vonWolfgang Koch 16.11.2025

Wolfgang Kochs Wienblog

Vom letzten Glanz der Märchenstadt oder wie es sich an der blauen Donau gerade lebt.

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Buch Wien, Tag 1

Keine Tragtaschen am Eingang, also der erste Weg zur AK am anderen Saalende, wo diese tiefrot sind, die Aufschrift »Wissen ist Macht« tragen und von einer PoC vergeben werden. Danke, nun bin ich ausgestattet, liebe Messe! Jetzt heisst es, die in der Horizontalen vor mir erscheinenden Schriften zu studieren: Verlagsschilder, Buchtitel, Transparente, Plakate.

Bei Passagen hat die Lektorin, die an der Sorbonne studierte, Géraldine Muhlmann ins Programm gehievt. Der leuchtet die Resilienz des Faktischen gegen das Virtuelle vollkommen ein. Ist vorgemerkt. Beim kryptokonservativen Castrvm nichts Auffälliges, das Erscheinen der angekündigten Druckzeitschrift Fiume wird auf 2026 verlegt. Bei der Zeitschrift Fleisch hingegen ein 20-Jahr-Jubiläumsband von 2024 – »Was, so lange gibt es das schon?« –, und ein vom Wiener Wahlkampf finanziertes 130 Seiten-Fotoheft, Abverkauf: 5 Taler, mit Bildern von Niko Havranek. Das ist die erste Entdeckung: die mit Abstand beste Streetphotography, seit Paul Albert Leitner hatscht wie eine lahme Ente.

Karolinger senior macht mich auf Malte Oppermann und den Russen Wassilij Rosanow (1856-1919) aufmerksam. Aphoristisches Schreiben liegt mir als ungeduldigen Leser zwar; ich kann mich aber noch nicht entschliessen. Donata Kinzelbach empfiehlt mir wieder mit sicherer Hand Hochliterarisches: eine Bootsflucht, erzählt vom Marrokaner Yousoud Amone Elalamy, der französisch schreibt. Orginaltitel: Les Clandestins (2002). Kapitel 14 hebt an mit den Worten: »Der Himmel war so blau da oben, wie man es von Unglückstagen kennt, und auf dem Sand lagen seltsame Fische«. Sie entpuppen sich als menschliche Leichen.

„Warum gibt es auf der Welt von allem so viel?“ / Foto: Nicola Montfort

Mario Pschera von Dagyeli, Mitbegründer des Aktionsbündnis »Verlage gegen Rechts«, hat Lyrik aus wirklich exotischen Weltecken im Programm, ein bewunderswerter und cooler Kämpfer für seine Sache. Wir verabreden uns für die nächsten Tage. Ich treffe einen Veteranen aus meiner Redaktion von vor fast 40 Jahren, er moderiert irgendwas. Dann meinen eigenen Verleger, Michael Hüttler, zum Schwatz im Gehen.

Das Bundesheer ist erstmals auf der Buch Wien vertreten, aber ohne spezielle Info über Frauen im Heer. Das Aussenministerium lockt mit Gratisbüchern, darunter ›Traumberuf Diplomatin?‹. Die Espressomaschine von Ö1 trifft verspätet ein. Meine Lektorin, auch das ist zu erfahren, wohnt jetzt an einem Ort, an dem noch vor kurzem eine Gstettn war. Sie liest den ungarischen Literaturnobelpreisträger und kennt auch die Verfilmung seiner Romanstoffe.

Bei Mathes & Seitz hole ich mir den neuen Frank Witzel (›Komplexe Strukturen‹). Die Kärntner Verlegerin weiss keine Nachrichten von ihrem Vorgänger, zuckt sie mit den Schultern, »Er hat sich zurückgezogen«, und schickt mich zur Lesung einer tschechischen Bestseller-Autorin, die sie in ihr Programm aufgenommen hat. Als ich mich abwende, hört ich schon den nächsten Gast am Stand nach ihrem Vorgänger fragen.

