„(…) Groeske, der beeindruckend den sensiblen Albert spielt, ist am wenigsten vorzuwerfen, dass diese „Brücke“ so grässlich missglückt ist. (…) Es ist Regisseur Wolfgang Panzer, der seine jungen Akteure hat schießen und hechten lassen wie Helden in „The Dark Knight“ oder „The Departed“. Er war es, der zuließ, dass Michael Lott als Standartenführer belfert wie die Karikatur einer Hitlerkarikatur und dass Franka Potente ihre Studienrätin, die so verzweifelt der Anklage wegen Verführung Abhängiger zu entgehen sucht, wie sie ihre Schüler retten will, lau und farblos wie in einer ersten Textprobe abliefert.
Was sie bietet ist nicht einmal mehr Routine, sondern grenzt an Dilettantismus.
Anders Paula Schramm als von Albert scheu geliebte Mitschülerin; dass sie im Morgengrauen aus einem von MG-Salven zerfetzten Haus so Clearasil-rein wie bei einem Casting für „Prinzessin über Nacht“ tritt, geht wieder auf das Konto Panzers, der an Effekte und nicht an Glaubwürdigkeit denkt.
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das Remake kennt und verwertet nur die Oberfläche der Erzählung. So kommt es statt zur Erschütterung zu einer Abfolge klischeegrober Szenen und schamloser pyromanischer Effekte, wird keiner Figur Zeit und Raum zur Entfaltung gegeben, kein Charakter ausgelotet.
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Zetgemäß? Wer käme auf die Idee, „Casablanca“ neu verfilmen oder Thomas Manns „Doktor Faustus“ jugendneu erzählen zu wollen, um das Heute angemessen gegen Neofaschismus zu imprägnieren? Wolfgang Panzer und sein Sender, will man ihnen nicht skrupellose Quotenschinderei unterstellen, haben die Naivität und Kurzsichtigkeit besessen, das für notwendig zu halten. Und deshalb fielen sie zurück auf jenes gefühlstriefende Niveau, vor dem schon Hannah Arendt schauderte, als sie 1950 für die New York Times Deutschland besuchte und auf ihre Fragen zu Nazi-Diktatur und Krieg die Antwort erhielt: „Warum muss die Menschheit nur immer Krieg führen?“.“
(Dieter Bartetzko in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über das TV-Remake des Bernhard Wicki Klassikers „Die Brücke“)