von 24.08.2013

taz Hausblog

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Zur Entscheidung von Ines Pohl, einen Artikel über die Grünen und Pädophilie am vergangenen Wochenende wegen handwerklicher Mängel nicht abzudrucken, schreibt Michael Hanfeld auf www.faz.net: „so vermittelt die taz – verbunden mit unkritischen Stücken zu diesem Thema zuvor –, den Eindruck einer Parteizeitung der Grünen“.

 

Mir erschließt sich nicht, wie Herr Hanfeld zu diesem Eindruck kommt. In der taz sind eine Reihe von Artikeln zur Pädophilie und den Grünen erschienen, die sich kritisch mit den damaligen Positionen der Partei und der heutigen Aufarbeitung auseinandersetzen. Einige Auszüge:

 

Am 13. August schrieb Stefan Reinecke in einem Kommentar „über die Grünen und die Vergangenheit“:

Wenn man liest, mit welchem Selbstverwirklichungsfuror damals für das Recht auf Sex mit Kindern agitiert wurde, verschlägt es einem die Sprache. Wie konnten Leute, die sich Menschenrechte und Emanzipation auf die Fahne schrieben, das tolerieren? Wie konnte man das offenkundige Machtgefälle zwischen Erwachsenen und Kindern übersehen?

 

Das hatte mit einem verkrümmten Freiheitsbegriff zu tun, dem zufolge nur Verbieten verboten war. Und mit einem krude ideologisierten Bild von Kindern als edle Wilde. Das Kind war eine Projektionsfläche. Die Erwachsenen waren vom System deformiert, die Kinder rein, unverfälscht, deshalb mussten sie auch in ihrer Sexualität schrankenlos sein dürfen.

Am gleichen Tag schrieb Alice Schwarzer in der taz:

Und genau das war – und ist! – das Problem in diesem ach so progressiven Milieu: Die gesellschaftlichen Machtverhältnisse werden angeprangert – die privaten Machtverhältnisse jedoch geleugnet. Das gilt für Erwachsene und Kinder wie für Männer und Frauen. Letzteres bis heute. (…)

 

Die Grünen verstehen sich als die Erben der 68er. Aber ob zum Beispiel der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, 52, überhaupt ahnt, was Amendt damit gemeint haben könnte? Beck kann sich nicht auf die Gnade der späten Geburt zurückziehen. Er war Mitte der 80er Jahre in der SchwuP aktiv (Bundesarbeitsgemeinschaft Schwule, Päderasten und Transsexuelle) beziehungsweise ist „ein-, zweimal da gewesen“, wie er heute sagt. Die SchwuP war die Speerspitze im Kampf um die Liberalisierung der Pädophilie. Beck forderte noch 1988 in einem Text die Entkriminalisierung der Pädosexualität. (…)

Am 27. Mai schrieb Ulrich Schulte in seinem Kommentar mit dem Titel „Aufklärer wider Willen“:

Endlich. Endlich haben sich die Grünen dafür entschieden, ein schmutziges Kapitel ihrer Geschichte wissenschaftlich aufklären zu lassen. Ein prominenter Politologe der Göttinger Universität wird jetzt untersuchen, wie weit der Einfluss pädophiler Gruppen in der Partei in den 80er Jahren reichte. Dieser Schritt ist nicht nur richtig, er war überfällig. Nur eine unabhängige Instanz kann diese unselige Verstrickung ein für alle Mal klären, nur sie besitzt die dafür nötige Glaubwürdigkeit. (…)

 

Und hier kommt die aktuelle Führung der Grünen ins Spiel. Sie muss sich vorwerfen lassen, viel zu spät zu handeln. Und das Thema in der Vergangenheit dramatisch unterschätzt zu haben. Es gab seit den 80ern wahrlich genug Anlässe, die Pädophilie-Verstrickung mit einer umfassenden, neutralen Studie aufzuarbeiten. Doch auf diesen Gedanken sind die Grünen, die anderen gerne Intransparenz vorwerfen, nie gekommen. Nun bleibt ein unschöner Eindruck: Die Grünen mutieren nur deshalb zu engagierten Aufklärern, weil sie Schaden im Wahljahr fürchten.

