vonChristian Ihle 23.10.2013

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Die Heiterkeit – Daddy’s Girl EP





Wer:

Drei Damen aus Hamburg/Berlin, deren Debütalbum im letzten Jahr auf dem Ja,Panik-Label Staatsakt erschienen ist.


Bisherige Glanzleistung:

Neben der Split-EP mit Ja, Panik zu „Für den nächstbesten Dandy wirst du mich verlassen“ vor allem die allererste Single, die es damals auch schon in unsere Jahres-Top-Ten geschafft hatte:


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=nIKUobZWou0[/youtube]


Jetzt:

Eine recht rasche Rückkehr nach dem Debütalbum, das für ein enormes Rauschen im Blätterwald gesorgt hatte. Auf der neuen EP, die aus vier Songs besteht, gehen Die Heiterkeit den bisher eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Ruhige, sparsam instrumentierte Lieder, die einen so sedieren, dass man bei flüchtigem Hinhören ihre Tiefe und den berechtigten Menschenhass verpassen mag. Bei genauerer Beschäftigung enthüllt sich aber tolles Songwriting, das eben bewusst nicht auf die 12 geht. Das ist alles kalkuliert, bewusst und keinesfalls aus Versehen dilettantisch wie eine eigentlich wohl gutgemeinte Kritik auf ZEIT online einst schrieb.

Als exemplarisch darf jene Stelle im Titellied gelten, in der Stella Sommers Stimme zunächst unmerklich, aber dann dennoch deutlich im Mix nach vorne wandert, um im Lied über „Daddy’s Girl“ die eine kleine, vernichtende Breitseite abzufeuern: „Deine Partys sind furchtbar, es ist nicht zu fassen“. Unaufgeregt, aber maliziös.


Die Heiterkeit haben alle Twee-Pop-Anflüge, die noch ihre frühen Songs begleiteten, abgelegt und sind meilenweit von fluffigem Wohlfühlsound entfernt. Auch Stella Sommers Stimme ist noch einmal sonorer, tiefer, unaufgeregter – so dass tatsächlich die Nico-Vergleichskarte gespielt werden muss.
Eine sehr vielversprechende Zwischen-EP, die noch einmal ein weiterer Schritt nach vorne im Vergleich zum letztjährigen Debütalbum ist. Eine selbstsichere junge Band, wie es derzeit hierzulande keine gibt.


Wertung: 8/10


Höhepunkt:


Die erwähnte Stelle in „Daddy’s Girl“:
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=BDpGlNL-n2U[/youtube]


aber auch der Song „Tausend Tropfen Regen“.


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Parquet Courts – Tally All The Things That You Broke EP





Wer:

Die vielleicht aufregendste neue (Art-Punk-)Band des Jahres.


Bisherige Glanzleistung:

Ihr Debütalbum, das erst im Januar auf einem richtigen Label veröffentlicht wurde und großartig minimalistische Stop-Start-Songs der Wire’schen „Pink Flag“-Schule via New York Punk bot.


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=HC4Y84kZwl8[/youtube]


Jetzt:

Die neue EP „Tally All The Things That You Broke“ bietet einen schönen Schnappschuß, um die Entwicklung der noch jungen Band zu verfolgen. Auf diesen fünf Songs sind die Parquet Courts schon vielseitiger als auf ihrem kompletten Debütalbum, ohne glücklicherweise den Fokus zu verlieren. Im Opener „You Got Me Wondering Now“ und in „The More It Works“ geben endlich auch die Strokes-Vergleiche mal Sinn, die aufgrund der New Yorker Herkunft und ihrem Hang zum Reduzierten schon bei der Debütplatte andauernd zu lesen waren. Hier sind wirklich Gitarren am Start, die auch Albert Hammond Jr. oder Nick Valensi spielen könnten – aber gleichzeitig in „The More It Works“ eben auch eine Bassline straight aus dem Gang Of Four – Legendenbuch, eine trockene, Leerstellen betonende Instrumentierung wie bei Richard Hell, überraschend frenetische Vocals und die irritierende Rastlosigkeit der Minutemen in ihren besten Tagen.
Kurz: das Beste des amerikanischen arty Punk gekreuzt mit den Stärken der beiden britischen Post-Punk-Leitbilder Wire & Gang Of Four. Was will man mehr.


Wertung: 7/10


Höhepunkt:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=9U-3kHbyRfs[/youtube]

„The More It Works“ und „You’re Wondering Now“


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