Die besagte Tschechin sitzt mit ihrer Buch- und ihrer Sprechübersetzerin vor uns. Drei Damen. Ein Band soll bereits in 25 Sprachen übersetzt worden sein und in Tschechien bereits eine Millionen Exemplare verkauft haben. Interessantes Übersetzungsproblem des Titels Les v domě‹ (Der Wald / Die Lüge im Haus), transponiert unter anderem in »Gewalt im Haus«. Aber das Autorinnenhaupt auf der Bühne wirkt auf mich gespenstisch, und als dann auch noch eine Textprobe in Kolportagedeutsch vorgetragen wird, – Ade! 

Der erworbene Axel-Hacke-Band – die Dame von Dumont kann noch keinen 100-Taler-Schein wechseln, ein Herr bei Kremayr & Scheriau muss aushelfen – wird ein Geschenk an meine Liebste. Sehr imposant die beleuchteten Vitrinen der vereinten Antiquariate: darin unter anderem Huxleys ›The Doors of Perception‹ in der Originalausgabe; ein Bertrand-Russel-Klassiker, signiert von Alan Turing als sein Bibliothekseigentum, um 35.000 Taler. Bei Sonderzahl keine Besucher·innen, obwohl oder vielleicht weil die ›Mutzenbacherin‹ in seriöser Aufmachung dasteht… , Hanno Milesi hat es zu mehr als Buch, nämlich auch zu einer Postkarte gebracht, Kraus, Nancy, viel Gutes, aber immer noch der Mangel aus den Gründungsjahren – ein zu kleiner Schriftfont.

Man hat 2025 die Hallenfläche verdoppelt, dabei Kinderbuch und Young & New Adults von der Erwachsenenwelt getrennt. Effekt: hier graue Köpfe, soweit das Auge reicht, dort ausgelassene Schulklassen. Keine Welt wird länger mit der anderen Welt konfrontiert: Generationen-Apartheid.

Ich erblicke eine TV-Moderatorin (Ex-Mitarbeiterin), einen Universitätsphilosophen (Ex-Freund) und die grüne Parteichefin im Laufpublikum. Auf den Bühnen die Plaudertaschen Liessmann, Köhlmeier und, gleich auf zwei Brettern, der ORF-Osteuropakorrespondent Wehrschütz, der letzte Woche die Unverfrorenheit besass, dem TV-Publikum einen Frontbericht aus der Ukraine vorzutäuschen. Da es keine feindlichen Linien mehr im Drohnenkrieg gibt, gibt es auch keine Kriegsberichtserstattung mehr, die diesen Namen verdient. Wehrschütz schwingt unter einem Foto von sich mit Schutzhelm in einem Lederfauteuil sitzend eine Netzpistole und erklärt, wie er damit sei Leben gegen Minidrohnen sichert.

Die Dame neben mir wendet sich angeekelt ab. »Ein FPÖ-Mann!« Wird Zeit für mich zu verschwinden. Eine Chinesin kalligrafiert unterwegs noch meinen Namen auf ein Lesezeichen. »Warten, bis trocknet«. Auf der Rückseite bittet einer zweiter Schriftzug um den Schutz der Halbgötter für mich. Halbgötter? Das passt: so wie die besten der toten Autorenkollegen. Diese Trophäe hänge ich über dem Schreibtisch auf, – gleich neben der arabischen Kalligraphie, die meine Bücher vor der Pest beschützt.

Um zum Ausgang zu gelangen, wird man gezwungen, einen beträchtlichen Umweg zur Garderobe zu nehmen und dabei die Ramschtische von Thalia zu passieren. Unglaublich, was sich die geschröpften Besucher·innen für 24 Taler Eintrittsgeld so alles gefallen lassen.

In der Schnellbahn begrüsse ich mehrere Kleine Brüder vom Lamm. Die Ordensmänner sind paarweise mit Rucksäcken nach Polen getrampt und kehren nun mit dem Zug wieder heim. Etwas Ernüchterung dann zu Hause! Das Geschenksbuch kommt an, aber das Wiener Gratisbuch des Jahres haben die Damen schon gelesen. Ich soll das angeschleppte Exemplar bitte zur freien Entnahme in den Müllraum legen.

Buch Wien, Tag 2

Als ich anrücke, ist die Tochter schon im Inneren der Messe, und hungrig. Wir verschlingen krass überteuerte Gemüselaibchen in einer Gastrozone, die nicht einmal Kantinencharme besitzt. Die Menschen an den dicht besetzen Tischen wirken wie Transferpassagiere, denen man in einer hermetisch verriegelten Halle vor dem Absturz des Airplanes noch eine Henkersmahlzeit erlaubt hat.

Unter den Antiquariatsangeboten eine SW-Aufnahme vom Leopoldsberg aus den 1930er-Jahren, den wir auch von unserer Wohnung aus sehen können. Die Donau noch ohne dem Jahrhundertbauwerk der Insel und mit dem Entlastungsgerinne. Hernach: Lesezeichen kalligraphieren, meine Tochter wählt einen Spruch zur beschleunigten Erleuchtung.

In der New-Adult-Halle stellt sie fest, dass ihr der Gefühlsschmus nicht behagt, viele Kundinnen jedoch älter sind als sie selbst. An allen Ständen liegen dort Werbebilder im Postkartenformat auf: gezeichnete Liebespaare im Badedress (›The Paradise Problem‹) oder in historischen Kostümen. »Nikolai Hale war der beste Freund meines Vaters, vollkommen tabu … und der heisseste Mann, den ich jemals gesehen hatte« — »Ich weiss nicht, ob Ihr Held oder Halunke seid. Das scheint jedoch ganz unwichtig zu sein. Mein Herz ist Euer« — »In der Hitze des Spiels wird jede Entscheidung zur Herzensangelegenheit« — »›Du musst damit aufhören.‹ Verwirrt sah ich ihn an. ›Womit?‹ ›Mich so anzusehen.‹«

Ein Lovestories-Verlag fragt dein Lieblings-Trope ab. Lesemädchen connecten sich. Die jungen Damen tragen Tops, Sneakers, zeitlose Stiefeletten, Langhaar sowieso. Auf der Bühne reichen etwa zwanzig Jahre ältere Exemplare des weiblichen Geschlechts in riesigen Thronen den Microphonphallus hin und her. Sie parlieren über ihre Romanfiguren, als wären das ihre lebenden Freunde, und wir alle gemeinsam versammelt in einer überlaufenden Hirnschale. In der Kinderzone Buchillustrationen mit Rätselfragen. Eine Glaswand mit Post-its, auf denen sich Schulklassen abreagiert haben. »Ich hasse Mathe«, »Die Welt ist gegen mich«,…

Die Tochter lotst mich zurück in Halle D an einen Tisch, auf dem Brote aufliegen. Zwei Bücher zur Herstellung von Sauerteig. Bitte, kosten! Der Autor zeigt uns einen QR-Code, um »glutenfreie Rezepturen« anzusteuern. (Zu Hause ist da später nichts zu finden.)

Auf der ORF-Bühne der deutsche Sachbuchautor Ingo Dachwitz, der uns die Marktmacht der IT-Konzerne schildert, und die schrecklichen Arbeitsbedingungen von Zensor- und  Moderator·innen in Kenia und Kongo. Er zögert mit der Antwort auf die Frage, was wir als Instagram-Nutzer tun können, bleibt dann aber tapfer bei seinem Pessimismus und warnt eindringlich davor, die politische Machtfrage zu ignorieren.

Einmal gelingt es einem Verteiler, mir das Miniheft ›Lebensdurst‹ der Christlichen Schriftverbreitung aus D-42499 Hückeswagen in die Hand zu drücken. Ich lerne: Dem Vorausdenker wird laut Duden die Seele sitt.

Das Glücksrad des Burgtheater rastet zwei Mal bei Rot ein. Vom R.G. Fischer Verlag in Frankfurt liegt die Postkarte »Ich schreibe« mit dem Vordruck auf: »Ich übersende anbei ein Manuskript zur Prüfung…« Die Stände der Selbstpublishing-Firmen sind aber glücklicher Weise sämtliche schlecht besucht.

