Nachdem wir heute die Stellenanzeige für ein Volontariat auch auf der Facebook-Seite der taz gepostet hatten, kamen dort und in diversen emails empörte Kommentare über die niedrige Bezahlung von 903,15 EURO/Monat an: „Beschämende Bezahlung!“ – „Als linke Tageszeitung sollten sie sich doch einen Stundenlohn überlegen, der über 5,39 liegt. (Berechnungsgrundlage: 903,15‚/ 4,35 Wochen / 38,5 Wochenstunden )“ – „Pure Ausbeutung… Das sollte sich kein Volo, der dort künftig arbeiten will, gefallen lassen“. So und so ähnlich lauteten die Kommentare – und sie scheinen verständlich, doch nur auf den ersten Blick und wenn man die taz nicht kennt. Als selbstverwalteter Betrieb haben sich die Mitarbeitenden der taz von Beginn an für sehr niedrige Gehälter entschieden, weil die Zeitung anders gar nicht machbar gewesen wäre. Die Gründergeneration verzichtete am Anfang zum Großteil oft völlig auf eine Bezahlung und finanzierte die Arbeit für das Projekt „tageszeitung“ durch nächtliches Taxifahren oder andere Nebenjobs, auch der dann bald eingeführte Einheitslohn von 800,00 und später 1000,00 D-Mark im Monat war mehr als bescheiden – und trotz zahlreicher Lohnerhöhungen in den verganenen Jahrzehnten sind die Gehälter im Hause taz auf diesem niedrigen Niveau geblieben. Denn anders wäre die Zeitung auch heute nicht machbar. Als auf der letzten Generalversammlung der taz-Genossenschaft die Forderung nach Tariflöhnen gestellt wurde, machte die Geschäftsleitung eine einfache Rechnung auf: derzeit liegen die Gehälter auf etwa 2/3 der in der Branche üblichen Tarife. Bei Bezahlung des vollen Tariflohns müßten also entweder 1/3 der Belegschaft entlassen werden – oder 12.000 Abonnements hinzukommen. Da Ersteres nicht wünschenswert und Letzteres kurzfristig unrealistisch ist, wird sich am Gehaltsniveau der taz also so bald nichts ändern. Weder für die Volontariate, noch für die Redaktion oder den Verlag – denn alle werden auf einem niedrigen Level entlohnt. Und dennoch arbeiten die meisten sehr gerne für die taz, weil das kleinere Geld durch größere Möglichkeiten, Freiheiten und ein einzigartiges Umfeld durchaus aufgewogen wird.
Siehe auch: Die Einnahmen und Ausgaben der taz
UPDATE: Da unterschiedliche Darstellungen im Internet kursieren und im Fernsehen geäußert werden, noch mal ganz deutlich:
Die taz zahlt etwa ein Drittel weniger als der Tarif für ZeitungsredakteurInnen beträgt (die Differenz hängt u.a. von der Zahl der Kinder ab, da gibt es Zuschläge). Dennoch zahlt die taz ihren MitarbeiterInnen (außer VolontärInnen) etwa das Doppelte des geplanten Mindestlohns von 8,50 Euro brutto pro Stunde.
Nee, sieht die taz auch ein, das manche Gegebenheiten einfach keinen höheren Lohn zu lassen. Endlich seht ihr das ein. Ein flächendeckender Mindestlohn mach die TAZ kaputt. Wo sind ihre Artikel gegen einen gesetzlichen Mindestlohn??? Nur Tarifpartner koennen den angemessenen Lohn definieren..