vonAchmed Khammas 27.06.2021

Der Datenscheich

Erneuerbare Energie, Science Fiction, Technikarchäologie und Naher Osten – verifiziert, subversiv, authentisch.

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Während meiner jüngsten Reise nach Damaskus bin ich endlich auf einige Fotos gestoßen, die ich schon länger suchte.

Während der 1980er Jahre hatte ich dort eine Manufaktur für thermische Solaranlagen, in der ich mehrere Mitarbeiter beschäftigte.

Bei einer Installation außerhalb der Hauptstadt fehlten uns ein paar Teile für den Wasseranschluß, weshalb ich Ghassan und Omar losschickte, diese schnellstens zu besorgen.

Das Resultat sah dann so aus:

Die Jungs hatten sich mit unserem Ascona B von 1976 überschlagen, waren aber nur leicht verletzt worden und hatten zudem riesiges Glück gehabt, denn nur zwei Dutzend Meter weiter wäre es über 60 m in die Tiefe gegangen, was wohl kaum jemand überlebt hätte.

Was hier in Deutschland jedoch sofort in die Schrottpresse gewandert wäre, hat in Syrien noch immer sehr viel Wert. Schließlich hat der Wagen eine syrische Nummer – und der Antriebsstrang war ja auch weitestgehend unbeschadet.

Weshalb das Auto zu unserem armenischen Autoschlosser Garo geschleppt wurde, der sich mit seinen Leuten gut drei Monate lang damit befaßte (wortwörtlich, denn es kam nur solide Handgearbeitet zum Zuge!), bis uns der Ascona wieder ‘ausgeliefert’ wurde – so schön, wie neu vom Band:

Wer genau hinsieht, wird bemerken, daß wir den Wagen bei dieser Gelegenheit ein wenig höher gelegt haben – um besser über’s Land fahren zu können. Außerdem ist er nun ein paar Zentimeter länger und auch breiter als im Original, was jede/r versteht, die/der schon mal mit Metall gearbeitet hat, das sich dehnt, wenn man er hämmert.

Also ein Hoch! auf die armenischen Autoschlosser, die wahren Künstler des refurbishments, denn ihnen ist zu verdanken, daß unser betagtes, aber noch immer proper aussehendes Auto auch weiterhin gefahren werden kann. Wobei einer der damit verbundenen Vorteile im aktuellen Straßenverkehr der ist, daß alle anderen wissen: Das ist rundum hartes Blech. Weshalb alle die neuen Plastikschüsseln tunlichst Platz machen, wenn wir angeröhrt kommen… 😉

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