vonChristian Ihle 08.09.2010

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

Mehr über diesen Blog

The Last Exorcism

1. Der Film in einem Satz:

Rosemary’s Baby meets Der Exorzist in den Wäldern von Blair Witch Project.

2. Darum geht‘s:

Der junge Prediger Cotton Marcus ist nach einer schweren Krankheit seines Sohns vom Glauben abgefallen und lädt ein Filmteam ein, ihn zu einem Exorzismus zu begleiten, um zu beweisen, dass nicht nur Dämonen und Teufel nicht existent sind, sondern auch ein Exorzismus kaum mehr als ein brillantes Zauberkunststück ist, das placebogleich den “Besessenen” lediglich den Glauben schenkt, “befreit” worden zu sein.
Als er mit seinem Zweimannfilmteam in der tiefsten Einöde Lousianas landet, läuft alles zunächst nach Plan, bis Marcus bemerkt dass das Mädchen, bei dem er seinen letzten Exorzismus verübt hat, schwanger ist. Da sie von ihrem Vater die letzten Jahre rigide von jeglicher Gesellschaft ausgeschlossen wurde, hegt Marcus Inzest-Verdacht…

Der deutsche Daniel Stamm hat mit seinem von Eli Roth produzierten US-Horrorfilm Erstaunliches zu Wege gebracht. Dank eines gut geschriebenen Drehbuchs, einer tatsächlich recht unerwarteten Plotwendung und einer sehr subtilen Zeichnung der Besessenheit gelingt ihm ein kleiner, feiner Horrorfilm, der die leisen Töne dem lauten Topfschlagen vorzieht. Wenn Stamm bereits für 1,8 Millionen Dollar einen derart formidablen Horrorfilm drehen kann, sollte ihm nun Hollywood offen stehen. Eine bemerkenswerte erste Visitenkarte!

3. Der beste Moment:

Als uns langsam klar wird, dass vielleicht doch mehr hinter dieser Geschichte steckt als nur ein verwirrtes Mädchen…

4. Diese Menschen mögen diesen Film:

Wer Requiem immer besser fand als Der Exorzismus der Emily Rose.

* Regie: Daniel Stamm
* imdb

——-

Kaboom

1. Der Film in einem Satz:

This is the way the world ends.
This is the way the world ends.
This is the way the world ends: Not with a whimper but a bang.

2. Darum geht‘s:

Der junge bisexuelle Collegestudent Smith tagträumt von seinem Surfer-Dude-Zimmergenossen bis er rüde von als Tieren verkleideten Sektenmitgliedern, die sich die Vernichtung der Erde zum Ziel gesetzt haben, aus seinen Phantasien gerissen wird.
Im Folgenden haben wir Plottwists bis der Boden raucht, sexuelle Interaktionen bis das Bett dampft und hübsche Menschen, wohin das Auge blickt während uns Regisseur Greg Araki die Joy-Division– und New-Order-Referenzen nur so um die Ohren haut.
“Kaboom” ist auch tatsächlich so kurzweilig und begeisternd wie diese natürlich viel zu kurz greifende Zusammenfassung klingen mag. Hier geht jeder mit jedem ins Bett und die Sekte versucht, gleich die ganze Welt zu ficken. Dass Araki trotz aller Absurdität die Geschichte mit dem bedrohlichen Unterton eines Lynch’schen “Mulholland Drive” erzählen kann, nötigt so nur noch mehr Respekt ab. Ein wunderbarer, kurzweiliger Spaß mit brillantem Soundtrack und sehr vielen sehr hübschen Menschen. Unsubtile, aber irrsinnig unterhaltsame Weltendefantasie.

3. Der beste Moment:

Alle Szenen mit der wunderbaren Haley Bennett.

4. Diese Menschen mögen diesen Film:

Wer schon immer gern gesehen hätte, dass David Lynch ein Gay-Sci-Fi-Drehbuch mit Sexobsession verfilmt und dabei statt Angelo Badalamenti die Crème de la Crème des Indierock-Underground aufspielt.

* Regie: Greg Araki
* imdb

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=dYB9lKX1s54&feature=related[/youtube]

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/popblog/2010/09/08/fantasy_film_fest_6_the_last_exorcism_kaboom/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert