„‚Mein Liebling, sei umarmu und gekürrü!‘
Viele Mobiltelefone verfügen über eine Worterkennnungssoftware, die es vereinfacht, Texte zu schreiben; es sollten allerdings keine Liebeserklärungen sein. Die Buchstaben, die man nicht mehr einzeln anwählen muss, sondern über Sammeltasten eingeben kann, sträuben sich gegen Zärtlichkeiten. Aus jkl und tuv, zweimal pqrs und def entstehen immer zunächst „Kurse“; erst durch Druck auf die Taste für Textvarianten kann man daraus auch „Küsse“ machen.
Überhaupt wird der Geschäftsmann bevorzugt, und sei es ein Lebensmittelhändler; „Honig“ hat stets Vorrang vor „innig“. Der Liebe ist das System nicht hold; man kann zwar die Variante „geküsst“ erzwingen, aber der erste Vorschlag ist stets „gekürrü“. Ob da etwas türkisches durchschlägt, ist schwer zu sagen, aber ein balkanisches Element ist unverkennbar; „umarmt“ ist nur als „umarmu“ (Rumänisch?) zu bekommen.
Gänzlich unerwünscht ist das „schmusen“, man darf nur „schnüren“. Erlaubt ist, eine Beziehung zu „lösen“, zu „losen“, sogar das rätselvolle „kopen“ ist erlaubt, aber niemals das „kosen“; ganz zu schweigen vom „Petting“ (erwünscht „Setting“). – Sei umschlungen („umschlumien“), Millionen!“
(Jens Jessen, Die Zeit)
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