vonChristian Ihle 17.03.2010

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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1. Der Film in einem Satz:

Spinal Tap in echt und herzzerreißend!

2. Darum geht‘s:

1984 ist die Heavy-Metal-Band Anvil auf dem Zenit ihrer Popularität: sie spielen neben Bon Jovi, den Scorpions und Whitesnake in Japan bei einem Megahardrockfestival. Von ihren Weggefährten bewundert – Tom Araya von Slayer, Slash von Guns’n’Roses oder Metallicas Lars Ulrich äußern sich zu Beginn des Films enthusiastisch über Anvil – aber durch schlechtes Management, falsche Plattenfirmen und wohl einfach auch etwas Pech immer knapp am Sprung auf die nächste Stufe vorbei, machen Anvil einfach weiter, immer weiter. Sänger Lips und Drummer Robb Reiner träumen auch nach 30 Jahren Bandgeschichte immer noch jenen Jungstraum vom Durchbruch, vom Rocknrolldasein – auch wenn sie in der Zwischenzeit Essen auf Rädern ausfahren müssen, um ihr Leben zu finanzieren. Als sich die Möglichkeit bietet, doch wieder auf Europa-Tour zu gehen, zögern die beiden Urmitglieder keine Sekunde, schnallen die Nietengürtel um und gehen hinaus, nach Deutschland, Schweden, Ungarn, ja, zu den „Monsters Of Transylvania“ (Hallenkapazität: 10.000. Besucher: 174)!

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=Mj7o_7txKVM[/youtube]
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Wenn man „Spinal Tap“ gesehen hat, glaubt man kaum, dass „Anvil“ echt sein kann – so viele humoreske Höhepunkte der damaligen „Rockumentary“ erleben auch Anvil auf ihrer Tour durch Europa. Aber es würde zu kurz greifen, sähe man „Anvil – The Story Of Anvil“ nur als zwei Stunden, in denen sich über traurige Figuren im traurigsten Genre der Welt lustig gemacht wird – nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein, denn Regisseur Gervasi (ein früherer Anvil-Roadie) gelingt es, die beiden Anvils nicht der Lächerlichkeit preiszugeben, sondern ihr Sehnen nach einem Ausbruch aus der Mühle des alltäglichen Lebens verständlich zu machen. Und klar, wer wollte nicht statt des 9-to-5-Jobs lieber halbnackt auf einer Bühne stehen und von 20.000 Japanern bewundert angeschrieen werden, während er mit seinem Dildo auf der E-Gitarre ein Riff spielt?

So viel Liebe ist in diesem Film, dass man ihn umarmen und auf ein bis zwanzig Bier mit nach Hause nehmen möchte!

3. Der beste Moment:

Nachdem Anvil auf ihrer Europatournee in Skandinavien mal wieder den Zug verpasst und die Orientierung verloren haben, versucht die nur leidlich gut englisch sprechende argentinische Tourmanagerin herauszufinden, welchen Weg die Band nehmen muss. Um sich verständlich zu machen, nutzt sie beim Buchstabieren das Heavy-Metal-Alphabet „It’s H like Hotel. You understand? H like Hotel, A like… Ass, S like Sodom, S like Sodom…“

4. Diese Menschen mögen diesen Film:

Wer zwar alt, aber nie erwachsen werden möchte.

* Regie: Sacha Gervasi
* imdb

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