Am 13. Mai schrieb Christian Füller in dem Artikel „Im Zentrum der Macht„:

Der Bundestagsabgeordnete Volker Beck wird nicht müde zu betonen, dass Päderasten nie eine formelle Arbeitsgemeinschaft der Grünen geworden seien. Das stimmt. Die Grünen taten sich als Partei zwar schwer, die Befürworter von – wie die es nannten – „Sex mit Kindern” abzuwehren, aber es gelang ihnen schließlich. Dennoch war der Einfluss der Bundesarbeitsgemeinschaft „Schwule, Päderasten und Transsexuelle” viel größer, als Beck behauptet. Denn sie arbeiteten jahrelang direkt der Bundestagsfraktion der Grünen zu – und wurden auch von ihr finanziert. Die Schwulen und Päderasten, parteiintern gern mit dem Kosewort SchwuPs verniedlicht, saßen mit an den Schalthebeln. Das geht aus Unterlagen aus dem Parteiarchiv „Grünes Gedächtnis” vor, die der taz vorliegen.

 

(…) Was Beck nicht erzählt, ist die Vorgeschichte – die von Einfluss und Mitarbeit durch die Schwulen und Päderasten in der Bundestagsfraktion. Die Päderasten-AG setzte sich dort massiv dafür ein, „Sexualität zu entkriminalisieren”. Das bedeutet: Die AG SchwuPs wollte unter anderem den Paragrafen 176 des Strafgesetzbuches ersatzlos streichen. Das ist der Paragraf, der sexuelle Gewalt gegen Kinder unter Strafe stellt.

 

(…) Die Päderasten arbeiteten lange in der Fraktion mit und waren seit 1984 sogar ganz formell dem Arbeitskreis III der Fraktion zugeordnet, „Recht und Gesellschaft”. Die vermeintliche Splittergruppe saß im Zentrum der Macht.

 

Volker Becks Heldengeschichte suggeriert, dass die Grünen sich von den Päderasten trennten. Es waren aber nicht etwa die grünen Abgeordneten, die die Päderasten vor die Tür setzten. Diese sagten sich von sich aus im Februar 1985 von der Fraktion los – um „künftig mehr in die ganze Partei hineinzuagieren” (…)

 

Solche Passagen lesen die Grünen heute nicht gerne. „Manche versuchen nun, die Positionen einzelner Gruppen in der Vergangenheit zu einer vermeintlich laxen Haltung der Grünen gegenüber dem sexuellen Missbrauch von Kindern umzudeuten”, sagte Parteichef Cem Özdemir dazu. Es waren aber nicht einzelne Gruppen, sondern es war das Programm der Partei, das eine laxe Haltung zeigte.

Beachtenswert ist auch die Berichterstattung der taz in Bezug auf Daniel Cohn-Bendit und die Odenwaldschule. Viele Medien haben berichtet, dass Cohn-Bendit dort zur Schule ging (so auch die FAZ, nämlich am 8., 11., 17. und 19. März 2010). In der taz war zu lesen, dass Cohn-Bendit auch später in den Achtzigerjahren noch Einfluss auf die Schule genommen hat:

Damals stießen sich in der Odenwaldschule Lehrer daran, dass Schüler miteinander Sex hatten – und die Schule dies als Normalität hinnahm. Einige Lehrer protestierten, der Pädagoge Salman Ansari forderte damals eine Schulversammlung, um die Grenzen von Körperlichkeit und Sexualität eindeutig zu definieren. Tatsächlich kam es dann zu der Versammlung – aber ganz anders, als Ansari sich das vorgestellt hatte. Gerold Becker, der damalige Schulleiter, berief kurzerhand eine Versammlung ein, bei der ein berühmter Sohn der Schule den Weg in den Odenwald fand: Daniel Cohn-Bendit. Sein Auftritt wurde ein Triumph – für die sogenannten Kinderfreunde. In die Sexualität der Schüler habe sich niemand einzumischen, donnerte Dany. Und sein volksdemokratischer Resonanzkörper hallte zurück. Schüler wie selbsternannte Kinderfreunde jubelten. Mit Cohn-Bendits Auftritt war klar: Lehrer dürfen keine Grenzen ziehen. Das promiske und – wie wir heute wissen – pädosexuelle Internat im Odenwald blieb grenzenlos.

