vonAchmed Khammas 21.01.2024

Der Datenscheich

Erneuerbare Energie, Science Fiction, Technikarchäologie und Naher Osten – verifiziert, subversiv, authentisch.

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Ein Junge, sein Hund und das Ende der Welt von C. A. Fletcher (2019/2020) gehört eher zu den Jugendromanen, kann aber auch erwachsenen Lesern Spaß bereiten. Selbst in einer post-apokalyptischen Welt geht es nicht, einem Jungen seinen Hund zu stehlen, ohne dass dies zu einer Verfolgungsjagd mit vielen Überraschungen und unerwarteten Wendungen führt-

Supernova von Cixin Liu (2003/2021) belegt ein weiteres Mal den chinesischen Blickwinkel, der keine Angst vor großen Zahlen – und eine seltsame Vorliebe für speziell postulierte Phasen hat… was früher Dynastien genannt wurde. Vor dem Hintergrund einer kosmischen Katastrophe mit globalen Auswirkungen experimentiert der Autor mit radikal-innovativen Lösungen, bei denen allerdings etwas zu viel Wert auf ‚Kriegsspiele‘ gelegt wird. Spannend, auch wenn viele Frage offen bleiben.

Interspace One von Andreas Suchanek (2022) ist das erste Werk des jungen Autoren, das mir begegnet ist. Und das ich mir großer Lesefreude bereits zum zweiten Mal gelesen habe. In knappen Dialogen, mit treffenden Beschreibungen und ohne ein Füllwort zu viel nimmt der Roman den Weg durch eine fortlaufende Kaskade von Katastrophen mit immer wieder überraschenden Wendungen.

Sternenbrücke von Robert Corvus (2018) ist nicht so begeisternd, wie die anderen Romane des Autors, obwohl die Idee der Virtualität, die für das Geschehen maßgeblich ist, nicht ohne eine gewisse Attraktivität ist. Doch neu ist sie nicht, und auch der Spannungsbogen wirkt nur mäßig.

Diaspora von Greg Egan (1997/2000) ist etwas anstrengend zu lesen – da er quasi als Vorläufer des heutigen ‚Genderns‘ schon damals mit neutralen Pronomen und ähnlichem experimentiert. Die Story selbst wartet mit einem umfassenden virtuellen Netz auf, in dem jeder Mensch ab seiner Geburt eingebunden ist, ein Überwinden der körperlichen Schranken und ein mit diversen Menschen-Variationen bevölkertes Sonnensystem.

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Der stählerne Traum von Norman Spinrad (1972/1981) musste auch mal wieder ran. Immerhin war das Buch fünf Jahre lang indiziert, bis das Bundesverwaltungsgericht dies wieder aufhob. Leider fast völlig in der Versenkung verschwunden (obwohl es 2014 eine kartonierte Neuauflage gab), spielt die Geschichte in einer Alternativwelt, in der das Leben Adolf Hitlers ganz anders verlief – denn er wurde Comic-Zeichner und Illustrator des Science-Fiction-Magazins Amazing Stories in New York! Das ‚Buch‘ ist quasi sein Nachlass: ‚Mein Kampf‘ als fiktiver Roman.

Himmelssturz von Alastair Reynolds (2006/2010) erzählt davon, wie der Jupitermond Janus plötzlich seinen Kurs verläßt und eine Position außerhalb unseres Sonnensystems ansteuert. So richtig los geht es, als das zur Verfolgung entsandte Raumschiff von dem beschleunigenden Mond mitgerissen wird – hinaus in die Weiten des Alls. Einer der besten Romane des Autors!

Terra Nova von Marion Herzog (2022) beschreibt ein Leben in unterirdischen Kavernen, eingestöpselt in eine holographische Scheinwelt – bis einige Rebellen zur Oberfläche durchbrechen und einer erschreckenden Wahrheit nach der anderen auf die Schliche kommen. Solides Lesevergnügen der jungen Autorin, die schon mit ihrem Debüt Algorytmica für Begeisterung sorgte.

Lightyears – Die Gefährten (2018/2021) sowie Lightyears – Supernova (2019/2022) von Kass Morgan (die als Autorin der verfilmten Dystopie Die 100 bekannt wurde) gehört zum Genre der Military-SF (oder sogar zur pro-Militär-Werbung), wobei es hier um die Kadetten der Quatra-Flottenakademie geht, die Angriffe der Sylvaner abzuwehren haben und dabei diversen Verschwörungen auf die Schliche kommen. Grundtenor: Ein Underdog kommt an die Akademie, Siedler werden feindlich betrachtet, es gibt ‚zeitgemäße‘ gleichgeschlechtliche romantische Verirrungen – aber die Handlungen sind absehbar und die Wendungen oftmals unlogisch.

Systemfehler von Wolf Harlander (2021) ist ein Thriller, dessen Kernaussage sich leicht mit einem Satz beschreiben läßt: Das Handy als Symbol der Unterdrückung. Ich wusste doch, dass mein Misstrauen berechtigt war, LOL. Und als das Internet durch einen terroristischen Angriff – natürlich Islamisten – zusammenbricht, ist das Chaos groß. Spannend und ganz und gar nicht unrealistisch.

Zeitfuge von Michael J. Sullivan (2014/2015) ist ein Zeitreise-Roman, der gewisse Ähnlichkeiten mit dem Original von Wells zeigt. Es geht aber auch um die Identität im Zeitstrom, wenn man 2.000 Jahre in die Zukunft katapultiert wird. Empfehlenswert!

AERA – Die schwärzeste Nacht von Markus Heitz (2022) ist der zweite WOW!-Roman der Reihe um das Wiedererscheinen der alten Götter auf allen Kontinenten der Erde – während die bislang mächtigen monotheistischen Religionen zu bedeutungslosen Sekten verkümmern. Erster Güte.

Asteroidensturm von Ben Bova (2002/2005) ist nach dem Asteroidenkrieg der zweite Band der Trilogie, bei der es um die weitreichenden Implikationen des Asteroiden-Bergbaus geht. Die recht grob gezeichneten Charaktere agieren stark klischeehaft, etwa dump und antiquiert. Trotzdem gut lesbar – aber eben kein Spitzenroman.

Im Auge der Leere von Stefan Cernohuby und Melanie Vogeltanz (2023) ist ein mittelstarke Space Opera um den gefährlichsten Verbrecher der Galaxis, den die Menschheit allerdings dringend braucht, um einer galaktischen Bedrohung zu widerstehen – in einer Zeit, da bereits mehr als 3.000 Sternensysteme von Menschen besiedelt sind.

Upgrade von Blake Crouch (2022/2023) thematisiert eine Transformation durch eine unbekannte Substanz, welche die Sinne schärft, das Erinnerungsvermögen nahezu unschlagbar macht und zu fast übermenschlichen Kräften verhilft. Was im Fall des Protagonisten, des Special Agent Logan Ramsay, möglicherweise nützlich ist, da er damit beauftragt ist, abtrünnige Wissenschaftler aufzuspüren, die gegen das Verbot von DNS-Manipulationen verstoßen. Und der im Zuge seiner Nachforschungen einer globalen Verschwörung auf die Schliche kommt.

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