Ich kaufe den Muhlmann-Band ›Zur Verteidigung der Fakten‹ (Pour es faits), und als der Deal abschlossen ist, macht mich der Verlagsmann darauf aufmerksam, dass die Philosophin morgen vor Ort liest. Mist, jetzt muss ich wohl nochmal her!

Die Tochter kommt langsam in Fahrt, erwirbt in einer frankophonen Ecke den Krimi ›Mort à Bordeaux‹. Seit ihrer Nizzareise ist es ihr ziemlich Ernst mit dem Französisch. Dann findet sie bei dtv die Bestseller der Schwedin Emma Hamberg, in denen Agneta ihr nüchtern geprägtes Dasein in Schweden verlässt, um im sonnigen Saint Carelle ihre wahres Leben zu beginnen. Der dtv-Stand verkauft die absolut zwingende Lektüre allerdings nicht, sondern verweist auf Thalia am Ausgang. Von dort erreicht mich eine Weile später der Anruf der verärgerten Entdeckerin. »Die führen die Bücher hier nicht und haben sie auch nicht auf Lager«. Ich zurück zum Stand, wo sich der Betreuer meiner erbarmt.

„Um eine Sache zu begreifen, muss man sie erst einmal liebgewinnen“ / Foto: Daniela Nickmann

Bei Reclam erfahre ich, dass es tatsächlich ein Reclam-Museum gibt, allerdings in Leipzig, und dass das 200-Jahr-Jubiläum der deutschen Parademarke herbei dräut. Mit dem Fleisch-Herausgeber verabrede en passant eine Story. Drei, vier weitere berufliche Gespräche. Bei Pustet liegt ein druckfrischer Band mit 25 Frauenportraits fortgeschrittenen Alters auf, schwarzweiss und faltenreich im Gegenlicht. Das Renner-Institut der SPÖ verteilt originellerweise eine 70-Seiten-Monografie von Karl Renner (1870-1950). Die rivalisierende Parteiakademie der ÖVP nennt sich jetzt Campus Tivoli, weil sie in einer Tivoligasse 73 residiert. Signalfarbe ist hier die vorletzte Parteifarbe: Türkis. Ich greife einen von insgesamt acht Bleistiften ab.

Um 16.00 Uhr steht der bundesweit bekannte Ex-Grüne Aufdecker in seiner Zack-Zack-Koje in einem Quergang und promotet sein neues Buch mit einem Toten am Cover. Die Dumont-Betreuerin erwischt mich von hinten und will wissen, ob das Geschenk gestern angekommen ist. »Und ob!«, antworte ich. »Meine Frau wusste gar nicht, dass Hacke auch lange Texte schreibt und hat die Hälfte des Buches bis zum Augenschliessen ausgelesen!«

Eine pensionierte Tierschutzreferentin aus dem Parlament erzählt mir, dass sie jetzt liebend gerne Omi ist und sich auf Kräuterpädagogin umschulen hat lassen. Am Ausgang fällt mir ein, dass der Presse- & Partnerpass ganz unten in meinem kiloschweren Büchersack liegen muss. Die um Jahrzehnte jüngere Frau an der Kontrolle winkt mich nach 20 Sekunden gestrenger Beobachtung durch. »Gehen Sie!« In der S-Bahn eine Blonde im falschen Lammfell-Mantel, mit Wollmütze und einem 30 cm hohen Weihnachtsbäumchen auf der Schoss. Vierzig Tage vor Heilig Abend.

Buch Wien, Tag 3

Doppel so viele Besucher·innen wie gestern. Besser man hält den Leib für den »Duft des Geistes«, wie der Russe Wassilij Rosanow, sonst ist hier wohl kein Durchkommen. Ich erwerbe Rosanows ausgewählten Schriften beim konservativen Karolinger Verlag. Schliesslich bin ich vor Jahren mit E. M. Ciorans ›Cahiers‹ (Notizen 1957-72) aus derselben Werkstatt gut gefahren. Die bestens gelaunten Kalligraphistinnen vom Fo Guang Shan Tempel Wien, 維也納佛光山, verraten mir heute, dass sie auch gerne singen.  