In der Parteizeitung der Grünen wurde über diese Episode nicht berichtet – und auch nicht in der FAZ.

 

Nachtrag: Am 13. September erschien in der taz ein Interview mit dem Pädagogen Manfred Kappeler. Er sagt darin unter anderem:

 

Das Herumlavieren von Grünen-Politikern wie Daniel Cohn-Bendit oder Volker Beck finde ich enttäuschend. Es geht ums Herausreden, sondern darum, Dinge genau zu benennen, die Fakten und die zeitgeschichtliche Lage. (…)

 

Die Partei hätte schon vor einigen Jahren offensiv Stellung beziehen müssen, als man über sexuelle Gewalt am katholischen Canisius-Kolleg in Berlin oder der reformpädagogischen Odenwaldschule redete. Sie hätte von sich aus offenlegen sollen, wie es etwa zu der Bundesarbeitsgemeinschaft Schwule, Päderasten und Transsexuelle kam. (…)

 

Die Grünen haben eine Verantwortung für ihre Mitglieder und auch für andere Menschen aus ihrem linksalternativen Umfeld. Sie waren ja damals nicht nur eine Partei, sondern eine Bewegung, die die verschiedensten Milieus umfasste. Sie sollten deshalb klar sagen: Es ist wahrscheinlich, dass auch in unseren Zusammenhängen Kinder und Jugendliche von Erwachsenen sexuelle Gewalt erfahren haben. (…)

 

Eine Telefonhotline wäre die richtige Vorgehensweise, um Betroffene zu ermutigen, sich zu melden. Bei den Grünen gibt es ja sehr viele Pädagoginnen und Pädagogen, auch 35-Jährige, die damals noch nicht geboren waren. Wenn es aus diesen Reihen eine ausgestreckte Hand für die Opfer gäbe, das wäre doch mal was!

 

Am 16. September erschien ein Gastbeitrag von Franz Walter und Stephan Klecha, die von den Grünen beauftragt wurden, über ihre pädosexuelle Vergangenheit zu forschen.

Die Grünen halten lieber den Mund, murmeln höchstens von einem besonderen Zeitgeist, raunen von Verirrten und Sektierern, die man längst hinter sich gelassen habe. Nein, mit dem Thema Pädophilie lässt sich für Grüne nicht gut wahlkämpfen.

 

So ist das. Und doch konsterniert die Sprachlosigkeit der grünen Führungsriege. Sie legt einen gravierenden Verlust des zuvor so strotzenden Selbstbewusstseins offen – gerade in der moralischen Hybris, die Partei der Guten zu sein. Der Versuch zu erklären, zu erläutern, auch zu historisieren, wird gar nicht erst unternommen. Geeignete Zeitzeugen dafür hätte die Partei reichlich. Stattdessen hat sich bei den Grünen ein Gemisch aus Ratlosigkeit, Lähmung, ja: Furcht vor der Debatte breitgemacht. (…)

 

Jürgen Trittin hat vor Kurzem darauf verwiesen, dass es „absurde und irrige Vorstellungen“ gewesen seien, die sich in einige Bundes- und Landesprogramme der Grünen hineingeschlängelt hätten. Aber es gab sie, nicht zu knapp, und sie vagabundierten kräftig durch die linksalternativen Milieus, schlugen sich auch in Kommunalwahlprogrammen von Grünen-Wählergemeinschaften nieder, etwa in Göttingen und Hannover im Jahr 1981. In Göttingen übrigens verantwortete der heutige Spitzenkandidat der Grünen für die Bundestagswahlen, Jürgen Trittin, damals noch Student und einer der Göttinger Stadtratskandidaten, presserechtlich dieses Wahlprogramm der Alternativen-Grünen-Initiativen-Liste (AGIL). Er ist als eines von fünf Mitgliedern der Schlussredaktion aufgeführt, nur hinter Trittins Namen steht in Klammern V.i.S.d.P. – die Abkürzung für „Verantwortlich im Sinne des Presserechts“. Der Programmabschnitt „Schwule und Lesben“ ist unterzeichnet mit „Homosexuelle Aktion Göttingen“. Die AGIL in Göttingen hatte damit also einfach den Forderungskatalog dieser Gruppierung übernommen – dieses Procedere ist nicht ungewöhnlich für die Grünen in dieser Zeit, die sich damals als Sammlungskraft für sehr unterschiedliche Bewegungen verstanden. Dazu gehörte es auch, verschiedensten Gruppierungen als Plattform zu dienen und ihnen Raum zu geben. Die Göttinger AGIL plädierte 1981 im Programmabschnitt „Schwule und Lesben“ ganz auf der Linie des Grünen-Grundsatzprogramms auf Bundesebene für eine strafrechtliche Freistellung von sexuellen Handlungen zwischen Kindern und Erwachsenen, die nicht unter Anwendung und Androhung von Gewalt zustande kamen.

