vonAchmed Khammas 28.04.2024

Der Datenscheich

Erneuerbare Energie, Science Fiction, Technikarchäologie und Naher Osten – verifiziert, subversiv, authentisch.

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Galaxias von Stephen Baxter (2021/2023) ist eine mitreißende Space-Opera, die beginnt, als die Sonne für 24 Stunden aus unserem System verschwindet. Ein Beweis für außerirdische Intelligenz, der allerdings mit erheblichen Katastrophen verbunden ist. Es gibt nur wenig Action, dafür werden große, elementare Fragen aufgeworfen und in Verbindung mit ergiebigen Analysen, Überlegungen und Schlußfolgerungen beantwortet. Der Sprung zum letzten Plot ist dann zwar gewaltig – und man hätte sich eine ausführlichere Darstellung gewünscht, aber auch so ist dieser Roman ein Leckerbissen für SF-Fans.

Nano – Jede Sekunde zählt von Phillip P. Peterson (2022) ist die auf Deutschland bezogene Variante der ‚Graue-Schmiere-Dystopie‘, auch wenn sie hier silbrig erscheint: Nanomaschinen, die außer Kontrolle geraten und das ganze Lande bedrohen – wenn nicht gar den gesamten Planeten. Spannend geschrieben und gut zu lesen, auch wenn die Kernidee nicht neu und der Plot absehbar ist.

Die Augen der Galaxis von Adrian Tchaikovsky (2022/2023) ist der 2. Band einer beeindruckenden Trilogie um die sogenannten Architekten, riesige Gebilde unbekannten Ursprungs, die plötzlich vor bewohnten Planten erscheinen und diese – samt allen gegen sie aufgebotenen Waffen und Technologien – so radikal umgestalten, daß nur noch tote Reste verbleiben, auch wenn in ästhetischer Form. Eine Space-Opera vom Feinsten. Ich dachte, ich hätte den ersten Band namens Die Scherben der Erde bereits rezensiert, kann dies aber gerade nicht finden. Der dritte Band befindet sich augenscheinlich noch in Übersetzung.

Virtua – KI-Kontrolle ist Illusion von Karl Olsberg (2023) erzählt die Geschichte des Psychologen Daniel – eine ziemliche Lusche –, der bei einem Konzern arbeitet, das eine KI entwickelt. Diese scheint sich aber nicht kontrollieren zu lassen … und das Geschehen nimmt seinen unvermeidlichen Lauf. Wird Virtua die Welt zerstören? Nun ja, in der Realität wie auch in aktuellen Romanen wird diese Frage häufig genug aufgeworfen, doch die Antworten sind nicht immer befriedigend.

Athos 2643 von Nils Westerboer (2022) bietet seltsame Denkwelten und kaum action auf dem Neptunmond Athos, wo sich ein Kloster befindet, in welchem ein Mord geschieht. Dich die Ermittlungen des Inquisitors Kartheiser und seines weiblichen Hologramms Zack werden durch die KI des Klosters behindert. Interessant, aber auch etwas ermüdend.

Projekt Pluto von Lucy Kissick (2022/2023) befaßt sich mit dem Plan zum Terraforming des weit entfernten Planeten (ja, ein Planet!), dem die Entdeckung von dortigem Leben (ja, Leben!) in die Quere kommt, die ausgerechnet durch ein kleines Mädchen erfolgt. Technisch anspruchslos widmet der Roman sehr viel Raum dem Konflikt und dessen Resultaten, die sich daraus ergeben, daß der Hauptplaner des Projekts ausgerechnet ihr Vater ist. Erst spät werden die dahinterstehenden Motive erklärt, und ganz nachvollziehen lassen sie sich trotzdem nicht.

Stark, der Traumdetektiv von Michael Marshall Smith (1994/2001) ist schräg, seltsam, witzig und albtraumhaft – mit einem leider unbefriedigenden Ende. Stark soll einen entführten Geheimdienstmitarbeiter aufspüren, in einer düsteren, verstörenden Zukunft, die authentischer wirkt als die glänzenden Utopias anderer Fiction-Romanciers. Man beachte das Erscheinungsdatum.

Corvus von Neal Stephenson (2019/2023) gehört zu den weniger spannenden Romanen des Ausnahme-Autors, denn er ist ein wenig weltfremd, beschreibt eine langweilige Quest, in welcher sich mehr oder weniger die gesamte Genesis wiederholt, ist streckenweise äußerst langatmig und hat einen schon früh absehbaren Plot. Kernthema ist das Hochladen eines Bewußtseins in die ‚Bitworld‘, die sich dann aber nicht als das erträumte Paradies entpuppt.

Das Meer von Wolfram Fleischhauer (2018/2019) st ein packender Thriller über die weltweite Fischerei-Mafia und die von ihr verursachten Zerstörung der Meere. Weniger SF als leider akute Lage, die sich in die lange Reihe entsprechender, vor Katastrophen warnender Romane.

Alpha & Omega – Apokalypse für Anfänger von Markus Orths (2017) gehört zu den amüsanten und humorvollen Endzeit-Romanen, die im deutschsprachigen Raum nur selten zu finden sind. Und dies trotz der Drohung einer globalen Vernichtung, die durch ein von Wissenschaftler in Nevada geschaffenes Schwarzes Loch. Der Autor brilliert mit seinem Wort- und Sprachwitz, der wahrlich preiswürdig ist. Chapeau!

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