Ich habe den Eindruck, es gibt nur eine einzige langfristige Lösung für Israel: alle Palästinenser zu eliminieren. Denn andernfalls wird es immer und immer wieder solche Angriffe geben, selbst wenn sie (nur) in Abständen von 50 Jahren stattfinden. Und wenn es diesmal 5.000 Raketen waren, werden es das nächste Mal 10.000 sein und dann 15.000 oder 20.000. Die Spirale der Eskalation hat keine Obergrenze.
Die Alternativen, d.h. der Abzug aus dem besetzten Palästina, eine solide Zwei-Staaten-Lösung bzw. die Umsetzung der vielen anderen UN-Resolutionen scheinen für Israel ja nicht zur Diskussion zu stehen. Während sich die bereits geschlossenen Friedensverträge mit Ägypten, Jordanien und den VAE jederzeit zu wirkungslosem Papier verwandeln können. Dazu reicht, daß innerhalb der genannten Ländern andere Akteure an die Macht kommen, die möglicherweise einer anderen Agenda folgen.
Die Generation, die nach 1948 in Israel geboren wurde, scheint ihre Chance vertan zu haben, das Projekt ihrer Eltern konstruktiv auszubauen – denn mit illegalen Siedlungen (und das sind nach internationalem Recht alle, die sich auf der Westbank befinden) wird dieses Ziel nicht erreicht. Doch eine Gesellschaft, die sich – zumindest sekundär – durch die Gegnerschaft feindlicher Kräfte definiert, hat langfristig keine Chance.
Dabei befindet sich das Land im Nahen Osten und sollte dies auch in sein Selbstverständnis integrieren. Was bedeutet, daß man mit seinem Nachbar klar kommen sollte, denn andere bekommt man nicht. Also andere als Araber, Armenier, Assyrer, Aramäer, Alawiten, Drusen, Ismaeliten, Kanaaniter, Kopten, Kurden, Mandäer, Maroniten, Turkmenen, Tscherkessen, Jeziden und Zazas. Und Levantiner mit gemischt europäisch-orientalischer Abstammung (wie ich).
Der gegenwärtige Konflikt wird von Israel ‚Krieg‘ genannt. Dann müßte sich das Land aber auch daran halten, was dieser Begriff umfaßt: Die klare Trennung zwischen Kombattanten und Zivilpersonen, was in dem umzingelten Gaza-Streifen aber noch nie geklappt hat und auch diesmal nicht geschieht. Auch die Bombardierung der Infrastruktur – z.B. den von Deutschland finanzierten Zivilflughafen – ist nicht zielführend. Denn weder die Hamas noch andere Gruppen besitzen Kampfflugzeuge, und für Angriffe mit Paragleitern wird kein Flughafen benötigt, wie sich aktuell bewiesen hat.
Die Fatah von Yassir Arafat war eine der ersten ersten palästinensischen ‚Terror-Organisation‘ … die den Kampf dann zugunsten einer friedlichen Lösung eingestellt hat. Wofür es vor 30 Jahren auch den Nobelpreis für Arafat und Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin gab, die schließlich beide ermordet wurden. Arafat vermutlich per Gift, Rabin durch die Hand des orthodoxen israelischen Jurastudenten Jigal Amir – der eigentlich Jemenit war. Warum wurde der Weg des Friedens danach aber wieder verlassen?
Die Utopie einer nicht nur friedlichen, sondern auch kooperativen gemeinsamen Zukunft hatte in der Arabischen Welt viele Freunde – auch wenn dies hier tunlichst verschwiegen wurde, um bloß nicht an den ‚Feindbildern‘ zu rütteln. Die technologische Überlegenheit und Intelligenz Israels zusammen mit den schier unendlichen natürlichen und menschlichen Ressourcen sowie dem riesigen Markt der arabischen Länder wurde hauptsächlich von einer älteren Nachbarin ein paar Häuser weiter als Bedrohung betrachtet: Mrs. Europa. Die dann auch über viele Jahrzehnte keinen Finger rührte, um den Nahost-Friedensprozeß kraftvoll zu unterstützen. Statt dessen hat sie lieber Waffen an viele der beteiligten Seiten geliefert und immer dann geschwiegen, wenn ein klares Wort erforderlich gewesen wäre.
Ja, ich weiß von den Bemühungen in Oslo, Genf, Paris und sogar Berlin. Aber, daß diese ehrlich und ernsthaft waren, kann mir niemand erzählen – denn wäre dies so, dann stünden wir heute nicht vor dieser Katastrophe. Die auch nicht die letzte sein wird, sollten nicht endlich neue Wege beschritten werden. Oder sollte es nicht gelingen, alle Palästinenser, oder wenigstens die in Gaza, vollständig zu eliminieren (sic!).
