät verweslich, und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Unehre, und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit, und wird auferstehen in Kraft. Es wird gesät ein natürlicher Leib, und wird auferstehen ein geistlicher Leib. Ist ein natürlicher Leib, so ist auch ein geistlicher Leib. Wie es geschrieben steht: der erste Mensch, Adam, “ward zu einer lebendigen Seele”, und der letzte Adam zum Geist, der da lebendig macht. 

Aber der geistliche Leib ist nicht der erste, sondern der natürliche; darnach der geistliche. Der erste Mensch ist von der Erde und irdisch; der andere Mensch ist der HERR vom Himmel. Welcherlei der irdische ist, solcherlei sind auch die irdischen; und welcherlei der himmlische ist, solcherlei sind auch die himmlischen. Und wie wir getragen haben das Bild des irdischen, also werden wir auch tragen das Bild des himmlischen.

Das sage ich aber, liebe Brüder, daß Fleisch und Blut nicht können das Reich Gottes ererben; auch wird das Verwesliche nicht erben das Unverwesliche. Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und dasselbe plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune schallen, und die Toten werden auferstehen, unverweslich, und wir werden verwandelt werden.”

Wenn sich noch einmal eine Person beschwert, dass ich mich unklar ausdrücke, verweise ich auf jegliche Form religiöser Schriften. Was jetzt aber nach dieser intensiven aber oberflächlichen Recherche bei mir hängen bleibt:

Wir werden alle enden in einem großen Orchester von Posaune-spielenden Zombies.

An was ich vor allem abschließend denke, wenn ich über diese ganze Auferstehungsthematik lese und darüber schreibe. Wie viele unterschiedliche Geschichten wir uns auf dieser Welt über unseren Körper und unser Leben und unseren Tod erzählen. Und natürlich fällt mir eher eine Bibelstelle ein als ein Zitat aus dem Koran. Weil ich nun mal auf einem kleinen Dorf in Bayern aufgewachsen bin und keine gute und auch keine zuverlässige – aber eben eine Ministrantin war. (Das sind die Kinder und Jugendlichen, die den Pfarrern Wasser und Wein bringen oder, wenn man Glück hat, den Weihrauch schwenken. Ach was hab ich Weihrauch Schwenken geliebt!)

Weil wir eben in verschiedenen religiösen oder nicht-religiösen Settings aufwachsen. Und dann bilden wir irgendwie eine Haltung dazu. Weil wir darin vielleicht etwas finden, was uns in einer verrückten Welt weiterhilft, um weniger zu verzweifeln. Weil wir vielleicht verzweifeln, an dieser verrückten Welt, die uns die Religion vorleben will. Arschlöcher auf der ganzen Welt schaffen es mit und ohne Religion Menschen zu unterdrücken. 

Aber da halte ich mich heute an Jesus der wohl Folgendes gesagt hat bei Johannes im Evangelium 

“Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt; und wenn jemand meine Worte hört und nicht befolgt, so richte ich ihn nicht, denn ich bin nicht gekommen, dass ich die Welt richte, sondern dass ich die Welt rette.” 

Also lasst uns die Welt ein bisschen mehr retten und für alle Menschen zu einem schöneren Ort machen.

In diesem Sinne wünsche ich allen ein frohes religiöses Fest – welches auch immer sie gerade feiern. Be kind. 



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