 

Die kollektive Amnesie im Alternativmilieu zeigt: Die Debatte über die damals strittigen Strafrechtsparagrafen und die Politik pädophiler Gruppen fängt erst an. (…)

 

Bei den Grünen, wie bei vielen Bürgerrechtsliberalen, sah man so anfangs über die strukturellen Macht- und Durchsetzungsdifferenzen zwischen Erwachsenen und Kindern hinweg. Man setzte sich nicht damit auseinander, wie subtil der Wille von Kindern jenseits der Anwendung von Gewalt gebrochen werden konnte und welche traumatischen Auswirkungen das auf die weitere Biografie haben musste. Dergleichen warnende Hinweise gab es, bereits damals, durchaus von kundigen Zeitgenossen, aber sie wurden in der Gründungszeit der grünen Partei ignoriert.

 

Den letzten Artikel griffen unter anderem auf: Der Spiegel, die Zeit, der Focus, die Süddeutsche Zeitung, n-tv, die Wirtschaftswoche, die Frankfurter Rundschau, der Guardian, der Huffington Post, der Standard, der Telegraph, das Wall Street Journal, Fox News, die Welt, die Bild-Zeitung, der Kölner Stadt-Anzeiger, die Westdeutsche Zeitung, die Hannoversche Allgemeine Zeitung, der Tagesspiegel, die Augsburger Allgemeine Zeitung, die Passauer Neue Presse, die Cellesche Zeitung – und auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

 

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https://blogs.taz.de/hausblog/die-taz-als-parteizeitung-der-gruenen/

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kommentare

  • So eine tendenziöse Kampagne gegen die Grünen habe ich von d. TAZ nicht erwartet.
    (Schön Gruß von der konservativen Presse + CDU)

    Jetzt weiß ich genau welche Zeitung NIE kaufen werde.

  • oh mann, kocht dieser uralte scheiss wieder hoch? die gruenen waren damals eine junge partei, von den ethablierten (auch der presse) als total „pfui“ angesehen, und man warf ihnen insbesondere vor, gar kein richtiges parteiprogramm zu haben. na, was macht so eine partei dann? da gibt es diverse ausschuesse zu diversen themen, die sich mal gedanken machen sollen. und so gab es diesen schwulen- und paederastenausschuss, und dreimal duerft ihr raten, was da wohl fuer typen drin waren. (tipp: es interessiert sich ja nicht jeder fuer das thema, insbesondere damals nicht.) und so kann man sich auch denken, was so ein ausschuss dann beschliesst… die verschiedenen ausschuesse haben also jeweils ihre papiere beschlossen, und irgendwann ist das ganze dann zusammengetackert worden mit der ueberschrift „parteiprogramm“. sicher, das haette so nie passieren duerfen. und so hat damals auch die presse das programm gelesen, und das gab einen handfesten skandal, der die gruenen wohl auch viele waehlerstimmen gekostet hat.