Meine Begleiterin zieht es zum Auftritt des Atmosphärenforschers Vincenzo Levizzani, der ›Das Geheimnis der Wolken‹ im Strickpulli ganz profan erklärt. Das herbstliche Nasswetter draussen rührt von winzigen Wasserkristallen aus Eiswolken her, die unaufhörlich auf uns niederrieseln. Das gemeine Wiener Volk nennt das schlicht »Nebelreissen«.

Die Philosophin Géraldine Muhlmann kommt auf der Science-Bühne knappe dreissig Minuten zu Wort, hält ein leidenschaftliches Plädoyer für einen über sich selbst aufgeklärten Journalismus und überrascht das Publikum mit dem Bekenntnis ihrer Leidenschaft für fiktionale Serien. Serien geben uns ihrer Meinung nach zwei Dinge, welche die Medienkommunikation in einer Zeit der Hypervernetzung nicht mehr zu leisten vermag: Wir kommen dabei dem Leben der Anderen näher und stillen das Bedürfnis nach Langsamkeit. Mein Interview mit der spannenden Denkerin findet unter schwierigen Umständen in der Lounge hinter der Hauptbühne statt. – Die Veranstalter der Messe sind schon im zweiten Jahr nicht in der Lage, für Berichterstatter lärmgeschützte Arbeitsbedingungen zu schaffen.

„Seit Beginn und dann für sehr lange Zeit machte es den Anschein …“ / Foto: Nicola Montfort

Von einer Bühne her schnappe ich das Wort »Ziegelsteinerfahrung« auf. Die würde ich gerne einigen bescheren. Auf viel zu vielen Podien gastiert nämlich die Seuche der Regionalkrimis, leichte bis bodenlose Unterhaltungsware, mehrheitlich von Frauen verfasst. Martina Parker ist so eine Rampensau auf der Radio Wien-Bühne (»Ich bin ausgebucht bis August 2026!«). Sie unterhält das Publikum kabarettistisch mit den Schattenseiten der High-Society-Glitzerwelt, ätzt über Caffè latte schlürfende und Lastenfahrrad tretende Bobos und verspricht jedem Buchkäufer am heutigen Tag einen »Häkelwurm aus meiner Community«.

Das Aussenministerium hat heute den Band ›In der Wüste Bäume pflanzen‹ zur freien Entnahme ausgelegt. Der Haupttitel antwortet in diesem Fall auf den Subtitel ›In welcher Welt wollen wir 2040 leben?‹. Wie viele Menschen wären bei der aktuellen Weltlage wohl froh, wenn sie das überhaupt noch täten?

Viel Prominenz ist am dritten Tag auf der Buch Wien zugegen. Die Ex-Justizministerin mit Kinderwagen. Der Verschwörungserzähler von Zack-Zack hat heute seine Gemahlin mitgebracht. Professor Heinz Gärtner erinnert mich an eine versprochene Buchrezension. Der gut gelaunte Gerald Schmickl, Anführer der Spitzmauskarawane, gesteht, obschon eingefleischter Wiener, die Kaiserliche Schatzkammer noch nie gesehen zu haben. Mario Pschera meint, dass heute ganz Wien nicht auf der Mariahilferstrasse flaniert, sondern entlang der Kojen der Halle D.

Die Post-its der protestierenden Schuljugend auf der Glaswand zwischen den Hallen sind mittlerweile auf das Doppelte der Menge angeschwollen. Besonders schön: »Ich werde / gezwungen / hier zu / sein.« … »Was / suche / ich hier?« … »Büchersüchtig? / Selbsthilfegruppe / @ buecherwurm136«.

Am Ende des Tages schleppe ich fünf Bücher, ein Interview und drei Arbeitsvorhaben nach Hause. Mit meiner Begleitung ins Gespräch über das Erlebte vertieft, vergesse ich das Ticket der U-Bahn zu stempeln. Prompt baut sich am Praterstern eine Phalanx von Schwarzkapplern am Ausgang auf, was mich zu fünf Minuten Umweg zwingt. Jetzt reicht’s aber.

Buch Wien, Tag 4

dienstfrei

© Wolfgang Koch 2025

 

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