vonAchmed Khammas 03.07.2024

Der Datenscheich

Erneuerbare Energie, Science Fiction, Technikarchäologie und Naher Osten – verifiziert, subversiv, authentisch.

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Tachyon – Der Planet von Brandon Q. Morris (2024) ist der dritte und finale Band der Reihe um ein Artefakt unbekannten Ursprungs, das die Körperchemie beeinflußt – auch die der Forscher, die sich damit befassen. Solche Trilogien sollte man stets hintereinander lesen, denn in dem komplexen Szenario mit Tachyonenlauscherinnen, Detektiven und sich an die Gurgel gehenden Machtblöcken im Sonnensystem verliert man sonst schnell den Faden. Insgesamt gesehen ist es eine Space Opera für Kenner, denen es bei Überlichtgeschwindigkeit nicht gleich übel wird.

Komet – Countdown zum Weltuntergang von Claire Holroyde (2021/2023) befaßt sich zwar mit dem drohenden Einschlag eines Asteroiden der Planetenkiller-Größe, geht allerdings weniger auf die technischen Details der Abwehrmaßnahmen ein, als auf die globalen psychologischen Auswirkungn des nahen Endes. Etwas schlicht gezeichnet, aber trotzdem gut lesbare Ferienlektüre.

Doktor Maxwells wunderliches Zeitversteck von Jodi Taylor (20125/2021) ist der vierte Band einer fast endlosen Reihe Zeitreiseromane, in denen die genannte Doktorin ‚Max‘ die Hauptrolle spielt. Die drei davorliegenden Bände waren mir bislang nicht in die Hände gefallen – was aber kein Problem dabei bildete, in das wahrlich wunderliche Geschehen einzutauchen. Die rasant erzählten Abenteuer sind voller trockenem, britischen Humor und köstlichen Details aus Psyche und Geschichte, ohne dabei durch übermäßige und ermüdende Detailversessenheit aufzufallen. Ob ich es ohne Zeitmaschine jemals schaffe, alle der bislang 13 erschienenen Bände zu lesen, ist allerdings ziemlich unwahrscheinlich. Übrigens sieht Jodi Tylor genauso aus wie Judi Dench… Klone?!

Am Abgrund des Krieges von Arkady Martine (2020/2022) ist der zweite Band nach Im Herzen des Imperiums – einer seltsame Space Opera voller Abenteuern, Intrigen und Geheimnissen in einem gewaltigen Raumimperium nach dem Muster des Aztekenreichs.

Companions – Der letzte Morgen von Katie M. Flynn (2020/2021) verbindet das Thema einer verheerenden Virusepidemie mit dem Hochladen des Bewußtseins verstorbener Personen in künstliche Körper – die dann als Gefährten der eingesperrten, panischen Bevölkerung eingesetzt werden. Eine interessante Idee, deren schriftliche Umsetzung allerdings etwas mehr Spannung verdient hätte.

Die Reinsten von Thore D. Hansen (2012/2021) ist das etwas zäh geschriebene (oder übersetzte?) Bild einer KI-beherrschten Zukunft, deren Elite – eben die Reinsten – als Wissenschaftler für die Regeneration des durch Kriege, Seuchen und Klimakatastrophen verwüsteten Planeten arbeiten. Und dann erweist sich alles doch als ganz anders.

…und der Herr kehrt zurück von Joe de Mers (1996/1998) gehört zu den vielen ‚Jesus-ist-wieder-da‘-Romanen, der diesmal im amerikanischen Süden spielt. Dunkle Quellen im Vatikan (gibt es denn andere?) senden umgehend ihre Killer aus, während ein Priester und eine Journalisten, die ‚Gottes Sohn‘ verfolgen, in gefährliche und rettende Abenteuer verwickelt werden. Oder ist letztlich alles eine Inszenierung noch dunklerer Mächte?

Neongrau – Game Over im Neurosubstrat von Aiki Mira (2023) spielt in Hamburg des Jahres 2112, das immer wieder von Starkregen geflutet wird. In einem gigantischen Stadion werden VR-Turniere abgehalten, zu denen Gamer aus der ganzen Welt anreisen. Go Kazumi bekommt das Angebot, für die Rahmani-Schwestern zu arbeiten, den berühmtesten Gamern Deutschlands. Die Beschreibung „Der Himmel ist heute ein blanker Bildschirm“ erinnert genauso wie der Titel an die goldene Cyperpunk-Epoche mit Autoren wie Neil Stephenson. Genauso kraftvoll und lebendig ist Aikis Roman, wenn auch etwas langatmig.

Quest von Andreas Eschbach (2001/2021) beschreibt die Suche nach dem sagenhaften Planeten, der als der Ursprung allen Lebens im Universum gilt. Während gleichzeitig die Legionen des machtgierigen Sternenkaisers mit unerbittlicher Härte ein Reich nach dem anderen unterwerfen.

Ruf der Unendlichkeit von Andreas Brandhorst (2022) gehört eher zu den verworrenen und anstrengenden Romanen des Vielschreibers, von dem ich schon weitaus Besseres gelesen habe. Ein letzter, unsterblicher Menssch im Dienste einer alten Superzivilisation – und immer gleich Millionen und Milliarde von Jahren und Lichtjahren. Wäre das Ganze ein paar Potenzen heruntergeschraubt, wäre es sicherlich eine ganz erbauliche Reise.

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