  • Nicht nur der Spiegelstrich bei dem Hanfeld hätte sich mit diesem Blog-Beitrag erledigt. Des weiteren stützt Hanfeld seinen kurzen Beitrag doch auf den Niggemeier, der ja darauf besteht, der bewusste Text sei gar nicht zur Bearbeitung zurück gegeben, sondern endgültig gekippt worden. Aber was heißt denn in dem Zusammenhang ‚endgültig gekippt‘? vielleicht ist ja das Angebot, ihn zu überarbeiten, nicht gesehen worden. Die ganze Aufregung kommt im Grunde zustande, weil im Raum steht, die taz werde keinen Grünen-kritischen Text in Sachen Pädophilie mehr drucken vor der Wahl, der Hanfeld meint gar: einen Grünen-kritischen im allgemeinen, Parteizeitung eben (wobei Hanfeld eine bestimmte Art von Parteizeitung vor Augen haben muss, aber das ist ein anderes Thema). Jedenfalls ist das Humbug angesichts der oben aufgelisteten Serie, die sicherlich eine Fortsetzung finden wird, sei sie nun von Füller oder jemand anderem.
    Dessen aktuellen Text kann man nach dessen Veröffentlichung via Niggemeier ja nicht mehr überarbeiten, womit Niggemeier einer eventuellen Überarbeitung zuvor gekommen ist. Das dürfte auch der Grund dafür sein, dass er sogar im taz-Hausblog daran fest hält, es hätte keine Überarbeitungsabsicht gegeben – denn dann würde sich ja seine Veröffentlichungsentscheidung auch nicht mehr rechtfertigen.

    Es wird nun ein anderes Stück sein müssen, mit dem die Debatte fort zu setzen ist. Dieser Fortsetzung steht der Füller-Text derzeit mehr im Wege als dass er ihr nützt.

  • Ach so, Sebastian heiser, Sie lesen den Kommentar von Stefan Reinecke also tatsächlich als Kritik an den Grünen? Ich fand den und vor allem die von Ihnen ausgewählte Passage eher relativierend.
    Und wie fanden Sie denn eigentlich die taz-Titelseite neulich im Stile einer Grünen-Parteizeitung?

    • Stefan Reinecke versucht in der Tat, eine Erklärung für die Pädophilie-Positionen der Grünen zu finden. Genau wie übrigens auch Christian Füller. Füller erklärt, die Grünen seien Gläbuige, bei denen es Empathie nur für die Opfer der anderen gibt. Reinecke sieht die Erklärung in einem „verkrümmten Freiheitsbegriff“ und einem „krude ideologisierten Bild von Kindern“. Beides habe ich nicht als relativierende Erklärung verstanden, sondern als kritisierende.

      Dass die taz allgemein häufiger den Grünen-Positionen nahesteht als die FAZ, das gestehe ich gerne zu. Es kann sogar auch sein, dass bei uns Artikel erscheinen, die genausogut auch in der Grünen-Parteizeitung hätten erscheinen können. Wenn ein Redakteur gut findet, was die Grünen machen, dann schreibt er das auch in seinen Kommentar zum Thema.. Aber der Vorwurf ist ja ein anderer: Die taz vermittele den Eindruck, in Gänze eine Parteizeitung der Grünen zu sein. Das hieße ja, dass wir uns vom Journalismus verabschiedet haben, um uns ins Feld der Politik-PR zu begeben. Wir berichten also nicht mehr, was wir für wichtig halten, und wir kommentieren nicht mehr, was wir für richtig halten, sondern wir schreiben nur noch, was den Grünen nützt. Das ist so weit weg entfernt von unserem Selbstverständnis und unserer täglichen Arbeit, dass ich nicht nachvollziehen kann, wie man darauf kommt.

      • Vielleicht führt das Selbstverständnis auf den falschen Weg. Nur weil man sich für kritische Journalisten hält, muss man es nicht auch sein.

        • Darum wurden hier zum Glück Links zu den Artikeln gepostet und Auszüge daraus veröffentlicht, damit es jeder nachprüfen kann und sich ein eigenes Urteil bilden.

  • Das ist ja ekelhaft, Sebastian Heiser! Sie versachlichen Debatten immer (weisen Sie mir jetzt ja nicht nach, dass „immer“ nicht stimmt). Das macht dann keinen Spaß mehr! Bissige Kommentare zu schreiben.

    Taten Sie schon mal, als ich Ihrer Zeitung Parteilichkeit gegenüber den Grünen vorwarf. Als ein taz-Redakteur sich als Mitglied der SPD outete:
    http://blogs.taz.de/hausblog/2013/01/13/bekenntnis-ich-bin-taz-redakteur-und-parteimitglied/

    Spielverderber!

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