vonandreas bull 17.05.2021

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Einblicken, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

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Die von der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V. (IVW) gemeldeten Auflagen der Tageszeitungen zeigen auch im 1. Quartal 2021 unverdrossen den gleichen Trend: Es geht kontinuierlich bergab. Im vergangenen Jahr schmolz der Markt um weitere 4 Prozent auf derzeit gerade einmal noch 14 Millionen Exemplare (vor fünf Jahren waren es noch 17,6 Millionen).

Noch deutlicher fällt der Verlust mit über 6 Prozent bei den gedruckten Exemplaren aus. Die digitalen ePaper-Ausgaben der gedruckten Stücke mildern zwar den Rückgang, können ihn aber keineswegs aufhalten, zumal von deren rund 1,9 Millionen mitgezählten Verkäufen knapp 840.000, also 44 Prozent, als „Sonstige Verkäufe“ gelten, für die nach den Definitionen der IVW weniger als die Hälfte des regulären Verkaufspreises des gedruckten Produktes berechnet wurden.

Gegen diesen Trend kommt auch die taz nicht vollständig an. Zwar kann sie gegenüber dem Vorjahresquartal bei den Verkäufen insgesamt sogar ein Plus von 4 Prozent melden. Abzüglich des darin enthaltenen ePaper-Anteils sinkt die Auflage der täglich gedruckten Zeitungen jedoch dann doch auch um gut 5 Prozent. Das ist zwar nicht schön, aber wir können das durchaus auch als Nachweis des Erfolgs unserer digitalen Angebote interpretieren, die mit sorgsam entwickelten Apps für Smartphones und Tablet-Computer und ePaper-Ausgaben für Desk- und Laptop den veränderten Lesegewohnheiten bestens entgegenkommt. Nicht nur die Leserinnen und Leser der taz, sondern offenbar auch der Art Directors Club sieht das so und hat die taz App soeben mit dem bronzenen Nagel ausgezeichnet.

Aus Sicht der IVW wirken diese Zahlen als Währung der Medien in ihrer Eigenschaft als Werbeträger. Das ist im Fall der taz bekanntermaßen von untergeordneter Bedeutung, bleibt sie mit einem Umsatzanteil von weniger als 10 Prozent doch weitestgehend unabhängig vom Anzeigenmarkt. Mit den tatsächlich erreichten Lesenden kann die Redaktion der taz in gesellschaftlichen Auseinandersetzungen Einfluss geltend machen. Gerade jetzt, im Hinblick auf das gesellschaftliche und geologische Klima und die bevorstehenden Wahlen, kann die taz hilfreich sein, politische Mehrheiten zu erreichen.

Investitionen in die publizistische Schlagkraft

Mit den digital publizierten Beiträgen der taz-Redaktion im Internet können wir den dafür benötigten Zuwachs an Reichweite realisieren. Gegenüber den ersten vier Monaten des vergangenen Jahres stiegen die Besuche auf taz.de mit monatlich 1,7 Millionen um 19 Prozent auf nunmehr 10,8 Millionen Visits. Dass dies nicht lediglich luftige Klicks sind, ist am besten durch die gleichfalls steigende Zahl der regelmäßigen Förderbeträge nachzuweisen, die unsere Lesenden in unser freiwilliges Bezahlmodell taz zahl ich einbringen. Deren Zahl stieg dabei gleich mit 6.300 um gut 28 Prozent auf jetzt über 28.700.

Ein weiterer, für die politische und wirtschaftliche Kraft des Unternehmens taz wichtiger Aspekt ist die Diversität der journalistischen Angebote, die unter dem Dach der wachsenden taz Genossenschaft publiziert werden. Hier ist es gerade in diesen Tagen gelungen, ein lange angestrebtes Ziel zu erreichen: über 100.000 Lesende, die regelmäßige Beiträge für die Arbeit der Redaktion bezahlen und damit deren Arbeit würdigen und ermöglichen.

Das alles sind sehr gute und ermutigende Nachrichten aus dem Hause taz. Aber wie es im Journalismus so ernüchternd heißt, sind gute Nachrichten eigentlich keine Nachrichten. Daher zum Schluss noch die Bemerkung: Bei allem Erfolg wirtschaftet die taz in einem schwierigen Markt immer am Rande der Überlebensfähigkeit, was die Mitarbeitenden jeden Monat erneut bitter feststellen müssen. Aber immer wieder sind es auch Investitionen in die publizistische Schlagkraft, in die erzielte Überschüsse fließen, um die eigenen journalistischen Ambitionen zu fördern. Dass dies seit vielen Jahren so gut klappt, ist den vielen Lesenden der taz zu verdanken, die das Projekt immer wieder solidarisch unterstützen. Bleiben Sie dabei und motivieren Sie andere, ebenfalls mitzumachen!

Von Andreas Bull, Geschäftsführer der taz. An dieser Stelle erörtert er in loser Folge die wirtschaftlichen Gegebenheiten unseres Medienhauses.

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